Der "Houfree" (hochdeutsch: Hofreigen) in Reichenbach startete mit einem bescheidenen Grüppchen, zum Schluss war richtig was los.
Ungemütlich nass-kalt war's, der Nebel schlug sich in Tröpfchen nieder, aber das störte niemanden. Pünktlich um 14 Uhr tauchten die "Houfree"-Musikanten, wie es schon Tradition ist, in "internationaler" Besetzung unter der Stabführung von Bernd Hammer vor dem Haus des Ortsreferenten auf, spielten ihm das erste Stück und hauten tüchtig auf die Pauke.
Bis spät in die Nacht
Und diese musikalischen Klänge waren dann den ganzen Nachmittag über bis spät in die Nacht hinein, mal von hier - mal von dort - im vernebelten Dorf zu hören. "Erneut so steht sie wieder hier, die "Houfree"-Truppe mit Musik vor dir, und bittet um Genehmigung, den "Houfree"-Brauch jetzt durch zu führ"n.
Gib dir "nen Ruck und uns ein "Ja!", dann ziehen wir von Haus zu Haus und tanzen wie seit vielen Jahr"n die hübschen, jungen Mädchen raus!"
Mit diesem Spruch bat "Houfree"-Bursch Robin Hillenbrand beim Ortsreferenten Fabian Nöth um Genehmigung zur Durchführung des überlieferten Brauches, der in Reichenbach uralte Tradition ist und seit dem Planfest 1974 wieder alljährlich von der Dorfjugend gepflegt wird. Freilich gab Fabian Nöth, der selbst viele Jahre als "Houfree"-Bursche dieses Gaudium organisiert hatte, seine Zustimmung. Und durfte gleich als erster aus dem mitgeführten Büffelhorn, das als uriges und inhaltschweres Trinkgefäß dient, auf die "Houfree" 2015 anstoßen.
Mädchen "herausgetanzt"
Und so zogen sie denn los: Voraus die Musikantenschar, begleitet von Anfangs nur wenigen Mitläufern und Neugierigen.
Wo "Mädchen im heiratsfähigen Alter", wie es Voraussetzung ist, wohnen und sich zur Teilnahmen gemeldet hatten, wurde Station gemacht. Die Musik spielte auf, das Mädchen wurde "herausgetanzt", dann durften alle mittanzen. Freilich ließen es sich die jeweiligen Eltern nicht nehmen, die "Houfree-Gesellschaft" zu bewirten und vor allem mit Getränken zu versorgen.
So stieg die Stimmung trotz des ungemütlichen Herbsttages von Hof zu Hof, von Mädchen zu Mädchen. Und die Truppe wurde immer größer, weil sich immer mehr neugierige Dorfbewohner anschlossen und integriert wurden.
Bis spät in die Nacht war das Bumm-Bumm der großen Trommel über Reichenbach zu vernehmen. Im Vereinsheim Alte Schule fand die diesjährige "Houfree" ihren jugendgemäßen Abschluss.