Die Podiumsdiskussion der Saale-Zeitung war die einzige Möglichkeit, alle sieben Direktkandidaten des Wahlkreises zu vergleichen. Das nutzten 450 Wähler.
Zweieinhalb Stunden am Stück haben sich rund 450 Wähler bei der Podiumsdiskussion der
Saale-Zeitung über die Meinung der sieben Direktkandidaten informiert. Keiner ging vorzeitig, aber viele blieben danach noch sitzen und diskutierten weiter. "Das hätte sogar noch länger dauern können", sagt der Stangenrother Jürgen Schmitt (42), und: "Die Veranstaltung war interessant und abwechslungsreich, alle wichtigen Themen kamen zur Sprache."
Die
Saale-Zeitung lud ein und alle kamen: Zum ersten und einzigen Mal diskutierten Dorothee Bär (CSU), Sabine Dittmar (SPD), Dr. Manuela Rottmann (Grüne), Nicolas Thoma (FDP), Frank Hertel (Die Linke), Michaela Reinhard (ÖDP) und Andrea Klingen (AfD) auf einer Bühne miteinander. Moderatorin Susanne Will stellte sie kurz vor, Kabarettistin Lizzy Aumeier sorgt mit mal tiefsinnigen, mal deftigen Bemerkungen für Abwechslung, der langjährige
Saale-Zeitungs-Redakteur Thomas Ahnert wachte über die Zeit und hakte bei einigen Punkten nach.
Einzelthemen vor Fragerunden
Gleich in die Vollen ging es bei einer ersten Runde mit Reizthemen für jeden einzelnen Kandidaten: "Nur weil eine Lebensform bevorzugt wird, werden ja nicht alle anderen diskriminiert", verteidigte Dorothee Bär ihre Haltung gegen die Ehe für alle. Sabine Dittmar versuchte, den Fokus von der Nebenbeschäftigung von Alt-Kanzler Schröder in Russland auf Parteispenden und Nebeneinkünfte von Bundestagsabgeordneten zu lenken und Manuela Rottmann wehrte sich dagegen, dass andere Parteien den Grünen die Themen wegnehmen: "Wenn die Grünen nicht mit regieren, kommt für die Umwelt nicht viel heraus", lautete ihre These.
Thoma verteidigte die Fokusierung des FDP-Wahlkampes auf Christian Lindner, Hertel verwies auf junge Mitglieder auch in Bayern, um die SED-Vergangenheit abzuhaken, Reinhard bezeichnete die ÖDP als die eigentlich unabhängigen Umweltpolitiker und Klingen berichtete von vielen "friedfertigen und seriösen Menschen" in der AfD, die alle die freiheitliche Demokratie schätzten.
In sieben Themenfeldern von sozialer Gerechtigkeit bis Digitalisierung und von Klima bis Bildung kamen dann alle Kandidaten zu Wort. Als Einleitung ins Thema Rente berichtete Gudrun Röder aus Hammelburg, dass sie nach mehr als 42 Arbeitsjahren mit 730 Euro Rente auskommen muss. "Für mich ist jeder Donnerstag ein Feiertag, weil die Tafel offen hat", erzählte die 64-Jährige offen. Danach stellten die Kandidaten ihre Modelle vor: Die FDP setzt auf mehrere Bausteine, darunter die private Vorsorge, die ÖDP fordert eine Sockelrente, Bär verwies auf die Mütterrente und bezeichnete die Familienpolitik als wichtigsten Grundstock zur langfristigen Sicherung der Rente.
"Gute Renten gibt es nur, wenn es gute Löhne gibt", betonte Dittmar. Die Grünen wollen eine Bürgerversicherung, in die auch Selbstständige und Abgeordnete einzahlen, die Linken die Beitragsbemessungsgrenze abschaffen. Von Andrea Klingen kam nur die allgemeine Forderung nach höheren Renten, ohne konkrete Vorschläge.
Auf Nachfrage von Moderatorin Susanne Will musste sich die AfD-Kandidatin aber in einem anderen Punkt festlegen: "Es wird keinen Schießbefehl an den Grenzen geben", sagte Klingen, stattdessen setze ihre Partei beim Thema Flüchtlinge auf mehr Entwicklungshilfe. Linken-Kandidat Hertel wies auf die soziale Ungerechtigkeit in der Welt hin und war sich mit Dittmar, Rottmann und Reinhard einig, dass das Asyl-Recht ein Grundrecht bleiben müsse. "Denen, die hier sind und sich anstrengen, machen wir das Leben schwer", kritisierte Rottmann die Arbeit des Bundesamtes für Migration, während sie die Leistung der Kommunen und der Ehrenamtlichen lobte.