Ab heute wird bei drei Terminen das Rahmenkonzept des Biosphärenreservats vorgestellt. Selbst Nationalpark-Gegner diskutieren mit.
                           
          
           
   
          Zweieinhalb Jahre lang hat das Team der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön am neuen Rahmenkonzept gearbeitet, seit Ende Juni liegt es aus, heute starten die drei Info-Abende in der bayerischen Rhön. 24 Jahre nach dem ersten Rahmenkonzept sollen damit neue Ziele für die Region festgesetzt werden. Bis 29. September sind Anmerkungen möglich, danach soll die endgültige Version zumindest in Bayern noch in die Ministerien gehen. Deshalb dürfte der Prozess noch bis Frühjahr 2018 dauern.
  
  Startschuss im November 2014
 
"Eigentlich hatten wir bereits bei der Evaluierung 2003 den freundlichen Hinweis der Unesco bekommen, dass wir unser Rahmenkonzept überarbeiten müssen", berichtet Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle. Damals habe man auf die Erweiterung in der bayerischen Rhön verwiesen. "Dass das zehn Jahre dauert, hat damals keiner gedacht." Mit der Übergabe der Erweiterungsurkunde am 20. November 2014 startete die Arbeit am neuen Rahmenkonzept. Akteure aus allen drei Bundesländern wurden zu den Arbeitsgruppen eingeladen, von Gemeinderäten über Bürgermeister bis Vertreter aus Unternehmen und Vereinen: Bauernverband, Winzer, Naturschützer, Fachbehörden, Waldbesitzer, Bergwacht oder Rhönklub entsandten Teilnehmer zu den elf Arbeitsgruppen. Im zweiten Halbjahr 2015 wurde die Ergebnisse zusammengetragen, im Februar 2016 gab es einen zweitägigen Workshop. "Damals haben sich viele der 180 Akteure aus den drei Bundesländern zum ersten Mal im Leben gesehen", erinnert sich Michael Geier.
Im Herbst 2016 wurden dann Konfliktfelder erneut in Arbeitsgruppen behandelt und vor allem die insgesamt 56 Projekte besprochen. "Wir haben uns ganz schön viel vorgenommen", fasst Geier das Rahmenkonzept zusammen. Die Projekte reichten von der Weiterentwicklung des Sternenparks Rhön, über ein Mobilitätskonzept für den ländlichen Raum und die Barrierefreiheit bis zum Versuch, die Förderinstrumente der drei Bundesländer so zu strukturieren, dass sie die Belange der Rhön besser berücksichtigen. 
"Das ist ein tolles Rahmenkonzept", kommentiert der Bad Kissinger Wirtschaftsförderer Jürgen Metz das Ergebnis. Das Landratsamt habe sich im Vorfeld beteiligt und sei bei den drei Info-Abenden dabei. Auch Gotthard Schlereth (FW), Kreis-Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages, fährt heute nach Bad Bocklet. "Ich hoffe, dass da möglichst viele kommen, damit es kein Papiertiger bleibt", ruft er zur Teilnahme auf. Im Vorfeld habe er unter anderem im Bereich Jagd Ideen eingebracht, insbesondere zum Rotwild-Management. Schlereth will das Rahmenkonzept auch im Oberthulbaer Gemeinderat ansprechen.
  
  Von Jagd bis Windenergie
 
"Ich lasse mich mal überraschen", sagt der neue Bad Bockleter Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU). Bislang habe er noch keine Zeit gehabt, die 817 Seiten durchzuarbeiten. Sein Burkardrother Amtskollege Waldemar Bug (ödp) dagegen brachte sich bei den Arbeitsgruppen Energie und ländliche Entwicklung ein. "Die Zukunft kann nur gestaltet werden, wenn wir Solar- und Windenergie besser nutzen", lautet sein Credo. Bug erhofft sich vom Rahmenkonzept unter anderem Impulse für die Abkehr von fossilen Energieträgern: "Wenn man keine Entwicklungsziele hat, tappt man im Dunkeln."
"Das ist schwere Kost", sagt Bugs Stellvertreter Daniel Wehner (CSU), der heute Abend nicht nur als Burkardrother Gemeinderat kommt, sondern auch als Vorsitzender des nationalpark-kritischen Vereins "Unsere Rhön", dem seit der Gründung im Juni bereits 500 Mitglieder beigetreten sind. Wehner und seine Mitstreiter wollen vor allem darauf achten, wo das Rahmenkonzept einem Nationalpark widerspricht: "Wichtig ist uns, dass die Kulturlandschaft und die offenen Fernen erhalten bleiben", nennt er als Beispiel.
Termine Die drei Info-Abende zur Erläuterung des Rahmenkonzeptes finden heute, Mittwoch, 9. August, im Kursaal Bad Bocklet, am Donnerstag, 31. August, im Martin-Polloch-Gymnasium in Mellrichstadt und am Dienstag, 19. September, in der Musikakademie Hammelburg statt. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.
Info Das gesamte Konzept sowie die Dokumentation der Arbeitsgruppen-Treffen ist im Internet zu finden unter 
biosphaerenreservat-rhoen.de/entwurf-rahmenkonzept.