Das "Trio Palazzo" spielte nicht nur die bekannten Lieder von Entertainer Udo Jürgens, sondern gab auch Einblicke in sein Privatleben.
Udo Jürgens ist ein Phänomen. Nicht nur, dass er einer der kommerziell erfolgreichsten Unterhaltungsmusiker im deutschen Sprachraum war: Seine Lieder bestechen auch heute noch durch ihren Charme, ihren Witz, und oftmals auch durch die kritischen und nachdenklich machenden Untertöne. Udo Jürgens deckte in seiner fast 60-jährigen Schaffensperiode ein breites stilistisches Feld ab. Von Schlager über Chanson bis hin zu Jazz und Popmusik reicht die Palette. Auch wenn das Ausnahmetalent 2014 verstarb, so sind seine Songs immer noch unvergessen.
Auf die Spuren dieses großen Künstlers machte sich das "Trio Palazzo" in der Alten Aula unter dem Motto "Aber bitte mit Udo". Dabei gelang es den drei Künstlern, anhand von vorgelesenen Tagebucheinträgen und witzigen Bonmots hinter die Fassade des Ausnahmemusikers zu blicken. Das Publikum war von diesem Vorgehen begeistert, da es so auch einen Blick auf den "privaten Udo" hinter der glitzernden Showfassade erhaschen konnte. Und es wurde eine traumhafte Hommage an diesen großen Chansonsänger, welches das Trio bot.
Bereits der Beginn des Konzerts stimmte auf einen wunderschönen Abend ein. Jonathan Beinsiegel entlockte seiner Trompete fast melancholische Töne, als er zu einem Potpourri aus allbekannten Weisen von Udo Jürgens in den Saal einzog. Tenor Andreas Barth Steinborn durchlief hierauf die Reihen und sorgte dabei für eine intime Stimmung, die das Eis gleich beim ersten Stück brach. Mit dem "Ladies and Gentlemen", einem doch eher ernsten Stück, verstand er es, mit dem Publikum äußerst charmant zu kokettieren und dabei auch die letzten Barrieren abzubauen.
Komposition mit sieben Jahren
Zwischen den einzelnen Stücken erfuhren die Zuschauer immer wieder interessante Details aus der Biographie von Udo Jürgens. Seine erste Melodie komponierte er mit sieben Jahren , und bereits als Kind entdeckte er das Klavier für sich, welches er zuerst als Autodidakt zu lieben lernte. Sehr gefühlvoll brachte das Trio dann das "Ich will - ich kann" zu Gehör, in dem auch die impulsiven Phasen meisterhaft ausgearbeitet waren.
Die drei Künstler arbeiteten auf der Bühne virtuos zusammen, nicht nur bei der Musik. Auch beim Vortragen der Biographie spielten sie sich gegenseitig geschickt den Ball zu, so dass das Publikum nicht nur die innere Gefühlswelt des Protagonisten erkunden konnte, sondern auch durch die stimmliche Gestaltung des Trios hervorragend unterhalten wurde. Dabei spürte man natürlich auch den musikalischen Erfolgen dieses Ausnahmetalents nach, welcher mit der dritten Teilnahme am Grand Prix Eurovision in Luxemburg 1966 den ersten Platz erreichte mit dem bis heute unvergessenen "Merci, Chérie". Diese Weise wurde auch vom Trio Palazzo intoniert.
Die Übergänge von biographischen Informationen zu den einzelnen Stücken waren fließend, was auch daran lag, dass das Trio hier perfekt harmonierte und man ihm die Liebe zu den Stücken von Udo Jürgens anmerkte. Beim "Heute beginnt der Rest deines Lebens" demonstrierte Andreas Barth Steinborn einmal mehr, wozu er stimmlich in der Lage ist. Udo Jürgens' Lieder waren niemals flach: immer bezog er auch zu aktuellen Problemen Stellung, so wie beim "Ein ehrenwertes Haus" aus dem Jahr 1975, welches den kleinbürgerlichen Mief aufs Korn nimmt und die Krämerseelen als verlogen geißelt.
Amouröse Abenteuer
Natürlich wurde auch das Liebesleben von Udo Jürgens ausführlich erörtert. Das Trio plauderte aus dem Nähkästchen und zeigte, dass der Protagonist durchaus ein Filou war, welcher vor amourösen Abenteuern wahrlich nicht zurückschreckte.
Weitere Stücke schlossen sich an. Das Publikum sang oft ausgelassen mit und klatschte. Die Auswahl, die das Trio Palazzo vorgenommen hatte, war abwechslungsreich: mal nachdenklich, mal fröhlich. Interessante Klangexperimente zwischen Trompete und Klavier wurden ausprobiert und gemeistert, am Ende des Konzerts zeigten der tosende Applaus und die drei Zugaben, dass es dem Publikum außerordentlich gut gefallen hatte.
Für den Musiker Uwe Kohls vom Trio Palazzo war der Auftritt in Münnerstadt auch so etwas wie ein Nach-Hause-Kommen. Machte der Pianist doch hier sein Abitur, und seine Liebe zur Musik wurde im Gymnasium geprägt, wie er erläuterte. Der Abend in der Alten Aula war dabei für ihn ein ganz besonderes Erlebnis.
"Wir bekamen einen Anruf von Uwe, der fragte, ob das Trio Palazzo hier auftreten könnte. Wir waren natürlich gleich begeistert und sagten zu", so Inge Bulheller, Leiterin von KulTourisMus im Schloss, die selbst ein bekennender Fan von Udo Jürgens ist. Sie und ihr Team sorgten an diesem Abend für die Bewirtung und die Organisation des Events. "Der Abend war einfach wunderschön" - diese Bemerkung einer Besucherin am Ende des Konzerts sprach vielen aus der Seele. Der Applaus und die Zugabe-Rufe sowie das ausgelassene Mitsingen bei Evergreens wie "Mit 66 Jahren" oder "Ich war noch niemals in New York" zeigten, dass das Trio Palazzo einen Nerv getroffen hat und, dass die Stücke noch lange gesungen werden.