Brünn: Inge Kirch schuf Kreuzweg

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Inge Kirch schuf vor 30 Jahren den Kreuzweg in der Kirche St. Sebastian in Brünn. Sie erklärte die 14 Bilder vorletzte Woche zahlreichen Zuhörern. Foto: Dieter Britz
Inge Kirch schuf vor 30 Jahren den Kreuzweg in der Kirche St. Sebastian in Brünn. Sie erklärte die 14 Bilder vorletzte Woche zahlreichen Zuhörern.  Foto: Dieter Britz
Ein weiteres Bild von Inge Kirch. Foto: Dieter Britz
Ein weiteres Bild von Inge Kirch. Foto: Dieter Britz
 

Die Münnerstädterin hatte vor 30 Jahren erst abgelehnt die Bilder zu malen. Doch dann hat sie doch 14 für die Kirche St. Sebastian in Brünn gemalt, ihr wichtigstes und größtes Werk.

"Ich war total überrascht und perplex und habe abgelehnt, als Pater Rigobert im Jahr 1989 mit dem Angebot auf mich zukam, für die Kirche in Brünn einen Kreuzweg mit 14 Bildern zu malen", schilderte die Münnerstädter Künstlerin Inge Kirch (74) den zahlreichen Besuchern vorletzte Wochen in der Kirche St. Sebastian in Brünn. Doch wer sich in der kleinen Kirche umsieht, die um 1400 erbaut und 1957 erweitert wurde, der findet an den Wänden - einen Kreuzweg mit den gewohnten 14 Motiven über das Leiden Christi, geschaffen in Öl auf Leinwand von Inge Kirch.

Dieser Kreuzweg ist, sagt sie selbst, das wichtigste und größte Werk, das sie geschaffen hat. Dieser Abend mit Inge Kirch war für die Zuhörer eine innere Vorbereitung auf dem Weg zur Karwoche und zu Ostern. Inge Kirch erzählte, dass die Kirche im Zuge ihrer Erweiterung 1957 auch renoviert worden war. Die neu geschaffenen abstrakten Bilder an den Wänden gefielen aber gar nicht. Die Wände wurden deshalb weiß gestrichen, und so blieb es über viele Jahre.

1989 allerdings wollte besagter Pater Rigobert Marx (1938-2009) sie dazu bewegen, für die Kirche einen Kreuzweg zu schaffen. "Ich habe abgelehnt, aber Rigobert ließ nicht locker", schmunzelte Inge Kirch. Deshalb schlug sie ihm vor, dass sie zuerst einmal ein einziges Bild malt, "und dann können wir weiterreden". Gesagt, getan. Pater Rigobert gefiel es und auch in der Diözese in Würzburg fand man es "recht gut" und stimmte ebenfalls zu. Also machte sich Inge Kirch dann doch an die Arbeit. Sie hatte sich andere Kreuzwege angeschaut. "Die waren alle mit einem sehr dunklen Hintergrund gemalt, das wollte ich nicht", stellte sie fest und "ich wollte so malen, dass die Bilder in die Kirche passen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich Farben beißen". Sie griff Farben aus der Kirche auf.

Die Kirche ist nicht sehr groß, deswegen konnten auch die 14 Bilder nicht sehr groß ausfallen, nur 40 mal 50 Zentimeter. Allerdings sei es viel einfacher, großflächige Ölbilder zu malen, sagte sie dazu. Sie entschied sich, Spezialkarton zu verwenden, auf den die Leinwand aufgezogen ist. Das sei zwar etwas teurer als Leinwand auf Holzrahmen, aber die verziehen sich etwas. 1990 fing sie an und brauchte ein Jahr, bis sie damit fertig war. Die Rahmen für die Bilder wurden in einem Geschäft in Amorbach gekauft. "Ich war nicht so ganz glücklich mit der Auswahl", verriet sie, "aber diejenigen die ganz toll gepasst hätten, wären dreimal so teuer gewesen".

Und dann noch eine Allergie

Der Auftrag damals war für sie auch eine intensive Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte Jesu. Gleichzeitig betrat sie mit der sakralen Malerei künstlerisches Neuland. "Ich bin dabei oft an meine physischen und psychischen Grenzen gestoßen", erzählte sie, und eine Allergie gegen Ölfarben kam hinzu.

Gesicht schmerzverzerrt

Inge Kirch ging auf jedes einzelne Bild des Kreuzwegs ein. Das erste trägt den Titel "Jesus wird zum Tod verurteilt und Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld". Für uns soll es bedeuten, dass auch heute noch Leute unschuldig verurteilt oder grundlos verachtet werden, interpretierte sie. Die weiteren Motive sind "Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern", "Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz", "Jesus begegnet seiner Mutter", "Simon hilft Jesus, das Kreuz zu tragen", "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch", "Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz", "Jesus begegnet den weinenden Frauen", "Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz", "Jesus wird seiner Kleider beraubt", "Jesus wird ans Kreuz genagelt", "Jesus stirbt am Kreuz", "Jesus wird vom Kreuz abgenommen" und schließlich "Jesus wird in Grab gelegt".

"Der Herr Jesus hat kein schönes Gesicht", stellte einer der Besucher fest. "Das ist kein Wunder. Er war Mensch, das Gesicht war schmerzverzerrt" , antwortete die Künstlerin darauf. Als ihr Kreuzweg schon fertig war, war sie einmal im Heiligen Land - "ich war überrascht, dass es von den Farben so gut hinhaut". Zu guter Letzt erfuhr sie noch "Pater Rigobert hat Dich mit Bedacht ausgewählt, denn Du warst äußerst preisgünstig". Der das feststellte, muss es wohl wissen, denn es war ihr Mann, Rainer Kirch.