Allgemeinmediziner aus Münnerstadt spricht über beruflichen Alltag - und von der "Mafia im Gesundheitssystem"
Zum Münnerstädter Erzählcafe, das im Haus St. Michael stattfand, waren viele Zuhörer gekommen. Dr. Alfred Dahinten, praktischer Arzt in
Münnerstadt, erzählte über seinen beruflichen Alltag, der durch den Einsatz für die wohnortnahe medizinische Versorgung geprägt ist.
Zu Beginn ließ er wissen, wem die Zuschauer vertrauen könnten - ihm, und nicht der Presse. Denn mit der ging er scharf ins Gericht. So behauptete er, dass Journalisten "Maulkörbe" erhalten. Ja, sie dürften über die großen Probleme im Gesundheitswesen nicht schreiben. "Medien verschweigen die Wahrheit - ich sage nicht, sie lügen: nein, sie verschweigen die Wahrheit", das ist Dahintens Darstellung. Beweise dafür lieferte er nicht. Dafür versprach er: "Heute werde ich meine Wahrheit erzählen."
Er bezeichnete sich dabei leicht ironisch als "altmodischer" Arzt, dem es vor allem darauf ankomme, mit den Patienten deren Krankheiten zu besprechen, damit diese die Hintergründe ihrer Leiden verstünden. "Mir ist es wichtig, sie dazu zu motivieren, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen", sagte Dahinten. Dies glücke meist auch sehr gut.
Von einem Übermaß an Medikation hält er nicht viel, ja, er sah sich früher sogar oft als "Büttel für die Pharmaindustrie", die nur eine Gewinnmaximierung anstrebe. Besonders, dass die Krankenhäuser in der Region heute zum großen Teil Kapitalgesellschaften sind, stört ihn enorm. "Oft findet die Entlassung der Patienten zu früh statt, ein Unding, wie ich finde", so der praktizierende Arzt. Früher sei die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern besser gewesen, es gab mehr Personal, das dem Kranken mehr Pflege angedeihen lassen konnte. Dies sei heute nicht mehr gegeben, vor allem deshalb, weil an der Belegschaft gespart wurde.
"Als Hausarzt gibt man sich Mühe, die Leute fit zu halten", so sein Credo. Dahinten ärgerte sich dabei darüber, dass die psychologische Komponente, die durch die intensive Betreuung erreicht wird, in den Krankenhäusern oft zu kurz komme. "Als Hausarzt ist man bemüht, die Patienten optimal zu führen - dazu gehören auch Hausbesuche, die ich gerne auf mich nehme", führte er aus.
Schuld an der Misere sei die "Mafia vom Gesundheitssystem".
Hier fehle die Kontrolle, was so nicht sein könne. Dabei machte er den Politikern schwere Vorwürfe. Als er dann aber über das Äußere von Barbara Stamm, Bayerns Landtagspräsidentin, herzog, äußersten sich Zuhörer brüskiert.
Dahinten behauptete auch, dass der Staat schamlos Gelder aus der Krankenversicherung für die Abwrackprämie verwendet habe, ohne weiter auf die Hintergründe einzugehen. Schuld daran, dass man hier so wenig erfahre, seien erneut "die Medien".
So wurde während des Vortrags, der ein stringentes Konzept vermissen ließ, von Thema zu Thema gesprungen. Wie man anhand der Zwischenbemerkungen der Besucher immer wieder heraushörte, hätten diese sich mehr Informationen über die Biographie eines praktischen Arztes gewünscht.