Neuer Ort für die Kleiderkammer in Hammelburg

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Die Damen der Kleiderkammer, Gisa Faltus, Olga Zenkel, Barbara Haas und Roswitha Storch (von links), freuen sich über die hellen und freundlichen Räume ihres neuen Domizils im Erdgeschoss der alten Volksschule. Foto: Markus Reeh
Die Damen der Kleiderkammer, Gisa Faltus, Olga Zenkel, Barbara Haas und Roswitha Storch (von links), freuen sich über die hellen und freundlichen Räume ihres neuen Domizils im Erdgeschoss der alten Volksschule. Foto: Markus Reeh
Johanna Schickling und Cilli Ziegler dankten Gisa Faltus mit Blumen für ihr jahrelanges Engagement für die Kleiderkammer (von links). Foto: Markus Reeh
Johanna Schickling und Cilli Ziegler dankten Gisa Faltus mit Blumen für ihr jahrelanges Engagement für die Kleiderkammer (von links). Foto: Markus Reeh
 

Die Kleiderkammer hat ihr neues Domizil im Erdgeschoss der alten Volksschule bezogen.

Die Freude ist den fünf Frauen förmlich ins Gesicht geschrieben. "Hier ist alles so hell und freundlich. Und mehr Platz haben wir auch", strahlt Cilli Ziegler. Frei wurden die Räume durch den Auszug der Tierschutzjugend. In den vergangenen Wochen wurden sie renoviert. Ein Mitarbeiter der Stadt tünchte die Wände und strich die Fensterrahmen.
Die Firma Ulsamer aus Wirmsthal stellte die Farben kostenlos zur Verfügung.

Ein weiterer städtischer Bediensteter, eine Dame und ein jugendlicher Helfer trugen die schweren Kleidersäcke, Kartons und Möbelteile vom ersten Stock in das Erdgeschoss. Drei Partner der Kleiderkammer-Damen bauten Möbel und Regale ab und wieder auf. Die eigenen Mitarbeiterinnen übernahmen indes Reinigungsarbeiten und sortierten die Kleidung ein. "Allen Sponsoren und Helfern sind wir überaus dankbar", betonte Gisa Faltus am Tag vor der Wiedereröffnung.

"Schlangen von Trabis"

Ins Leben gerufen wurde die Kleiderkammer kurz vor der Wende. In einem Hintergebäude in der Kissinger Straße fing im Oktober 1989 alles an. Cilli Ziegler kann sich noch gut an die "Schlangen von Trabis" erinnern, die in Hammelburg ankamen. Durch großzügige Spenden aus der Bevölkerung gut vorbereitet, konnten die Frauen Kleider und vieles mehr an die Menschen aus der DDR verteilen. "Zum Teil haben wir die Sachen auch direkt ins Lager Hammelburg gebracht", so Ziegler.

In den 90er Jahren holten sich dann die Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, was sie dringend an Textilien brauchten. 1997 zog die Kleiderkammer in den ersten Stock der alten Volksschule um. Die Stadt Hammelburg stellte den Raum zur Verfügung.

"33 Frauen haben sich im Laufe der Jahre in unserem Team engagiert", hat Johanna Schickling aufgelistet. Derzeit besteht das Team aus 21 ehrenamtlichen Helferinnen. Ihre Kunden kommen nicht nur aus Hammelburg und Umgebung, sondern auch aus Bad Kissingen, Bad Brückenau, Gemünden und sogar aus dem Landkreis Hassberge. Um die 20 Bedürftige sind es im Schnitt, die mittwochs nach neuen, gebrauchten Sachen suchen und hierfür eine kleine Spende geben.

In all den Jahren haben die Hammelburger die Einrichtung mit Kleiderspenden und anderen Zuwendungen stets unterstützt. "Am Anfang haben sie uns sogar Brennstoff für den Ofen und eine Brotzeit zur Stärkung gebracht", schmunzelt Johanna Schickling. Und die Stadt würdigte den selbstlosen Einsatz der Frauen 2005 mit der Verleihung der Stadtplakette.

Die Frauen freuen sich immer, wenn sie helfen können. "Einmal war ein altes Mütterle bei uns, die haben wir für eine Spende von einer Mark komplett neu eingekleidet. Da kamen ihr die Tränen vor Rührung", erinnert sich Johanna Schickling. Cilli Ziegler weiß, dass sich gerade ältere Menschen genieren, die Kleiderkammer aufzusuchen. "Dann bringe ich auch schon mal eine Auswahl nach Hause", erzählt sie. Obwohl viele von ihnen ein Leben lang schwer gearbeitet hätten, reiche die Rente oft nur für das Nötigste.

Zu den Stammkunden gehören ebenso einige Russlanddeutsche, die gelegentlich auch Besucher aus ihrer früheren Heimat mitbringen. "Die packen sich dann für die Heimreise die Koffer voll oder schicken Pakete nach Hause", berichtet Cilli Ziegler. Dafür gibt es im Gegenzug aber auch immer großzügige Spenden.

Sozialer Treffpunkt

Die Damen freuen sich jetzt nicht nur über einen breiteren Raum für eine bessere Präsentation der Kleidung, im Erdgeschoss haben sie auch eine Küche und einen kleinen Lagerraum. Hier können sie jetzt auch mal einen Kaffee kochen. "Für manche ist die Kleiderkammer auch ein sozialer Treffpunkt. Sie kommen zum Reden hierher und wir konnten schon manchen Rat und Hilfe in schwierigen Lebenssituationen geben", unterstreicht Gisa Faltus.

Stadtbaumeister Detlef Mohr und Bürgermeister Ernst Stross danken den "Power-Frauen" für ihr Engagement. Die Stadt werde auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Über die Betriebskosten lasse sich ebenfalls nochmal reden, so der Stadtchef. Für die Räume wird zwar keine Miete fällig, Strom und Heizung muss die Kleiderkammer aber zahlen.