Flurdenkmal war spurlos verschwunden

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Vor sechs Jahren fand der damalige Kreisheimatpfleger Bertram Becker die alte Meilenbank wieder. Einheimische wussten, wo sie sie stand. Dann war sie verschwunden, jetzt ist sie aber wieder in Hammelburg aufgetaucht. Archiv/Thomas Malz
Vor sechs Jahren fand der damalige Kreisheimatpfleger Bertram Becker die alte Meilenbank wieder. Einheimische wussten, wo sie sie stand. Dann war sie verschwunden, jetzt ist sie aber wieder in Hammelburg aufgetaucht. Archiv/Thomas Malz

Das Geschenk der Münnerstädter an Prinzregent Luitpold zu dessen 90. Geburtstag steht nicht mehr an seinem Platz am Schindberg. Die Bank ist aber gefunden.

"Manchmal ohne Absicht verschwinden immer wieder Flurdenkmale." Als der frühere Kreisheimatpfleger Bertram Becker diesen Satz vor etwa sechs Jahren sagte, konnte er nicht ahnen, dass er auch einmal auf die Meilenbank am Münnerstädter Schindberg zutreffen wird. Sie war nämlich spurlos verschwunden. Ob dies ohne Absicht geschehen ist, oder ob sie sogar gestohlen wurde, war ein paar Tage lang völlig unklar.

Der Münnerstädter Stadtarchivar hatte jetzt eine Anfrage von einem Ehepaar aus der Pfalz bezüglich der Meilenbank erhalten. "Ich wollte sie in Augenschein nehmen und Fotos machen", sagt er gegenüber unserer Zeitung. Die zur Bank gehörende Linde fand er, die alte Meilenbank selbst aber nicht. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Um sicher zu gehen, dass er sich nicht am falschen Ort gesucht hat, schaltete der Stadtarchivar den ehemaligen Kreisheimatpfleger Bertram Becker ein, der sich vor sechs Jahren nach einer Anfrage aus dem Landesamt für Denkmalpflege auf die Suche nach der Meilenbank gemacht hatte und schließlich auch fündig geworden war.

"Ich war gerade dort", sagt Bertram Becker auf Nachfrage unserer Zeitung. Er habe die Stelle auch schnell gefunden. "Aber die Bank ist weg." Er schätzt, dass er vor etwa einem Jahr das letzte Mal an dieser Stelle war. Damals hatte die Bank noch an ihrem Platz gestanden. Der frühere Kreisheimatpfleger weiß nicht, wo sie hingekommen sein könnte. Auch sein Nachfolger, Christian Neugebauer, hat nichts über den Verbleib der alten Meilenbank gehört.

Bürgermeister Helmut Blank (CSU)zeigte sich ebenfalls überrascht, als er vom Verschwinden der Bank hörte. Er versprach sich kundig zu machen, ob in irgendeiner Form die Stadt daran beteiligt sein könnte. Doch Fehlanzeige: "Weder unser Stadtförster, noch das Bauamt oder der Bauhof wissen etwas vom Abbau der Meilenbank", sagt das Stadtoberhaupt. "Unsere letzte Hoffnung ist das Straßenbauamt."

Aber Rüdiger Köhler, zuständig für den Landkreis Bad Kissingen beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt, muss passen. "Ich weiß gar nichts darüber", sagt er. Zwar war in diesem Bereich der Bundesstraße vor einiger Zeit Arbeiten an der Bundesstraße gegeben, dass in diesem Zusammenhang die Meilenbank abgebaut wurde, kann sich Rüdiger Köhler allerdings nicht vorstellen. Ganz auszuschließen sei es aber auch nicht.

Den richtigen Riecher hatte Klaus Dieter Guhling. Er rief bei der Straßenmeisterei in Hammelburg an, wo man der Angelegenheit nachging. Dann kam der erlösenden Anruf. "Die Meilenbank liegt auf einer Holzpalette bei der Straßenmeisterei in Hammelburg",informiert der Stadtarchivar unsere Zeitung. Sie sei bei den Bauarbeiten im letzten Jahr abgebaut worden, vermutlich weil sie gestört hatte. Nun will Klaus Dieter Guhling über die Untere Denkmalbehörde im Landratsamt erreichen, dass die Meilenbank wieder an ihrem alten Platz aufgestellt wird.

Besonders schlimm wäre der Verlust der Meilenbank gewesen, weil sie möglicherweise die letzte ihrer Art in der Umgebung ist. Zu diesem Schluss kam Elisabeth Keller in ihrem Buch "Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen" aus dem Jahr 1978. Sie berichtet darin, dass durch Panzer und Straßenerweiterungen zwei weitere Bänke zerstört wurden.

Es handelt sich bei den Meilenbänken um so genannte Napoleonsteine, die beim Ausbau der Chausseen in napoleonischer Zeit um 1810 am Straßenrand im Meilenabstand aufgestellt wurden. Ursprünglich hatte sie wohl an der alten Schindbergstraße gestanden. Elisabeth Keller war die Ehefrau des früheren Forstmeisters Max Keller. Sie fand im Forstamt eine Aktennotiz, die erklärt, warum die Meilenbank, die Inschriften 21. März 1821 auf der einen Seite und 21. März 1911 auf der anderen Seite trägt. Nach dieser Notiz war beabsichtigt, anlässlich des 90. Geburtstages seiner königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold an einer besonders geeigneten Stelle eine alte Meilenbank als Ruhebank aufzustellen und neben der künftigen Staatsstraße eine Eiche zu pflanzen; tatsächlich wurde aber eine Linde gepflanzt. Früher war von der Bank der Blick frei ins Tal und auf den Karlsberg. Inzwischen ist alles zugewachsen, kaum jemand kennt den Standort der Meilenbank.