"Wos sooche da die Leut?"

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Er hat es faustdick hinter den Ohren: Fredi Breunig beim Frühschoppen-Auftritt im Kurgarten-Café in Bad Bocklet. Foto: Arnold Nöth
Er hat es faustdick hinter den Ohren: Fredi Breunig beim Frühschoppen-Auftritt im Kurgarten-Café in Bad Bocklet.  Foto: Arnold Nöth

Lachen und beste Unterhaltung waren Trumpf beim Frühschoppen mit Fredi Breunig. Das Publikum wird mit einbezogen.

Diffus scheint die spätwinterliche Sonne durch die Oberlichter in das schon am frühen Sonntag-Morgen fast vollbesetzte Kurgarten-Café. In gemütlichem Ambiente sitzen die Besucher an kleinen Tischgruppen, halblautes, erwartungsvolles Gemurmel liegt über dem halben Hundert Gäste, die in Frühschoppen-Stimmung dem Kommenden harren. Dann plötzlich, niemand sah ihn kommen, lehnt er lässig am erhabenen Stehtischen und erhebt seine Stimme: "Soa! Guten Morgen! Is alles doa...?" Fredi Breunig, Kabarettist, fränkischer Plauderer und scharfer Beobachter seiner Mitmenschen und der Umwelt.
Er fängt gleich zwischenmenschlich an: "Warum bist"n du do? Was erwortste vo mir? Wuu künnst"n heer?" Das Du bleibt niemandem erspart; wer in sein Visier gerät, bleibt es während seiner ganzen Plauderstunde.
Und es bleibt und ist schwierig, seine Auslassungen, Erzählungen, philosophischen Betrachtungen, wahre und unwahre Begebenheiten und Abhandlungen über das Leben allgemein, über das in Franken im Besonderen und all die liebenswürdigen Marotten und Eigenarten seiner Mitbürger in Hochdeutsch und Schriftdeutsch niederzuschreiben, denn er ist halt einfach "a Frank". Wie er leibt und lebt, babbelt und redd, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und wie er's dem Volke vom Maul abgeschaut hat!.
Und dieses Volk, sprich die Zuhörer..., nein, eigentlich nicht richtig, denn sie werden ja von Breunig von Anfang an mit eingebunden, zu Gesprächspartern, zu Zuträgern, Stichwortgebern und zu selbstverschuldeten Opfern intimer Plauderstündchen gemacht - nach dem Motto: "Mir mache heut a ganz a loggere Unterhaltung! Macht voll mit".


Rededuelle

Welches sind wohl die Beliebtesten und die Unbeliebtesten in Deutschland? Ein Glück, dass da gleich in der vordersten Reihe eine Dame aus der Nähe von Leipzig und eine aus Oldenburg sitzen. Schon ist die herrlichste Diskussionsrunde zugange. Dass auch noch Kissinger, Nüdlinger, "Groißanaüschter" (Großeibstädter), welche aus Gaboldshausen sitzen, bringt so richtig Leben in die Bude. Heiterkeit ist von Anfang an Trumpf, es entspannen sich köstliche Rededuelle, Humor ist angesagt, keiner nimmt ein Blatt vor den Mund, auch Fredi Breunig bekommt sein Fett weg. Aber das will er ja so haben, so macht es ihm erst richtig Spaß.
Auch der Ärztemangel in der Rhön ist für Breuning ein Thema: "Boss will den so a G'schtudierter mit sei Fachwissen, benner die Patiente net versteht."
Dass die Volks- und Blasmusik aus dem 1. Programm des Bayerischen Hörfunks verbannt werden soll, ist Breuning durchaus auch einige Bemerkungen wert. Da stellt sich ihm die Frage, ob dann noch das Betthupferl überhaupt am gewohnten Sendeort bleibt?
Dass es im Kloster Kreuzberg die höchste Geburtenrate nach Einwohnerzahl gibt, ist für Fredi breunig kein Wunder:"No freilich. Dere ihr Bernhardiner hat im letzte Johr sechs Junge!" Und er bleibt in der Heimat. Zum Rhönklinikum fällt ihm ebenso etwas ein wie zu den Rhönschafen.


Roter Faden?

Irgendwann dann, vor lauter Stimmung, guter Laune und viel Lachen hatte jedermann die Zeit vergessen, es hieß Pause. "Ich zieh mich zurück und überleg mir, was für'n Schmarrn ich Euch dann wieder verzähl. Die Dauer könnt ihr bestimm'!" Eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob der Breunig denn überhaupt so etwas wie einen roten Faden hat, der sich durchs ganze Programm hinzieht. Denn kommt wirklich vom Kraut in die Rüben, von Pontius zu Pilatus, vom Regen in die Traufe. Da soll einer den roten Faden nicht verlieren.
Doch erstaunlicherweise gelang genau dies Breunig immer wieder - oder er tat zumindest so. Jedenfalls waren es zwei höchst amüsante, die und lehrreiche Stunden, welche Fredi Breunig mit seiner "Komparsen-Schar" in den Raum stellte. Es wurde gelacht und - wie erfreulich: Das politische Kabarett blieb eigentlich außen vor, mal abgesehen von einem kleinen Schwenk, mit dem Breunig auf das "Politiker-Derbeleggn" hinwies, das am kommenden Samstag mit ihm als Bruder Elisäus wieder in der REHA-Halle in Burglauer über die Bühne geht.


Unter das Volk gemischt

Schließlich hatte der Alleinunterhalter - stimmt so eigentlich gar nicht angesichts der vielen Mit-Akteure aus dem Publikum - nach geschlagenen zwei Stunden scheinbar doch genug von den heiteren Wortgefechten. Denn mit dem Hinweis, dass man sich am letzten Sonntag im Juni wieder hier treffen könne, schloss er dieses wahrhaft unterhaltsame und amüsante Frühschoppen-Kabarett und mischte sich unter's Volk. Denn da gab"s doch noch so viel auszufechten und zu erzählen.
Fredi Breunig, Jahrgang 1959, gebürtiger Großeibstädter, gelernter Physiklaborant und in einem Münnerstädter Großbetrieb als Qualitätsmanager tätig, verheiratet, zwei Kinder, wohnhaft in Salz bei Bad Neustadt, kann mittlerweile auf 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken. Beginnend als Laientheater-Spieler und Mitwirkender bei den "Abschter Forenöchtern", startete er 2006 seine Solokarriere als Kabarettist. Seit 2011 tourt er mit seinem variablem Soloprogramm "Döff doss doss?" durch die fränkischen Lande und ist auch am Start bei den sogenannten Mundart-Rallys.
Mittlerweile hat Breunig auch Fernseherfahrung durch Auftritte bei Fastnacht in Franken und der Närrischen Weinprobe. Und erhielt schon im November 2013 die besondere Würdigung durch die Verleihung des Frankenwürfels, einer begehrten und raren Auszeichnung der drei fränkischen Regierungsbezirke.