Wenn Adelheid Back mit ihren 90 Jahren in Windheim an der Orgel sitzt, ist sie ganz in ihrem Element. Seit nunmehr 75 Jahren spielt sie bei den Gottesdiensten. Und sie hat noch eine große Leidenschaft, das Singen.
Elegant bringt Adelheid Back die Orgel zum Klingen, mit einem unnachahmlichen Stil, der es versteht, auf die Sängerinnen und Sänger in den Kirchenbänken einzugehen, sie aber auch zu führen. Dass sie am 9. Januar ihren 90. Geburtstag gefeiert hat, vergisst man leicht, wenn man sie in Aktion sieht. Musik belebt, sie hält jung, und wie ein berühmter Theologe bereits vor vielen hundert Jahren erkannte: "Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen. Denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen."
Dass für Adelheid Back die Musik ein wichtiger Stellenwert in ihrem Leben ist, weiß jeder, der sie kennt. Und dass die Musik jung hält, zeigt die Jubilarin immer wieder selbst. So spielt sie immer noch an jedem Sonntag bei zwei Gottesdiensten: einmal in der Windheimer Kirche "Mariä Geburt" und zum anderen im Kurhaus in Bad Bocklet. "Musik macht mir einfach Freude", betont die 90-Jährige.
Möglichst lange will sie sich noch diesem Hobby widmen.
Ohne Unterbrechung Und noch etwas gibt es in diesem Jahr für Adelheid Back zu feiern: Seit sage und schreibe 75 Jahren spielt sie jetzt schon die Kirchenorgel - und das ohne Unterbrechung. Mit 15 Jahren begann sie damit. Dass dies eine große Leidenschaft für sie werden sollte, war da noch gar nicht abzusehen. "1940 bin ich gefragt worden, ob ich nicht in der Kirche Orgel spielen könnte", erinnert sich Back. Damals war es den Dorflehrern vom Nazi-Regime verboten, Orgel zu spielen, wenn Feiertage auf einen Wochentag fielen. Die Windheimer wollten sich das nicht gefallen lassen, und so fragte der damalige Kaplan Fischer bei Adelheid Back nach. "Und so habe ich halt zugesagt", meint sie. Beim ersten Auftritt hatte sie richtiges Lampenfieber. "Ich war fast so weit, dass ich das Spielen abgesagt hätte", erinnert sich Back.
Sie überstand die Feuertaufe und spielt seitdem während jedes Gottesdienstes die Orgel. "Es hat sich halt so ergeben."
Erst Gitarre, dann Klavier Ab 1941 durften die Lehrer überhaupt keine Orgel mehr spielen. Lehrer Rost fiel 1942 in Stalingrad, und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen Lehrer mehr, der Orgel hätte spielen können. "So kam es dazu, dass ich Organistin wurde", betont Back. Dabei war ihre Familie aber schon immer sehr musikalisch: Der Vater spielte Trompete, und daheim wurde auch sehr viel gesungen. "Mit zwölf Jahren bekam ich von meinem Bruder eine Gitarre geschenkt, etwas später kaufte mir mein Vater ein gebrauchtes Klavier, auf dem ich üben konnte.
In Steinach bekam ich dann den ersten Unterricht", erinnert sich die 90-Jährige.
Neben dem täglichen Füttern der Kühe oblag es Adelheid Back auch, sich um die kranke Mutter zu kümmern. Der Vater starb schon 1945, und so lag es an ihr und ihren Geschwistern, Haus und Hof zu versorgen. 1966 begann Back ihre Arbeit als Hausnäherin im Theresienkrankenhaus und in der Klinik Katzenberger. Nach 20 Jahren Tätigkeit ging sie in Rente. "Ab da habe ich daheim bei mir Kindern und Jugendlichen Unterricht gegeben", lässt sie die Vergangenheit Revue passieren. Flöte, Melodica, Orgel, Gitarre, Keyboard - vielen jungen Menschen hat sie an diesen Instrumenten die Liebe zur Musik vermittelt. Noch heute hat sie sechs Schülerinnen und Schüler, die sie unterrichtet.
Auch das Singen ist eine ihrer Leidenschaften.
Sie leitet immer noch das "Winner Chörle", das zu Festen die Gottesdienste in Windheim - mit Unterstützung von Sängerinnen aus anderen Orten - umrahmt. Bereits 1945 leitete sie in Windheim einen Männerchor. Durchaus ungewöhnlich, dass eine 20-Jährige damals die Männer dirigierte. "Die Männer haben bei den Proben immer gut pariert", meint Back mit einem schelmischen Lächeln. Zahlreichen anderen Chören stand sie vor, unter anderem war sie 27 Jahre Jahre lang Leiterin des Kirchenchors in Burglauer.
Eigener Chauffeur Einem ist sie dabei ganz besonderes dankbar, der von Chorprobe zum Orgelspielen und wieder zurück mit dem Auto fuhr: ihrem Bruder Hugo. Adelheid Back hat nämlich keinen Führerschein.Natürlich will sie sich künftig der Musik in all ihren Formen widmen. "Ich wünsche mir Gesundheit, damit ich so weitermachen kann", sagt die Jubilarin.
Ein Leben ohne Musik könne sie sich gar nicht vorstellen.
Großes Lob Beim Dankgottesdienst in der Windheimer Kirche ließ es sich Adelheid Back natürlich nicht nehmen, selbst die Orgel zu spielen. Musikalisch umrahmt wurde dieser von den Chören aus Aschach und Steinach. Pfarrer Michael Kubatko dankte für die Hilfsbereitschaft von Adelheid Back, die immer zur Stelle sei. "Adelheid, du hast dir großartige Verdienste um die Kirche erworben", lobte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Helga Hein. "Für jeden hast du ein freundliches Lächeln und ein freundliches Wort", betonte Hein weiter. "90 Jahre sind es wert, dass man dich besonders ehrt", meinte der Kirchenpfleger von Bad Bocklet, Siegbert Holzheimer.
Kleine Feier im Pfarrheim Er bewunderte den Elan der Jubilarin, und dass sie immer auch in Bad Bocklet zur Stelle war, wenn Not am Mann war. Natürlich durfte eine kleine Feier im Pfarrheim nicht fehlen, zu der auch noch einige Weisen gesungen wurden.