Neue Verwaltungsreferentinnen und -referenten bieten Begleitung für Kirchenpfleger und Kirchenverwaltungen an. Aktuell gibt es Sprechstunden zur Grundsteuerreform.
Im Pfarrheim gibt es nicht nur Räume für kirchliche Gruppen, sondern auch eine Mietwohnung? Der Vorplatz der Kirche ist zum Teil an eine Gastwirtschaft verpachtet? Oder im Pfarrhaus wohnt mittlerweile eine Familie zur Miete? Im Zuge der Grundsteuerreform bei Körperschaften des öffentlichen Rechts müssen auch die Kirchenstiftungen sich gegenüber den Finanzämtern erklären. Zwar sind Kirchengebäude und gemeinnützig genutzte Flächen in der Regel steuerfrei, doch gibt es immer wieder auch "Sonderfälle". Zusätzlich verlangen die Finanzämter die Erklärung bezüglich der Grundsteuer für Dienstwohnungen von Priestern, auch wenn diese steuerbefreit sind. So sind doch einige Kirchenstiftungen zur Abgabe einer Grundsteuererklärung verpflichtet. Um die Kirchenpfleger bei der Grundsteuererklärung zu unterstützen, bieten die Verwaltungsreferentinnen und -referenten im Bistum Würzburg derzeit Sprechstunden vor Ort an - eines von vielen Angeboten dieser neuen Berufsgruppe.
Anja Steyer, Verwaltungsreferentin im Dekanat Bad Kissingen, beriet im Pfarrbüro von Oerlenbach einen Vormittag lang Ehrenamtliche zu den neuen Vorgaben der Grundsteuererklärung.
Der Kindergarten Sankt Martin in Eltingshausen (Pfarreiengemeinschaft Immanuel, Oerlenbach) ist als kirchliches Gebäude eigentlich von der Grundsteuer befreit. Doch im Obergeschoss befindet sich eine Mietwohnung mit Terrasse.
Neben vielen anderen Unterlagen hat Johanna Schaumberg, Rechnungsfertigerin bei der Kirchenverwaltung, auch den Mietvertrag mitgebracht, in dem die genauen Quadratmeterzahlen aufgeführt sind. Auch im Pfarrheim, das von verschiedenen kirchlichen Gruppen genutzt wird, gibt es eine Mietwohnung samt Garage. Doch für das Pfarrheim habe sie weder Quadratmeterzahlen noch einen Bauplan gefunden, erklärt Schaumberg.
Wie Detektivarbeit
Steyer überlegt kurz. "Normalerweise gibt es zu einem Pfarrheim Baupläne, aber oft sind diese nicht mehr vor Ort. Vielleicht sind sie in Würzburg archiviert." Gemeinsam mit Schaumberg erstellt sie eine Liste der fehlenden Daten und möglicher Ansprechpartner. Der Bauplan für das Pfarrheim, erläutert sie, könnte beim Referat Liegenschaften im Bischöflichen Ordinariat vorliegen. "Ich schlage vor, dass wir erst einmal die fehlenden Daten finden." Die Verwaltungsreferentin notiert sich die nötigen Daten, um beim Referat Liegenschaften anzufragen. Zudem bietet sie an, beim Ausfüllen des Formulars für die Grundsteuererklärung zu helfen.
"Es hat etwas von Detektivarbeit. Wenn man die Daten aufdröselt, stellt sich oft heraus, dass alles halb so wild ist", sagt Steyer. Sie arbeite sich gerne in neue Themengebiete ein. Vier Sprechstunden zur Grundsteuer hat sie im Dekanat Bad Kissingen schon abgehalten, vier weitere sind derzeit geplant. Zudem bietet sie nach Absprache Termine im Dekanatsbüro Bad Kissingen an. 32 Anmeldungen habe sie bislang verzeichnet, das seien rund ein Drittel der Kirchenstiftungen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Jede Sprechstunde sei anders: "Manche haben auch schon komplett ausgefüllte Formulare dabei."
Vernetzung der richtigen Stellen
Es ist bereits die zweite Sprechstunde seit ihrem Dienstantritt am 1. März. Im Frühjahr habe sie Sprechstunden zur Umsatzsteuer angeboten, außerdem Schulungen zur Finanzsoftware "Simba". "Ich sehe mich als Dienstleisterin für die Kirchenpflegerinnen und -pfleger, die Kirchenverwaltungen und die pastoralen Mitarbeiter", sagt Steyer. Ihr Ziel sei es, die Ehrenamtlichen so gut zu unterstützen, dass bei der nächsten Kirchenverwaltungswahl im Jahr 2024 der eine oder andere sage: "Ich mache doch noch eine Periode weiter." Oder, ergänzt Christof Brod, Koordinator für die Verwaltungsreferentinnen und -referenten, dass sich mehr Leute zutrauen, neu einzusteigen.