Mehrgenerationenhaus Bad Kissingen braucht staatliche Zuschüsse

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Die Finanzierung des Mehrgenerationenhauses ist nicht gesichert.
Die Finanzierung des Mehrgenerationenhauses ist nicht gesichert.
Helga Schwarz-Stock spielt Canasta. Hinten sieht sich Staatssekretär Hermann Kues um. Fotos: Borst
Helga Schwarz-Stock spielt Canasta. Hinten sieht sich Staatssekretär Hermann Kues um.  Fotos: Borst
 

Die Zukunft des Mehrgenerationenhauses in Bad Kissingen ist unklar. Nächstes Jahr läuft die Förderung des Familienministeriums aus. Gibt es keine neuen Zuschüsse, kann die Einrichtung schließen. Staatssektretär Hermann Kues hält sich bedeckt.

Für Helga Schwarz-Stock ist das Mehrgenerationenhaus eine Stätte der Begegnung. Hier hat sie Freunde, mit denen sie ein bis zwei Mal in der Woche Canasta spielt. Ein Zimmer weiter wird niedrigschwellige Hilfe angeboten. Ana-Maria Benevides-Werner betreut Frauen mit Migrationshintergrund. Für die Frauen ist das Mehrgenerationenhaus ein Zufluchtsort, in dem sie bei Kaffee und Kuchen ihre Sorgen beiseite schieben. Viele sind Flüchtlinge und haben Gewalterfahrungen gemacht.
Das Fotografieren ist zum Schutz der Frauen nicht gestattet.

Das Geld ist immer knapp

Das Mehrgenerationenhaus hat sich seit 2003 als Begegnungsstätte für Menschen aller Art etabliert - ungeachtet von sozialer Herkunft, Nationalität, Geschlecht oder Alter. Trotzdem: Die finanzielle Zukunft des Mehrgenerationenhauses ist alles andere als sicher, und das seit Jahren. Es ist die Krux sozialer Einrichtungen, dass sie sich aus rein ökonomischen Gesichtspunkten nicht rechnen. "Wir werden immer von der Förderung der Sponsoren abhängig sein", sagt Geschäftsführerin Iris Hönig. Der Bund beteiligt sich zuletzt im Rahmen des Programms "Mehrgenerationenhäuser II" ("MGH II") mit 30 000 Euro, Landkreis und Stadt gewähren Zuschüsse von jeweils 5000 Euro. "Die Bundesmittel reichen gerade, um die Miete und die Nebenkosten zu decken", sagt Ebba-Karina Sander, Vorsitzende des Trägervereins. Um weitere Gelder zu akquirieren, geht die Einrichtung Delegationsverträge ein und bildet beispielsweise für den Landkreis Bad Kissingen Familienbegleiterinnen und Tagespflegekräfte aus. Dennoch bleibt für Iris Hönig wenig Spielraum im Budget. "Das ist sehr knapp kalkuliert." Ebba-Karina Sander schließt sich an: Dass aktuell keine roten Zahlen geschrieben werden, liegt daran, dass die Einrichtung unlängst mit einer Erbschaft bedacht wurde.

Die bisher bewilligte Förderung wird Ende nächsten Jahres auslaufen. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. "Unsere Miet- und Arbeitsverträge sind bis 2014 befristet", sagt Sander. Sie erinnert sich an die schwierigen Verhandlungen vor eineinhalb Jahren, als das erste Förderprogramm auslief. "Damals stand unsere Zukunft auf der Kippe." Auch Geschäftsführerin Hönig hat ihre Erfahrungen gemacht: "Anschlussverhandlungen sind immer kritisch, weil von der Politik oft gesagt wird: 'Jetzt muss das Kind alleine laufen'." Letzten Endes sei alles Weitere eine politische Entscheidung der Verantwortlichen im Familienministerium. Hönig benötigt aber Planungssicherheit: "Ich wünsche mir eine Absichtserklärung, wie die Finanzierung ab 2015 aussehen soll."

Hermann Kues (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesfamilienministeriums und Stellvertreter von Familienministerin Kristina Schröder (CDU), hat bei einem Besuch vor Ort keine konkreten Zusagen gegeben. Eine Entscheidung darüber, ob ein neues Förderprogramm aufgelegt wird, welche Einrichtungen in welcher Form Zuschüsse erhalten, wird erst nach der Bundestagswahl getroffen. "Meine Einschätzung ist aber, dass es ein neues MGH-III-Programm geben wird", sagt Kues. Er rechnet mit einer Entscheidung zu Beginn nächsten Jahres. Er selbst wird sie nicht beeinflussen können. Kues scheidet nach zwei Jahrzehnten aus dem Bundestag aus.

Bund will Häuser bewerten

Selbst wenn im Familienministerium ein positiver Entschluss gefasst wird, bedeutet das nicht automatisch, dass das Mehrgenerationenhaus Bad Kissingen Gelder erhält. Laut Kues werden zunächst die Einrichtungen bundesweit bewertet. Anhand dessen wird bestimmt, welche Häuser gefördert werden. Kues betont, dass man nicht daran interessiert sei, über Jahre aufgebaute Strukturen zu zerschlagen, nur weil der Bund die Unterstützung einstelle. Eine Bedingung für die Bereitstellung von Bundesmitteln ist gleichwohl, dass sich die kommunale Ebene weiter finanziell beteiligt.

"Es gibt Bedürfnisse, in einer Gesellschaft, die sich aufdrängen", sagt Kues. Vor allem Mehrgenerationenhäuser können diese bedienen, Integrationsarbeit beispielsweise oder Medienbildung für Senioren. Gut aufgestellte Einrichtungen dürfen im Hinblick auf Zuschüsse "optimistisch" sein.