In der Hegeschau widmete sich Diplom-Biologe Manfred Wölfl (Bayerisches Landesamt für Umwelt) dem Thema "Luchs und Wolf in Bayern".
Anhand von Bildern stellte er vor, wie man am Pfotenabdruck erkennt, ob es sich um einen Luchs oder einen Wolf handelt. Dabei erklärte er, dass der Luchs ein territorialer Einzelgänger sei, bei dem die Mutter sich alleinerziehend um ein bis drei Junge kümmert. "Die Gebietsgröße ist abhängig von der Nahrungsverfügbarkeit", sagte Wölfl.
Streng geschützte Luchse
Während das Territorium eines Weibchens 80 bis 200 Quadratkilometer groß sein muss, benötigt ein Männchen - das in der Jägersprache Kuder genannt wird - 200 bis 400 Quadratkilometer an Fläche. Hauptbeute der Luchse seien rehgroße Huftierarten, also Rehe, aber auch Mufflon, Gemsen und teilweise Hasen. Dabei sei der Luchs streng geschützt, es gelte für ihn im Jagdrecht eine ganzjährige Schonzeit.
Mit dem Monitoring, das vom Netzwerk "Große Beutegreifer" übernommen wird, versuche man, seine Ausbreitung nachzuweisen. In der Rhön habe der Luchs erstmals im November 2015 nachgewiesen werden können, die genetische Auswertung des dort gefundenen toten Tiers habe ergeben, dass er wohl aus dem Harz stammt. Dies sei ein einzelnes Tier gewesen. Dass es hier eine größere Population gebe, sei unwahrscheinlich. "Die Population der Luchse stagniert", merkte Wölfl an. Nur der innere Bayerische Wald sei dauerhaft besiedelt, neuer Lebensraum werde derzeit kaum besiedelt. Er wies darauf hin, dass das illegale Töten eines Luchses empfindliche Strafen nach sich ziehe.
Auch der Wolf ist in unseren Breiten streng geschützt. Wo er auftritt, komme er in territorialen Familiengruppen, die aus Eltern, Jährlingen und Welpen besteht, vor.
Wölfl ging darauf ein, dass einzelne Wölfe sehr mobil seien und große Strecken zurücklegen können. So sei ein Exemplar innerhalb weniger Wochen vom östlichen Deutschland nach Litauen gewandert. "Jederzeit und überall können in Bayern einzelne Wölfe auftauchen", ergänzte er.
Für Luchs und Wolf habe man Managementpläne entwickelt, die den Umgang mit den Tieren regeln. Dabei blieben Konflikte nicht aus: So habe die Weidewirtschaft Angst davor, dass ihre Tiere gerissen werden. "Zum Herdenschutz kann einerseits die Einzäunung beitragen, andererseits aber auch der Einsatz von Herdeschutzhunden", sagte Wölfl.
Angst vor Tollwut
Dass das Thema kontrovers gesehen wird, zeigte der Einwand des Vorsitzenden des Jägervereins Bad Kissingen, Dr. Helmut Fischer.
"Ich verstehe nicht, warum die großen Prädatoren in unserer Kulturlandschaft Fuß fassen sollen", merkte er an. Dabei werde über die Schäden, die diese verursachen, kaum gesprochen. Außerdem sei gerade beim Wolf das Thema Tollwut ein Problem. Die aus Polen zuwandernden Exemplare könnten diese Krankheit verbreiten, die in Deutschland ausgerottet ist. "Im Mittelalter war der Wolf besonders deshalb gefürchtet, weil er die Tollwut übertrug. Das sollte uns zu denken geben", meinte er.
Problem mit Weidetierhaltung
Etwas anders sah Wölfl das Thema. So habe man bei den bisher 35 in Deutschland heimischen Rudeln Tollwut noch nie nachweisen können. Zudem würden die Schäden an Weidetieren, die vom Luchs verursacht werden, seit 1997 ausgeglichen. Der Biologe gab aber zu, dass der Wolf bei der Weidetierhaltung zum Problem werden könnte. Dr.
Fischer meinte, dass man das Rad in der Kulturlandschaft nicht zurückdrehen könne. "Der Wolf wird sich die leichteste Beute suchen, welche die Schafe sein werden. Wehrhaftes Schwarzwild wird er sicherlich meiden", lautet seine Einschätzung. Die kontrovers geführte Diskussion zeigte, dass es beim Thema "Luchs und Wolf" keine Patentlösung gibt, sondern dass man im Gespräch zu Kompromissen gelangen muss.