Wechselvolle Geschichte der Glocken und Altäre der Münnerstädter Pfarrkirche

2 Min
"Glocken und Altäre": Toni Hiller (rechts) zeigt im Seniorenzentrum St. Elisabeth historische Bilder aus der Geschichte der Pfarrkirche Maria Magdalena. Links Ausstellungsmacher Horst Kreutz. Foto: Dieter Britz
"Glocken und Altäre": Toni Hiller (rechts) zeigt im Seniorenzentrum St. Elisabeth historische Bilder aus der Geschichte der Pfarrkirche Maria  Magdalena. Links Ausstellungsmacher Horst Kreutz. Foto: Dieter Britz
Die Pfarrkirche Maria Magdalena hatte früher einen breiten Mittelgang, wie auch alten Bildern zu sehen ist, die Toni Hiller im Seniorenzentrum St. Elisabeth zeigt. Bei der Ausstellungseröffnung plädierten mehrere Gäste dafür, bei der Renovierung der Kirche wieder einen Mittelgang zu schaffen. Foto: Dieter Britz
Die Pfarrkirche Maria Magdalena hatte früher einen breiten Mittelgang, wie auch alten Bildern zu sehen ist, die Toni Hiller im Seniorenzentrum St.  Elisabeth zeigt. Bei der Ausstellungseröffnung plädierten mehrere Gäste dafür, bei der Renovierung der Kirche wieder einen Mittelgang zu schaffen. Foto: Dieter Britz
 

Amateurfotograf Toni Hiller stellt zwei Dutzend historische Fotos der Münnerstädter Pfarrkirche St. Maria Magdalena im Seniorenzentrum St. Elisabeth aus.

Der 85-jährige Toni Hiller ist seit Jahrzehnten ein begeisterter Amateurfotograf und hält fest, was in seiner Heimatstadt passiert. "Meine erste Kamera war eine Box, die zehn Mark gekostet hat. Ich habe sie immer noch", erzählt er. Doch er fotografiert nicht nur selbst, er sammelt auch Fotos, die er von anderen bekommt und dokumentiert damit die Geschichte der Stadt. Zwei Dutzend dieser historischen Fotos stellt er nun im Seniorenzentrum St. Elisabeth unter dem Titel "Glocken und Altäre" aus.

Fotos aus der analogen Welt

Sie zeigen die wechselvolle Geschichte der Glocken und Altäre der Münnerstädter Pfarrkirche St. Maria Magdalena. Die vielen Gäste aus dem Seniorenzentrum St. Elisabeth und aus der Stadt, die zur Eröffnung gekommen waren, hörten Toni Hiller aufmerksam zu, der zu seinen Bildern viel zu erzählen hatte. Und ganz am Schluss wurde darüber diskutiert, ob die Pfarrkirche bei der anstehenden Renovierung einen Mittelgang bekommen soll oder nicht.

Horst Kreutz, der seit Jahren die "Kleine Galerie" im Seniorenzentrum St. Elisabeth betreut und immer wieder neue Maler und Fotografen als Aussteller findet, ging zur Eröffnung der Sommerausstellung kurz auf die Entwicklung der Fotografie ein. Diese habe sich vor allem nach 1900 unaufhörlich ausgebreitet. Jeder könne heute fotografieren. Deshalb sei die Fotografie zugleich Teil der Demokratisierung der künstlerischen Kultur geworden. Sie habe sich zu einem massenhaften Ausdrucksmittel entwickelt, dessen Bedeutung durch die Digitalisierung unserer Zeit noch wachse. "Heute wird etwas aus der Geschichte von Münnerstadt gezeigt. Das sind Fotos noch aus der analogen Welt" schloss Horst Kreutz.

60 Jahre lang die Krippe betreut

Toni Hiller kennt die Geschichte der Pfarrkirche gut, bis 2016 lag 60 Jahre lang die Betreuung der Krippe in seinen Händen. Die Glocken der Kirche erlitten im Zweiten Weltkrieg ein ähnliches Schicksal wie viele andere Glocken auch: Die Kirchengemeinden mussten sie abhängen und hergeben, weil das Metall für den Bau von Panzern und Kanonen verwendet werden sollte. Dabei riss das Seil einer großen Glocke, die dabei zerbrach. Auf einem der Bilder sind "Pimpfe" (Mitglieder des NS-Jungvolks) zu sehen, wie Hiller ausdrücklich erwähnte. Die kleinen Glocken, die abgehängt worden sind, wurden zum Glück nicht eingeschmolzen, überlebten unversehrt den Weltkrieg und wurden nach dessen Ende nach Münnerstadt zurückgebracht. Hiller zeigte auch ein Foto, wie eine neue große Glocke und die kleinen Glocken wieder aufgehängt wurden.

Hillers Fotos dokumentieren auch, dass sich bei den Renovierungen des Innenraums viel geändert hat. Nicht nur der Mittelgang ist weggefallen, wie etwas weiter unten ausführlicher beschrieben. "Geschnitzte Chorgestühl kam weg" bedauerte er. Im Altarraum hat sich sehr viel geändert. Der durch sein Riemenschneider-Kopieren weltweit bekannte Bildhauer Lothar Bühner (1932 bis 2012) hat auch hier exzellente Arbeit geleistet und Figuren von Tilman Riemenschneider, die in Museen in München und Berlin gelandet sind, nachgeschnitzt. In München sei die Arbeit einfacher gewesen, das sei ja eine innerbayerische Angelegenheit. Im Berlin habe jedoch anfangs Probleme damit gegeben, ergänzte dazu Horst Kreutz. Eines der zentralen Bilder in der Ausstellung zeigt übrigens, wie Julius Kardinal Döpfner den Altar neu weiht.

Diskussion über einen neuen Mittelgang

Auf einigen Bildern, die Toni Hiller ausstellt, ist das Mittelschiff der Pfarrkirche mit einem breiten Mittelgang zu sehen. Daran entzündete sich gegen Ende der Vernissage eine kurze Diskussion. Karl Beudert, lebhaft unterstützt von Hans Petsch, plädierte dafür, die Renovierung der Kirche für die Rückkehr zu früheren Zeiten, als es diesen Mittelgang gab, zu nutzen. Er kam bei einer früheren Renovierung nach dem Zweiten Weltkrieg zu Zeiten von Pater Wolfram-Rosenkranz weg. "Wenn bei einer Hochzeit die Braut durch den Mittelgang einziehen kann, wirkt das doch viel feierlicher", argumentierte Karl Beudert und wies darauf hin, dass auch die Klosterkirche einen Mittelgang hat.

Die Ausstellung im Seniorenzentrum St. Elisabeth kann in den nächsten Wochen tagsüber besichtigt werden.