Der einzige Supermarkt in Nüdlingen bringt Senioren ihre Waren bis zur Haustür. Obwohl die Älteren über die Einkaufssituation klagen, nutzen sie das Angebot selten.
Seit einem Jahr kümmert sich Birgitt Waldner um die Probleme und Nöte der älteren Mitbürger. "Eine der größten Sorgen ist die Einkaufssituation", hält die Seniorenbeauftragte in ihrem Jahresbericht fest. Kein Wunder: Innerorts ist schon länger kein Einzelhändler mehr tätig, es bleibt die Firma Tegut im Gewerbegebiet als einzige Einkaufsmöglichkeit. "Für viele Senioren ist es vielleicht schon problematisch, überhaupt hierherzukommen", meint André Leitschuh von Tegut.
Der Markt liegt etwas abgelegen am Ortsrand. Für Leute, die schwach zu Fuß sind, ist das zu weit vom Ortskern weg, um mal eben für kleine Besorgungen dorthin zu laufen. Wie Waldner berichtet, wurde deshalb ein Lieferdienst mit Tegut vereinbart.
"Der Service wird aber nur sehr schleppend angenommen."
Das bestätigt auch André Leitschuh: "Wir haben nur vereinzelt Kunden, die sich ihre Einkäufe nach Hause bringen lassen. Das ist vielleicht zwei bis drei Mal pro Woche der Fall."
Ratlosigkeit und Vermutungen Das Angebot beinhaltet, dass die Senioren ganz normal ihre Besorgungen erledigen und jeweils am Freitagnachmittag die gekaufte Ware bis an ihre Haustüre geliefert bekommen. Ein Problem sieht Leitschuh darin, dass es einige Tage dauern kann, bis die Senioren ihre Einkäufe endlich zuhause haben. "Wir können die Kunden aber aus versicherungstechnischen Gründen nicht mit ihrem Einkauf gleichzeitig heimfahren." Leitschuh versichert, dass der Service trotz geringer Nachfrage weiterhin angeboten wird.
Birgitt Waldner scheint etwas ratlos, warum der Lieferservice kaum Anklang findet.
"Meine Mutter hatte schon vor 40 Jahren einen kleinen Laden und hat die Leute zum Wochenende hin beliefert." Sie betont, dass der Tegut-Service von Anfang an so gedacht war, dass die Ware einmal wöchentlich ausgefahren wird. "Da können sich die Leute drauf einstellen. Das ging früher schließlich auch."
"Vielleicht liegt es am hohen Preisniveau des Marktes. Tegut ist eben kein Discounter und damit teurer", vermutet sie. Anstatt auf das Angebot einzugehen, wartet man eben, bis die Angehörigen mit dem Auto nach Bad Kissingen fahren, um ihre Wocheneinkäufe zu erledigen.
Der Firmeninhaberin möchte Waldner keine Schuld geben, auch wenn sie denkt, dass man bei Tegut bei Kleinigkeiten stärker auf die Bedürfnisse der Senioren eingehen könnte.
"Man bemüht sich mit Sicherheit, aber es fehlt vielleicht Personal", sagt Waldner.
Eine weitere Bitte, die von den Senioren an Birgitt Waldner im vergangenen Jahr herangetragen wurde, betrifft das Thema altersgerechtes Wohnen. Hier kann sie nicht viel Hoffnung machen. Egal ob in Form von Wohnheimen, Tagespflege oder betreutem Wohnen. "Das ist in Nüdlingen wirtschaftlich völlig unrentabel", sagt sie. Dazu ist das Angebot der Konkurrenz beispielsweise in Bad Kissingen, Bad Bocklet oder auch Münnerstadt zu groß. "In Nüdlingen würden wir nie ein Heim voll kriegen."
Im Großen und Ganzen ist Birgitt Waldner in ihrer Funktion von den Nüdlingern gut angenommen worden. "Ich habe gute Resonanz erfahren. Und wenn jemand Probleme hat, ruft er mich an."
Mit dem ersten Jahr zeigt sich auch Bürgermeister Günter Kiesel (CSU) zufrieden: "Wir wollen ein Ohr für die Senioren haben.
Wir wollen, dass sie immer einen Ansprechpartner haben." Kiesel ist überzeugt, dass es in Zukunft vor allem Aufgabe der Gemeinde sein wird, bei Problemen zu vermitteln.
Kontakte und Veranstaltungen Dementsprechend betrachtete es Birgitt Waldner als ihre Hauptaufgabe, Kontakt zu den Senioren zu pflegen. Dazu besuchte sie runde Geburtstage und Seniorennachmittage, organisierte Theaterfahrten und Wirtshaussingen.