Familienbetrieb mit Tradition

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Sie machten aus dem Wäschegeschäft ein modernes Modehaus: (von links) Inhaber Ralf Ludewig (50) mit seinen Eltern Karin (75) und Gerhard Ludewig (84). Foto: Sigismund von Dobschütz
Sie machten aus dem Wäschegeschäft ein modernes Modehaus: (von links) Inhaber Ralf Ludewig (50) mit seinen Eltern Karin (75) und Gerhard Ludewig (84).  Foto: Sigismund von Dobschütz

Vom Wäschegeschäft zum Modehaus: Ludewig in Bad Kissingen wird 70. Durch Zufall kam der Gründer einst nach in die Kurstadt.

Vor 70 Jahren eröffnete der aus Dresden stammende Kaufmann Karl Ludewig (1902 bis 1978) mit Ehefrau Luise in der Brunnengasse ein Wäschegeschäft für Damen. Seit 1999 führt Enkel Ralf Ludewig (50) das Modehaus mit auf 250 Quadratmeter verdoppelter Verkaufsfläche, unterstützt von zehn Mitarbeiterinnen und zwei Auszubildenden.


Zunächst nur für Damen

Schon 15 Jahre lang hatte Karl Ludewig in Dresden am Altmarkt ein florierendes Wäschegeschäft. Nach Bombardierung der Stadt und sowjetischer Besetzung suchte der Kaufmann im Westen eine neue Heimat. Nur ein Zufall hielt ihn auf dem Weg nach München in Bad Kissingen fest, wo er zur Weihnachtszeit 1948 im Haus Brunnengasse 1 sein Wäschegeschäft für Damen aufmachte.
Nach Einstieg seines Sohnes Gerhard erwarb Ludewig 1954 das Nachbargebäude, den früheren Ratskeller, das bis 1975 zunächst nur als Lagerraum, Schneiderei und Büro diente. Außerdem wurde das Sortiment um Herrenartikel erweitert, die in einem dritten Haus direkt am Marktplatz (heute Eiscafé l'alternativa) verkauft wurden. Erst seit 2005, nach unzähligen Umbauten, baulichen Erweiterungen und Renovierungen, kennt man das Modehaus Ludewig in seiner heutigen Form.
"Zwischen den Anfangsjahren und heute liegen Welten", vergleicht Seniorchef Gerhard Ludewig (84). Die ersten zwei Jahrzehnte nach Kriegsende waren schwierig. Man bekam kaum anständige Ware. Bad Kissingen war Grenzgebiet, verkehrstechnisch schlecht angebunden und gehörte nicht zu den umsatzversprechenden Zielen reisender Handelsvertreter. Erst als 1968 die Autobahn in Betrieb war, "kam das Wirtschaftswunder verspätet bei uns an".

Zu jener Zeit übernahm Gerhard Ludewig das Geschäft. Die Zahl der Kurgäste wuchs. Da sie damals noch wochenlang blieben, kauften sie bei Ludewig zusätzliche Wäsche oder stockten die Abendgarderobe auf. "Damals genossen die Gäste das Einkaufserlebnis im Staatsbad", erinnert sich der Seniorchef. Hier herrschte eine andere Einkaufsatmosphäre als zu Hause.


Vieles leichter, vieles schwieriger

"Heute ist alles anders, vieles ist leichter als früher, vieles schwieriger", ergänzt Sohn Ralf. Einfacher ist die Warenbeschaffung. "Heute bekommt man jeden Hersteller, den man für sein Sortiment braucht." Auch Verwaltungsaufwand und Zahlungsverkehr sind einfacher. Dafür ist die Kundengewinnung viel schwieriger.
"Der Kunde von heute hat kaum mehr echten Bedarf", weiß Ralf Ludewig auch aus seinen Ehrenämtern als Kreisvorsitzender des Einzelhandelsverbandes und als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Stadtmarketing Pro Bad Kissingen.
Zudem sind die Kunden viel mobiler und kaufen online. "Wir müssen heute beim Kunden Wünsche und Begeisterung wecken." Das fällt fachlich geschultem Personal leichter. Ludewig: "Unseren anhaltenden Erfolg verdanken wir zum Großteil unseren Mitarbeiterinnen."