Matthias Nöth zieht's regelmäßig auf die Halbinsel im Südwesten der Türkei.
"Ist man erst einmal auf dem Gipfel angekommen, dann entschädigt einen ein phantastisches Panorama für den anstrengenden Aufstieg." So schwärmt Matthias Nöth, der kürzlich von einem dreiwöchigen Aufenthalt auf der Bozburun-Halbinsel zurückgekommen ist. Seit mehr als zehn Jahren ist der gebürtige Reichenbacher in regelmäßigen Abständen auf der überschaubaren Halbinsel im Südwesten der Türkei unterwegs, dienstlich wie privat.
Teil eines internationalen Teams
Das erste Mal kam er zu Beginn seines Studiums der Klassischen Archäologie mit der Region in Berührung. Im September 2000 nahm er an dem von der Universität Würzburg durchgeführten Loryma-Survey teil. Dabei hielt er sich mehrere Wochen in einer nur per Boot zu erreichenden Bucht auf, die nur 24 Kilometer Luftlinie entfernt von der Insel Rhodos liegt.
Ein paar Jahre später führte es den Archäologen Matthias Nöth anlässlich eines archäologischen Projektes unter Leitung von Winfried Held (Philipps-Universität Marburg) erneut in die Region. Während der meist sechswöchigen Feldforschungsaufenthalten, bei denen Matthias Nöth Teil eines internationalen Teams aus Archäologen, Geodäten, Geophysikern, Epigraphikern und Zeichnern war, lernte er Landschaft und Fauna intensiv kennen: "Da wir uns auf antike Siedlungen fokussierten, die hier stets auf Bergen liegen, mussten wir uns zunächst Wege zu diesen suchen und freischlagen", sagt Matthias Nöth und fügt an: "Waren wir dann am Ziel, galt es, die Ruinen von meist sehr dichtem Bewuchs zu befreien." Oft sei bei den mitunter recht stacheligen Ranken ohne Machete oder Astschere gar nichts gegangen.
"Aber für diese Mühen entschädigten uns die zahlreichen Funde und Befunde und der sagenhafte Ausblick über die umliegende Landschaft und die in der Sonne schimmernden Mittelmeerbuchten." Noch heute ist Matthias Nöth, der inzwischen seine Dissertation zu den Befestigungsanlagen dieses Landstriches eingereicht hat, von der Fülle an antiken Spuren auf der gerade einmal 33 Kilometer langen Halbinsel beeindruckt.
Gastfreundliche Menschen
Auch mehrere Privatreisen führten Matthias Nöth mittlerweile auf die Halbinsel; dabei lag der Besichtigungsschwerpunkt ebenfalls auf den antiken Hinterlassenschaften. Er besuchte nicht nur die bekannten, sondern auch die weniger bekannten Plätze: "Ich glaube es gibt nur wenige Berge auf der Karischen Chersones
(antiker Name der Halbinsel; Anm. der Red.), auf denen ich noch nicht gewesen bin.", sagt Nöth.
Bei den privaten Reisen kam er verstärkt mit den Menschen der Region in Kontakt. Diese seien in der Regel recht aufgeschlossen und gastfreundlich. Wenn man dann noch, wie Nöth, etwas türkisch spricht, so könne es durchaus vorkommen, dass man von wildfremden Menschen auf einen Tee eingeladen werde.
"Es kann auch passieren", sagt der Archäologe, "dass man jemanden nach dem Weg fragt und der oder die Gefragte ohne Umstände zu einem ins Auto steigt und mit zur entscheidenden Kreuzung oder Weggabelung fährt." Bislang hat er auf seinen Reisen noch keine schlechte Erfahrung mit den Einheimischen gemacht; nur einmal habe man seinem abgestellten Mietwagen einen einseitigen Plattfuß verpasst, sagt Matthias Nöth. Auch die Tierwelt könne man besonders im weitgehend unberührten Süden der Halbinsel hautnah erleben, besonders beim Zelten: etwa wenn nachts die Schakale heulen oder halbwilde Esel ums Zelt stapfen.
Ende September sind dann vielerorts Landschildkröten zu sehen, sogar auf den höchsten Bergen würden sie einem begegnen.
Die Bozburun-Halbinsel ist - im Gegensatz zur benachbarten "Bettenburg" Marmaris - noch vom Massentourismus verschont geblieben. Zwar gibt es etliche Touristen, sagt Nöth, doch handele es sich bei diesen, sofern sie nicht in einer der kleinen Pensionen wohnen, meist um Tagesausflügler. Große Hotels gibt es kaum. Die Halbinsel und ihre Küste sind nicht nur ein beliebtes Segelrevier, in den letzten Jahren wird auch verstärkt Wert auf Aktiv- und Ökotourismus gelegt.
Radtour auf antiken Pfaden
Hierzu stehen nicht nur zahlreiche erst in jüngerer Zeit ausgeschilderte Radtouren zur Verfügung, sondern auch ein Abschnitt des 2013 eröffneten "Karya Yolu" ("Karischer Weg"), dem mit insgesamt 800 Kilometer längsten Fernwanderweg der Türkei.
Diesen Abschnitt ging Matthias Nöth selbst in einigen Teilbereichen: "Auf dem Karischen Weg, der zum Teil antiken Pfaden folgt, kann man eine Zeitreise von der Antike über die byzantinische Zeit und das Mittelalter machen. Aber auch Spuren des zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgten Bevölkerungsaustausches sind zu entdecken, wovon mehrere verlassene ,Griechendörfer‘ zeugen". Trotz seiner zahlreichen Reisen auf die Halbinsel, gibt es noch einige ihm unbekannte Ecken, so dass für die nächsten Jahre ausreichend Ziele locken, sagt Matthias Nöth.