Es geht nicht nur um die Wurst

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Johannes Dinkel vakumiert Bratwürste. Das ist eine der vielen Arbeiten, die für den Metzgerlehrling am Tag anfallen. Foto: Heike Beudert
Johannes Dinkel vakumiert Bratwürste. Das ist eine der vielen Arbeiten, die für den Metzgerlehrling am Tag anfallen. Foto: Heike Beudert
Das Schlachtvieh wird angeliefert. Johannes hilft mit.
Das Schlachtvieh wird angeliefert. Johannes hilft mit.
 

In den Metzgereien des Landkreises sind Lehrlinge Mangelware. Doch Johannes Dinkel aus Burglauer hat sich bewusst für eine Ausbildung in diesem Beruf entschieden und er hat diesen Schritt nicht bereut.

Johannes Dinkel wusste schon als Schüler, welchen Beruf er erlernen wollte: Metzger. Jetzt steckt der 17-jährige mitten in der Ausbildung und hat seine Berufsentscheidung noch keine Minute bereut.



Johannes Dinkel ist im zweiten Lehrjahr. Seine Arbeitsstelle ist in der Münnerstädter Metzgerei Glasauer. Den Unterricht in der Berufsschule hatte er bis vor den Ferien noch in Bad Kissingen. Im neuen Schuljahr muss er jetzt nach Haßfurt fahren. Es gibt einfach zu wenige Metzgerlehrlinge in der Region. Zu viert saßen sie im vergangenen Jahr in der Klasse und hatten deshalb mit den Metzgereifachverkäuferinnen zusammen Unterricht. Jetzt fährt Johannes Dinkel einmal in der Woche mit der Bahn nach Haßfurt.


Vorher genau informiert

Der Jugendliche ist überzeugter Metzger-Azubi. "Ich arbeite gerne mit Fleisch", sagt er.Gleichzeitig interessieren ihn die Produktionswege in der Wursterzeugung. Denn schon in jungen Jahren hat Johannes Dinkel zuhause gerne gekocht, vor allem Fleisch. In der Schule habe er dann seine Berufspraktika auch in seinem heutigen Lehrbetrieb absolviert und Gefallen an der Arbeit gefunden. Er entschloss sich, Metzger zu werden.


Schlachten ist nicht einfach

Bei den Glasauers in Münnerstadt erfährt Johannes Dinkel tatsächlich den gesamten Produktionsweg vom Schwein bis zur Hausmacher Wurst in der Theke. Denn die Metzgerei gehört noch zu den Betrieben, die im eigenen Haus schlachten. Als er das erste Mal beim Schlachten dabei gewesen sei, sei das schon nicht einfach gewesen, meint Johannes Dinkel. "Ich hatte das ja noch nie gesehen". Spaß mache ihm das Schlachten immer noch nicht, räumt er ein. Aber der Metzger-Azubi weiß, dass das zu seinem Beruf auch dazu gehört. Wer Fleisch essen will, müsse das auch machen, meint er.
Keine Probleme hat er dagegen mit dem Zerlegen des Fleisches. Das macht ihm Spaß. Als Hobbykoch ist er auch gerne beim Catering mit dabei, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Die Arbeit während seiner Ausbildung ist also vielseitig für ihn. Ihm macht die handwerkliche Arbeit Freude, auch wenn er in der Industrie vielleicht mehr verdient hätte, sagt Johannes Dinkel. Doch dafür hat er in der Ausbildung eine familiäre Atmosphäre. "Man hat viel Kontakt mit dem Chef", der Umgang sei sehr persönlich. Das gefällt dem 17-jährigen.
Interessant findet er aber auch seine schulische Ausbildung. Eiweißaufbau, Gewürzkunde, Fachrechnen und Fachunterricht waren beispielsweise im ersten Lehrjahr Stoff in der Berufsschule. Die Theorie ist umfangreich, hat er in seinem ersten Lehrjahr festgestellt. Jetzt ist er neugierig, was ihn in weiter erwartet.
Wie seine Zukunft nach der Lehre aussieht? Auf jeden Fall möchte er erst einmal in seinem Beruf Erfahrung sammeln, sagt Johannes Dinkel. Aber vielleicht komme irgendwann noch eine Kochlehre dazu, meint er. Das wird sich zeigen.

Einen Auszubildenden für den Metzgerberuf zu finden, ist sehr schwierig geworden. Das weiß der Obermeister der Bad Kissinger Metzgerinnung, Robert Schmitt (Bad Kissingen). Die Gründe dafür kennt er. Der Beruf habe nicht den guten Klang wie Kfz-Mechatroniker. Viel schwerwiegender sei jedoch, dass es heute einfach zu wenig Schüler gebe, findet Schmitt. "Es sind einfach keine jungen Leute mehr auf dem Markt.", meint Schmitt. Dabei sei der Beruf heute viel einfacher geworden als zu der Zeit, als er seine Ausbildung absolvierte. 80 Prozent der Betriebe würden heute gar nicht mehr selbst schlachten. Auch die Arbeit sei durch den Einsatz von Technik leichter geworden. Und die Löhne seien angepasst. "Daran liegt es sicherlich nicht".
Robert Schmitt setzt jetzt Hoffnungen auf die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Dort ist geplant, junge Flüchtlinge in Handwerksberufen ausbilden zu lassen.

Hintergrund Am 19. September ist der "Tag des Handwerks". Die Firma "Otto Heil" in Eltingshausen veranstaltet an diesem Samstag einen Tag der offenen Tür. Um 10.30 Uhr startet der Aktionstag mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Handwerk ist cool! - Strategien für die Ausbildung im Landkreis Bad Kissingen". Am Mittagab 11.30 Uhr wird ein Kinderprogramm mit einer Bauolympiade und einer Hüpfburg veranstaltet. Bis 16 Uhr werden Vorträge, Werksführungen und Live-Musik geboten.