Ein dreister junger Mann finanziert seinen Drogenkonsum mit dem Verkauf von Kettensägen und Gartenwerkzeug, die er "auf Rechnung" für eine erfundene Service-Firma einkauft und betrügt sogar den eigenen Vater.
Vorwiegend mit Kettensägen und weiterem technischen Zubehör für Hobby-gärtner hat ein Mann aus dem Landkreis Main-Spessart vorübergehend seinen Drogenkonsum finanziert: Er kaufte in Geschäften für Gartentechnik ohne einen Cent in der Tasche "auf Rechnung" ein, für eine frei erfundene Firma namens "Dominiks Allround-Service". Waren im Umfang von bis zu 5000 Euro pro Einkauf will er dann mit erheblichem Preisnachlass an einen Hehler im Raum Frankfurt "verhökert" haben.
Ein Schöffengericht in Würzburg verurteilte den erheblich und einschlägig vorbestraften 31-Jährigen wegen gewerbsmäßigem Betrug in neun Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten. Einbezogen wurde dabei ein Urteil des Amtsgerichts Gemünden vom März dieses Jahres und die damals verhängte Unterbringung in der Psychiatrie in Lohr.
Die Behandlung dort verlaufe erfolgversprechend, berichtete der Angeklagte, der seit seinem 18. Lebensjahr Drogen konsumiert. Es habe bisher keinen Rückfall gegeben, erste Lockerungsstufen seien bereits angedacht, wie die Klinik schriftlich bestätigte. Für die langjährige Drogenabhängigkeit gab es von dem forensischen Gutachter Dr. Jörg Gross keinen Rabatt wegen verminderter Schuldfähigkeit. Die Betrugshandlungen seien bis ins Detail geplant und strukturiert gewesen.
2000 Euro für Drogen jeden Monat
Seinen Drogenkonsum gab der Angeklagte mit zuletzt vier bis fünf Gramm Marihuana am Tag an und bezifferte die monatlichen Ausgaben dafür auf etwa 2000 Euro. Mit dem Kettensägen-Geschäft habe er darüber hinaus seinen Lebensunterhalt finanziert. Tatorte waren über Unterfranken verstreut, Fachgeschäfte in Gössenheim, Großheubach, Aschaffenburg, Münnerstadt und Würzburg betroffen. Die Schadenssumme pro Einkauf lag wiederholt erheblich über 4000 Euro. Die Bandbreite der betrügerisch erlangten Waren war groß: Neben Ketten- und Motorsägen "kaufte" er auch Schnittschutzkleidung, Freischneider, einzelne Ketten, ein Schutzhelm-Set, Saughäcksler, Waschsauger, eine Durchforstungsschere und literweise Sägeketten- und Motoröl.
Besonders schäbig: Vater beklaut
Es gab in der umfangreichen Anklage auch einen Fall ohne Kettensäge: Dass er das Vertrauen seines Vaters massiv missbrauchte, hat das Gericht dem Angeklagten als besonders schäbig angekreidet. Ihn bat er um Unterstützung, damit er Forderungen des Landratsamtes Main-Spessart bezahlen könne. Zu dem Zweck legte er eine Email-Adresse mit Namen einer Sachbearbeiterin "Manuela Fischer" an, um dem Vater zu belegen, dass das Landratsamt tatsächlich auf Zahlung berechtigter Forderungen drängt.
Im Vertrauen darauf, dass der Sohn zumindest ihn nicht anlügt, übergab der Vater bei vier Treffen am Adenauerplatz in Marktheidenfeld dem Angeklagten Beträge in Höhe von insgesamt 8680 Euro. Die versprochenen Monatsraten von 100 Euro zahlte der Sohn nicht an den Vater zurück. Belege des Angeklagten, mit denen er den Vater "beruhigte", waren ebenfalls gefälscht: Unter anderem war eine größere Summe als "Corona-Bonus" angekündigt neben weiteren Rückzahlungen.
Zur Tatzeit unter Bewährung
Die Tatzeit der Kettensägenserie war Februar 2021. Zu der Zeit stand der Angeklagte aus einer früheren Verurteilung unter Bewährung und war bereits zu einer neuen Verhandlung beim Amtsgericht Gemünden vorgeladen. Da ging es erneut um Betrug, diesmal in zehn Fällen mit einer Schadenssumme von 25.600 Euro. Dort hatte er sich allerdings wiederholt mit ärztlichen Attesten als wegen Krankheit verhandlungsunfähig entschuldigt, während er zur gleichen Zeit war für den "Allround-Service" unterwegs. In den Geschäften stellte er sich als Einkäufer der Firma vor. Kommentar des Vorsitzenden Richters Paul Thal an die Adressen der geschädigten Firmen: Man habe es dem Angeklagten sehr leicht gemacht, "auf Rechnung" einzukaufen.