Das "Mürschter Kinderhaus" muss ein weiteres Mal umziehen. Für Netzwerk-Chef Charlie Friedel steht fest, dass die heilpädagogische Wohngruppe in Münnerstadt bleibt.
Es ist zwar noch keine Gefahr in Verzug, aber Charlie Friedel, Leiter des Netzwerkes für soziale Dienste, und seine Mitarbeiter haben nicht allzu viel Zeit. "Im November 2021 läuft der Mietvertrag aus, bis dahin müssen wir eine neue Bleibe haben", sagt Charlie Friedel. "Und zwar in Münnerstadt, weil wir das Mürschter Kinderhaus sind."
Das 1996 gegründete Netzwerk für soziale Dienste hat 2003 die heilpädagogisch/therapeutische Wohngruppe für Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren in der Coburger Straße Straße eröffnet, das Mürschter Kinderhaus. Wegen Eigenbedarfs mussten sich die Verantwortlichen 2016 nach einer neuen Bleibe umsehen. Das Mürschter Kinderhaus zog dann Anfang 2017 ins neue Haus in der Reichenbacher Straße. Doch das Objekt soll nun verkauft werden, der Mietvertrag läuft aus. "Wir müssen das akzeptieren", sagt Charlie Friedel, der die gute Zusammenarbeit mit Vermieter Wilfried Müller hervorhebt. Aber es sei nun eben so. Wilfried Müller, Geschäftsführer der Firma Remog, schließt die Firma und will die Produktionshallen und das Wohnhaus gegenüber verkaufen.
Nachdem dem Mürschter Kinderhaus nun zum zweiten Mal als Mieter gekündigt wurde, steht für den Netzwerk-Chef fest: "Wir wollen jetzt ein Haus kaufen." Ein Erwerb des jetzigen Gebäudes kommt allerdings nicht in Betracht. "Weil Objekt- und Grundstücksgröße unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem überschreiten." Dennoch: das künftige Objekt muss gewisse Voraussetzungen erfüllen. Zehn Zimmer plus Küche, Bäder und ein Wohnzimmer sowie ein Außenbereich für Spielmöglichkeiten gehören dazu. Zwei Einfamilienhäuser, die unmittelbar nebeneinander liegen, wären auch eine Variante. "Wenn jemand einen 2000 Quadratmeter großen Bauplatz abgeben würde, denken wir darüber nach, selbst zu bauen", macht Charlie Friedel deutlich. Er bittet einfach darum, alles anzubieten. Interessenten können sich bei ihm unter Tel.: 09766/ 1495 (bei Abwesenheit aufs Band sprechen) oder unter Mail.: karlheinzfriedel@netzwerkev.org zu melden. Der Mietvertrag läuft zwar bis November 2021, aber die Bewohner des Kinderhauses können jederzeit ausziehen, also auch schon wesentlich früher.
Eine Einschränkung bleibt: "Das Objekt muss in Münnerstadt sein, möglichst in den Wohngebieten der Kernstadt." Einzige Ausnahmen wären Althausen und Brünn, weil die Kinder von dort mit dem Fahrrad nach Münnerstadt fahren können, um ihre sozialen Kontakte beizubehalten.
Warum es Münnerstadt sein muss, dafür hat Charlie Friedel triftige Gründe, er spricht da auch für den Leiter des Kinderhauses, Martin Weissenberger. "Weil alle unsere Kinder einen sicheren Ort brauchen", sagt er. Das betreffe das Haus selbst, aber auch das Umfeld. "Münnerstadt bietet Schutz und Sicherheit von allen Seiten." Das beginne schon bei der Bildung. Grundschule, Mittelschule Gymnasium und BBZ - alle diese Einrichtungen werden von betreuten Kindern besucht.
"Unsere Kinder brauchen für ihre positive Entwicklung ihre Rahmenbedingungen, wie alle Kinder", meint Charlie Friedel. Wertschätzung und Wohlwollen seien in Münnerstadt in hohem Maße gewährleistet. Und es gebe ein hohe Kontaktfreundlichkeit, beispielsweise bei Bäckern, Metzgern und anderen Einrichtungen. "Kinder müssen die Möglichkeit haben, Autonomie zu erlangen." Das sei in Münnerstadt absolut gewährleistet. Der Netzwerk-Chef fasst es so zusammen: "Hier braucht es nicht ständige Kontrolle durch uns, die Kinder werden von allen wahrgenommen und sind dadurch geschützt." Das Mürschter Jugendhaus sei von Anfang an von den Münnerstädtern akzeptiert und auch im hohen Maße unterstützt worden. "Es gab überhaupt keine Stigmatisierung, die Kinder können sich frei entwickeln, ohne Vorurteile."
Also wird das Kinderhaus in Münnerstadt bleiben, aber nun beginnt erst einmal die Suche. Eine Option statt des Kaufs gibt es noch: "Möglich wäre auch ein langjähriger, verlässlicher Pachtvertrag auf mindestens 20 Jahre", sagt Charlie Friedel. Aber das wird wohl eher schwierig.