"Else!²" nimmt langsam Abschied. Milli Genth, Bärbel Fürst und Thomas Seuberling stellen im Bahnhof Münnerstadt unter dem Titel "Guckhaldema!" aus.
Dicht an dicht drängen sich die Menschen in den Ausstellungsräumen im Bahnhof
Münnerstadt. Die letzte Ausstellung wird von Oliver Schikora mit den Worten eröffnet: "Schön, dass Sie alle hier sind!". Das hört sich schlicht an, ist jedoch purer Stolz über die bisherige Resonanz, die das sozio-kulturelle Kunstprojekt bisher erfahren hat. Der Vorsitzende des verantwortlichen Altstadtvereins weist auf die drei Künstler hin, die allesamt ein Heimspiel haben.
Milli Genth, eine Frau mit immer neuen Ideen, gibt der Ausstellung einen Namen, der, wie Oliver Schikora es ausdrückt, nicht nur die Videos und Audios beschreibt, sondern auch für das ganze Projekt, ja fürs Leben hier bestimmt ist: "Guckhaldema!" Geringe Fränkisch-Kenntnisse bei der Aussprache sind erwünscht.
Zwei Räume besetzt Milli Genth mit Technik und Sitzgelegenheiten. Das Verweilen ist Pflicht, wenn der Genuss ihrer Kunst ankommen soll. Außerdem fallen die großformatigen Screenshots ins Auge, die voll aus dem Leben gegriffen, mitunter gerade durch die Unschärfe auf sich aufmerksam machen.
Milli Genths Schalk springt vom Nacken auf die Installationen. Sie hat in den vergangenen Wochen durch Musik, Bild und Video das "else!²" Projekt bereichert.
Bärbel Fürst könnte beim Bahnhofs-Kunstprojekt auch als "Mädchen für Alles" durchgehen. Sie gehört dem "Else! 2 -Team" seit der Gründung an und engagiert sich vom Saubermachen bis hin zu feinsinnigen Lesungen. Dem nachhaltigen Zureden ihrer Mitstreiter ist Bärbel Fürst nun gefolgt und zeigt ihre Fotografien erstmals in der Öffentlichkeit.
Und da gibt es nichts zu verbergen. Das Auge trifft auf einen tiefblauen spanischen Himmel, der den Kontrast zu irrigen Felsstrukturen in grau-gelb-ocker Farben gibt. Bärbel Fürst lässt sich von der Biophilie, also der leidenschaftlichen Liebe zum Leben und zu allem Lebendigen, leiten. Felsen werden lebendig, wenn das Auge sie im Kontext mit ihrer Umgebung verbinden. Ebenso sind Detailaufnahmen mikroskopisch vergrößerter Pflanzen ein echter Hingucker.
In gewisser Weise ist Bärbel Fürst, die in ihrem früheren Leben als Lehrerin gearbeitet hat, eine Abenteurerin. In ihren Arbeiten ist die Suche nach Neuem in altbewährter Fassung zu sehen. "Darauf hätte ich auch kommen können" so eine Besucherin. Ist sie aber auch erst jetzt durch die Idee von Bärbel Fürst.
Thomas Seuberling und sein "Heimatmuseum" beschäftigen sich mit dem derzeit hochpolitischen Begriff "Heimat". Der gebürtige Burghäuser und sein Beitrag zur Aussstellung werden an anderer Stelle beschrieben.
Es gibt nicht wenige "else! 2 " Fans, denen für die Zeit danach schon mulmig wird. Der Takt der drei Monate war irgendwie vorgegeben. Versinken Kunst- und Kultur ab 12. August in ein tiefes Loch?
Nein, die Protagonisten des Projekts bleiben aktiv. Ein Vorschlag: "else³! Underground. Das Leben in Mürschter Kellern" .