Nachdenklich und hoffnungsvoll

2 Min
Melodiös und ausdrucksstark: Carolin und Andreas Obieglo
Melodiös und ausdrucksstark: Carolin und Andreas Obieglo
Klaus Werner
Carolin Obieglo
Carolin  Obieglo
Klaus Werner
Andreas Obieglo
Andreas Obieglo
Klaus Werner
Carolin und Andreas Obieglo
Carolin und Andreas Obieglo
Klaus Werner

Das Duo Carolin und Andreas Obieglo gastierte auf seiner "No No"-Tour im Rossini-Saal in Bad Kissingen.

Ein Konzert passend zur aktuellen Zeit, zur aktuellen Lage - diese Empfindungen durchströmten beim Auftritt des Duos Carolin und Andreas Obieglo die 180 Gäste im Kissinger Rossini-Saal. Lieder voller Traurigkeit, wehmütig, anklagend, mahnend und doch voller positiver Grundstimmung berührten unmittelbar das Herz der Besucher, ohne dass man die aktuelle Situation explizit nennen musste.

"Carolin No" - der Name des Duos ist seit vielen Jahren eine Maßeinheit für gefühlvolle, engagierte Texte, für inspirierende Melodien und mit ihrer neuen "No No"-Tour legen das Singer-Songwriter-Ehepaar Obieglo die Messlatte noch etwas höher. Diesen Anspruch erkannte man schon am Aufbau auf der Bühne des Rossini-Saals, denn die Anzahl der Instrumente hätte für ein kleines Orchester gereicht. Und noch etwas erkannte man nach wenigen Momenten: Der Rossini-Saal ist der passende Rahmen für ein Konzert, das einen persönlichen, fast schon intimen Rahmen braucht, das ein Verschmelzen von Bühne und Publikum barrierefrei ermöglicht, das diese intensive Atmosphäre durch ein ausgeklügeltes Lichtkonzept unterstützt - der Max-Littmann-Saal hätte dies nicht ermöglicht. Somit sind die Gäste nicht nur Gäste, sondern wurden ein Teil des Abends, und sie ließen sich von den zarten Andeutungen zum Mitklatschen und zum Fingerschnipsen inspirieren oder trotz Maske zum Mitsingen animieren.

Im Dunkeln der Bühne startete Andreas Obieglo am E-Piano mit sphärischen Klängen, die er nicht nur dem Instrument, sondern dem elektronischen Equipment rund um Tablet/Notebook entlockte. Aus diesen Syntheziser-Klängen entwickelte sich ein melancholischer Einstieg in das Stück "Geteilt durch zwei", in dem die ausdrucksstarke Stimme von Carolin Obieglo den Weg des Abends mit deutschen und englischen Liedstücken vorgab. Nahtlos ging es zum Volkslied "Wenn ich ein Vöglein wär ..." über, das mit einer harmonischen Melodie und akzentuierten Akkordeonklängen die Gedanken fliegen ließ.

Erst jetzt begrüßte das musikalische Ehepaar die Gäste, freute sich darüber, dass das Konzert "endlich" stattfindet und gestand angesichts der Verschiebung: "Ich fühle mich um zwei Jahre jünger." Es folgten das melodiöse Gitarrenstück "In dieser Nacht" und das poppige Stück "Mauerblümchen" - das die beiden als Symbol für die Gegenwart ansehen, die man nutzen sollte, und dessen melodische Klangwelten genügend Raum für die Inhalte ließ. "Inhalte first" galt auch bei "Rückenwindstill", dem die Mundharmonika einen Bob-Dylan-Stil gab, und bei "Habt uns gern", einem Stück für die "Gegen-den-Strom-Schwimmer" - bayrisch, bluesig, treibend und mit begeisterndem Applaus bedacht.

Pausenlos ging es weiter mit Andreas Obieglo, der mit einer persönlichen Geschichte zu seiner bayerischen Heimat mit Gaststätte und "5 statt 50 Gerichten" Applaus erhielt und dann das Deggendorfer Land mit zwei instrumentalen Volksliedern in den Rossini-Saal hereinholte - aufgepeppt mit jazzigen Elementen und einfach nur so zum Zuhören und Mitträumen. Ein starkes Stück präsentierten die beiden mit "Hände" - tiefsinnig und anklagend, aber auch hoffnungsvoll ging es um Hände, die sich zu Fäusten ballen, aber auch streicheln und helfen können. Nicht weniger eindrucksvoll das nachfolgende Lied "Worte", das mit einem treibenden Elektro-Rhythmus unterlegt und durch Gitarre und Percussionklänge gestaltet wurde. Auch stand der Text im Mittelpunkt, denn "manchmal ist ein einziges Wort zu viel" und beide gaben dem Stück einen intensiven Appell mit, als sie zu Pink Floyds Kult-Hit "We Don't Need No Education" aus "Another Brick In The Wall" überwechselten. Mit Guter-Laune-Musik ging es weiter und die Gäste erfuhren, wie das bayerische "Ums leichda wie's ausschaut, umso schwarer kimmt's mir vor" auf Englisch klingt, bevor das Duo zum offiziellen Abschluss mit "Ehrlich gesagt" kam, einem sehr intensiven Stück, dem die Mundharmonika nochmals den melancholischen Klang gab.

Nach jedem Ende gibt es einen Anfang

Nicht nur bei den letzten Stücken spürte man das, was Carolin Obieglo im Laufe des Abends erläuterte: "Texte schreiben ist anstrengend, es ist ein schmerzhafter Prozess." Dass es sich lohnt, bewies das Duo bei diesem sehr authentischen, harmonischen Konzert, das den musikalisch Interessierten genauso begeisterte wie den inhaltsorientierten Besucher.

Das Dankeschön hierfür war nicht nur der Applaus zwischen den Stücken, sondern auch Standing Ovations zum Schluss. Doch davor sorgten die beiden noch für ein Schmankerl, denn "wir gehen nicht beim schönsten Applaus von der Bühne und warten Backstage auf Zugaberufe, sondern wir bleiben und genießen den Applaus." Mit "Favorite Sin" und "Wünsche" verabschiedeten sich beide - nachdenklich und positiv erklang zum Ende: "Nach jedem Ende gibt es einen Anfang".