Michael Mittermeier rockt Bad Kissingen

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Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
Michael Mittermeier in Bad Kissingen. Foto: Ralf Ruppert
 

Zum Auftakt des Bad Kissinger Kabarettherbstes trat Michael Mittermeier im Regentenbau auf.

"Wild" ist das aktuelle Bühnen-Programm von Michael Mittermeier überschrieben. Wild sind nach wie vor Sprüche und Gestik - und darauf verlässt sich der 51-Jährige auch voll und ganz: Eher gemächlich kommt er auf die Bühne, im Plauderton stimmt er die Zuschauer ein und entlässt sie am Ende in die Nacht. Aber dazwischen rockt er selbst so alt ehrwürdige Säle wie den des Regentenbaus: Die Fans bekommen, was sie erwarten.
Michael Mittermeier kann sich auf seine Erfahrung und immense Bühnen-Präsenz verlassen. Mehr als ein Banner im Hintergrund, ein Mikrofon und ein bisschen Rock-Musik zur Einstimmung braucht es nicht. Mit beiläufigen Bemerkungen über die Königsloge, in der nie ein König saß und der Brücke über einen Fluss, der seiner Meinung nach keiner ist, packt er die mehr als 1100 Fans. Zum Auftakt des Bad Kissinger Kabarettherbstes lockte er ganz offensichtlich viele neue Besucher in den Regentenbau, ein gelungener Clou, den bekanntesten Akteur des Festivals gleich zum Anfang zu holen.
"Wo hört wild auf, wo fängt krank an?" Das war eine der ernsten Fragen, die der Oberbayer mit nach Unterfranken brachte. Sogar die schwierigen Themen Terror, Krieg und Tod schloss er nicht aus: "Wenn wir alle aufhören, das zu tun, was wir normalerweise tun, haben wir schon verloren", lautete seine Antwort auf Extremisten. Im Blick auf die Bundestagswahl schlug er vor, statt Parteien rein zu wählen, lieber im Stil von Fernseh-Shows unfähige Abgeordnete aus dem Bundestag raus zu wählen.


Banales und Ernstes

Immer wieder stellt Mittermeier die absurdesten Zusammenhänge her. Einer dieser Riesenschritte war etwa der vom Pokemon-Jagen in die Türkei: "Fangen, sammeln, weg damit, das ist der Sinn dieser Spiele - wie in der Türkei." Mittermeier schafft es, Banales mit Ernstem zu verknüpfen und dem Ernsten dadurch den Schrecken zu nehmen. Das hat allerdings seinen Preis: Nichts ist ihm heilig, durch die ironischen Kommentare wird alles ins Lächerliche gezogen. Natürlich muss er sich nicht gefallen lassen, dass er wegen einer Plastiktüten angesprochen wird, aber die Erwiderung ("Hätten Ihre Eltern damals etwas mehr Plastik verwendet...") geht eben im wahrsten Sinne des Wortes unter die Gürtellinie.
Wild bleibt auf alle Fälle Mittermeiers Sprache. Die vielen F...- und Sch...-Flüche regen längst niemanden mehr auf, müssen aber auch nicht zur Normalität werden bei einem Publikum, in dem auch Kinder im Alter von Mittermeiers neunjähriger Tochter sitzen.
Nicht immer glaubwürdig, aber zum Wegschmeißen lustig erzählt sind seine vielen Anekdoten: Wie er an Dreikönig die vier Königinnen abfüllt etwa, oder der kleine Dorf-Bürgermeister, der beim Gespräch mit US-Präsident Barack Obama nur knapp dem Tod entgeht: "Wie kann man auch einen Schwarzen zum Weißwurst-Frühstück einladen!"


Bilder ganz ohne Requisiten

Einfach grandios sind auch seine nachgespielten Szenen aus Filmen oder Serien: Da surrt das Laserschwert und die Schiebetür öffnet sich in der Vorstellung der Zuschauer, ohne dass Mittermeier auch nur eine Requisite benötigt. Und auch dort wieder Überträge in den Alltag: Wie bei Enterprise die Türen per Hand aufgeschoben werden, könnten das ja auch Flüchtlinge am Berliner Flughafen machen. Wir hätten so viele, dass wir 50 auf jede Seite stellen könnten, und: "Das ist ein Ausbildungsberuf, erstes Jahr linke Tür, zweites Jahr rechte Tür", sagt Mittermeier augenzwinkernd. Sorgen machte sich der Kabarettist auch um die deutsche Identität: "Früher hieß es, die Deutschen bauen saubere Autos, werden mit Großprojekten pünktlich fertig und alle flüchten vor uns." Das habe sich mittlerweile alles ins Gegenteil verkehrt.
Keine Gnade kennt Mittmeier auch bei Frauenwitzen: "In meiner Jugend waren Sexismus-Diskussionen seltener als Marien-Erscheinungen", gibt er selbst die Begründung. Auch dass er die Betrunkenen auf dem Oktoberfest für Materialsammlungen anspricht, gibt er unumwunden zu. Deshalb gilt für seine Vorstellungen auch das, was für amerikanische Verpackungen gilt: Warnhinweis beachten! Nichts für Weicheier, Feministinnen und Zart-Besaitete!