In die Klangwelt Mozarts wurden die Besucher des Bad Bockleter Musikfrühlings im Kursaal entführt. Dabei konnten sie gleich einer doppelten Premiere beiwohnen.
Zum einen fand das Konzert sozusagen privatissime statt, wie der künstlerische Leiter des Musikfrühlings, Hermann Freibott, betonte. Privatissime aus dem Grund, weil die Stuhlreihen direkt um den Künstler Michael Günther gruppiert waren und man so das Konzert noch intensiver genießen konnte. Doppelte Premiere aber auch deshalb, weil Günther die musikalischen Werke auf Originalinstrumenten spielte, die teilweise von Wolfgang Amadeus Mozart selbst gespielt wurden.
Dazu hatte der Künstler ein 1770 gebautes Fortepiano sowie ein zwischen 1740 und 1750 entstandenes Tafelklavier mitgebracht, an dem die gespielten Werke erst so richtig zur Geltung kamen. Und das Konzert war sehr gelungen.
Daneben gab Günther, der das Fach Cembalo und historische Tasteninstrumente an den Musikhochschulen in Würzburg und Zürich studiert hatte, interessante Informationen über die Entstehung der Instrumente.
So war die Einführung jener "Fortepianos" oder auch "Pantalons" genannten Instrumente eine Revolution in der Musik. Die Sehnsucht nach einfacher und herzlicher Musik ließ das Hammerklavier entstehen, das durch seine Hammermechanik die Musik revolutionierte. Konnte man doch durch den unterschiedlich starken Anschlag beim Spiel der Musik Gefühl einhauchen und somit Empfindungen differenzierter ausdrücken, als dies noch zu Zeiten Bachs der Fall war.
Diese ersten "Claviere" waren überwiegend dafür bestimmt, in kleineren Räumen gespielt zu werden. So erklärt sich auch der Kreis im Kursaal, der ein solch "privates" Spielen zumindest andeutete. Michael Günther wusste dabei fachkundig die musikalische Entwicklung der Instrumente zu vermitteln und zeigte beim Erzählen von Anekdoten über den jungen Mozart ein feines Gespür für geschliffenen Humor.
Doch natürlich stand im Mittelpunkt die
Musik. Mit dem Tempo giusto in g-moll aus dem Köchelverzeichnis 15p führte er das Publikum in die Weisen des jungen Mozarts ein. Leise und besinnliche Töne wurden angeschlagen. Viel Fingerspitzengefühl war für das Spielen der Instrumente notwendig, was Michael Günther mit Bravour meisterte. Bereits im ersten Stück konnte der Zuhörer hautnah miterleben, wie sich beim jungen Mozart eine Abkehr von Bachscher Strenge hin zu empfindsamen Weisen
manifestierte, ein Schritt vom Spätbarock zur Frühklassik abzeichnete, der allerdings Elemente beider Epochen in sich trug und so mit sehr reizvollen und selten gehörten Klängen aufwartete.
Auch Raritäten wie das Presto in F-Dur von Bruno Holzapfel waren zu hören. Die Sonata in c-Moll von Giovanni Benedetto Platti spiegelte zahlreiche Gefühlsfacetten wider.
Auch nach der Pause ging es unter anderem mit Weisen von Johann Franz Xaver Sterkel und Heinrich Joseph Rigel weiter. Den Schlussakt setzte Günther mit dem "Marche des Marseillois et l' Air ça-ira" von Claude-Benigne Balbastre, in dem die berühmte französische Nationalhymne in interessant variiert wurde. Mit sehr viel Applaus wurde Michael Günther am Ende des Konzerts belohnt.
Als Abschlusskonzert des Musikfrühlings werden am Donnerstag, 29.
Mai, unter anderem Stücke von Alfred Schnittke, Joseph Haydn und Antonin Dvorak gespielt. Neben Christian Katzenberger am Horn wird sinfonietta fraconica unter Dirigent Hermann Freibott zu hören sein.