Im Deutschordensschloss in Münnerstadt stellen zwei Künstlerinnen der Flüchtlingsklasse am Berufsbildungszentrum (BBZ) ihre Werke aus.
Die Kunst hat auf Menschen eine besondere Wirkung: Sie appelliert oft unmittelbar an das Gefühl, so dass sie spielend leicht sprachliche und kulturelle Barrieren überschreitet. Grenzen, die vorher zu bestehen schienen, reißt sie mit Leichtigkeit nieder und weitet den Blick. Beeindruckend zeigte sich dies bei der Vernissage in den Galerieräumen des Deutschordensschlosses in Münnerstadt: Hier stellen zwei Künstlerinnen der Flüchtlingsklasse am BBZ ihre Werke aus. Mit einer Vernissage wurde die Kunstausstellung am Dienstag eröffnet.
Georg Gißler, stellvertretender Schulleiter des BBZ Münnerstadt warf einen Blick zurück: Vor rund eineinhalb Jahren habe er die Information bekommen, dass eine Flüchtlingsklasse aufgemacht werden soll: "Wir waren damals sehr gespannt, wie dies ablaufen wird. Damals hätten wir nicht gedacht, dass unsere Schützlinge heute im Deutschordensschlosses einmal ihre Bilder ausstellen werden." Das dies heute geschehen könne, sei der Verdienst vieler Menschen.
Schon kurz nachdem die Flüchtlinge in der Schule waren, habe man das große künstlerische Talent von einigen entdeckt. "Ich war begeistert, als ich das von Golnessa gemalte Bild auf ihrem Handy sah", erinnert sich Andreas Scholl, Lehrer der Flüchtlingsklasse.
Künstlerische Ader freilegen
Schon da war ihm klar, dass in ihr eine künstlerische Ader schlummert, die es freizulegen gilt. Und einen weiteren positiven Effekt habe das Malen für die Künstlerinnen gehabt: "Es hat ihnen geholfen, das Leben zu bewältigen." Traumatas, welche die Flucht aus der Heimat erzeugt habe, könnten so überwunden werden. Natürlich standen die Künstlerinnen auch Rede und Antwort. So teilten sie mit, dass in einigen Werken die Angst vor Menschen thematisiert werde, eine Begleiterscheinung des auf der Flucht Erlebten. Aber auch die Natur wird in den ausgestellten Werken immer wieder aufgegriffen.
Auch Ausflüge in die Abstraktion werden in der Ausstellung übernommen. Überhaupt ist den Werken anzusehen, dass sie - obwohl von jungen Künstlerinnen gemalt - einen Reifegrad zeigen, wie er in diesem Alter eher selten ist. So kann die Kunst auch eine Therapie sein, um das Erlebte verarbeiten zu können. "Manchmal, wenn ich traurig bin und male, macht mich das wieder fröhlich. Es motiviert mich und verbessert die Stimmung", betonte Golnessa Youseffi.
Die Stimmung auf der Ausstellungseröffnung war gut, die Klasse 1c der Fachakademie für Sonderpädagogik in Münnerstadt hatte mit Laura Schmidt, welche am BBZ Lehrkraft für interkulturelle Erziehung ist, zahlreiche Lieder und nachdenklich machende Gedichte einstudiert. "Es ist wichtig, dass man aufeinander zugeht. Oft besteht nur eine sehr kleine Barriere, die spielend leicht zu überwinden ist - wenn man sich nur traut", sagte Schmidt, darauf hinweisend, dass die Integration von Flüchtlingen nur gelingen kann, wenn jeder auf den anderen zugeht. "Hierzu ist die Ausstellung sehr gut geeignet."
Um einen kleinen Blick auf die Kultur in den jeweiligen Herkunftsländern zu erhaschen, hatten die Schüler der Flüchtlingsklasse auch kleine Leckereien aus ihren Heimatländern vorbereitet. Auch wurden Infotafeln ausgearbeitet, die zeigen, woher die Schüler kommen .
Die Ausstellung kann bis 16. Juni zu den Öffnungszeiten von KulTourisMus im Schloss besucht werden. Auf Wunsch werden auch kostenfreie Führungen, auch für Schulklassen angeboten. Interessierte können sich unter Tel.: 09733/787482 melden.