Lebenslust statt Alltagsfrust

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"Lebenslust statt Alltagsfrust" war das Thema, das sich die Kehlheimer Ehrenkreisbäuerin Erna Amann vorgenommen hatte. Foto: Dieter Britz
"Lebenslust statt Alltagsfrust" war das Thema, das sich die Kehlheimer  Ehrenkreisbäuerin Erna Amann vorgenommen hatte. Foto: Dieter Britz
Einige Lieder sangen Buben und Mädchen des katholischen Kindergartens Stangenroth für die Teilnehmerinnen am Landfrauentag in der Rhönfesthalle. Rechts auf dem Bild Kreisbäuerin Edeltraud Häusler. Foto: Dieter Britz
Einige Lieder sangen Buben und Mädchen des katholischen Kindergartens  Stangenroth für die Teilnehmerinnen am Landfrauentag in der Rhönfesthalle.  Rechts auf dem Bild Kreisbäuerin Edeltraud Häusler.  Foto: Dieter Britz
 

Beim Landfrauentag in der Stangenröther Rhönfesthalle stand die Kehlheimer Ehrenkreisbäuerin Erna Amman mit ihrem Vortrag im Mittelpunkt. Es ging aber auch um die Regionalisierung.

Wenn Kreisbäuerin Edeltraud Häusler zum alljährlichen Landfrauentag einlädt, dann kommen immer Hunderte Landfrauen aus dem ganzen Landkreis in die Rhönfesthalle. Dort findet dieses Treffen seit vielen Jahren regelmäßig statt. Am Donnerstag stand Erna Amman, Frauenreferentin und Ehrenkreisbäuerin im Kreisverband Kehlheim des BBV (Bayerischer Bauernverband) im Mittelpunkt. Sie sprach zum Thema "Lebenslust statt Alltagsfrust". Sie ging dieses Thema sehr originell an und holte in ihren Ausführungen weit aus.

Entscheidungen

Die Kehlheimer Ehrenkreisbäuerin Erna Amann behandelte in ihrem Referat "Lebenslust statt Alltagsfrust" viele Bereiche und schweifte manchmal auch etwas vom Thema ab. Sie fragte, wie viele Entscheidungen ein Mensch am Tag trifft und gab die Antwort gleich selbst: Es sind mindestens 20.000, angefangen am Morgen, wenn der Wecker klingelt und die Entscheidung ansteht "stehe ich auf, oder bleibe ich noch liegen?" Für Heiterkeit nur bei den Frauen sorgte ihre Feststellung: "Wenn ein Mann verspricht, dass er den Wasserhahn repariert, dann repariert er ihn auch - und Sie brauchen ihn nicht alle halbes Jahr daran erinnern."

Herzenswunsch am Ende des Lebens

Im Rahmen des Landfrauentages stellte Petra Reith, Mitarbeiterin des Malteser-Hilfsdienstes Bad Kissingen, das Projekt "letzte Wünsche erfüllen" in einem Film vor. Damit soll Menschen am Ende ihres Lebens ein Herzenswunsch erfüllt werden. Ende März bekommen die Malteser dafür ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug, das über Spenden finanziert werden muss. Die Landfrauen spendeten für dieses Projekt eine hübsche Summe. Nicht zu vergessen: Mit von der Partie war auch eine Gruppe des katholischen Kindergartens Stangenroth, die das Programm mit einigen Liedern bereicherte und natürlich viel Applaus bekam.

Der Landfrauentag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, den die Pfarrer Niels Hönerlage (evangelische Kirchengemeinde Weißenbach) und Armin Haas (katholische Kirchengemeinde Schondra) zelebrierten. Kreisbäuerin Edeltraud Häusler konnte auch eine größere Zahl von Vertretern aus Politik, Verbänden und Wirtschaft willkommen heißen. Sie betonte, dass es bei diesem Landfrauentag um Regionalisierung geht: "Wir Landfrauen setzen uns mit viel Herzblut für unsere Region ein... Unsere Landwirte erzeugen qualitativ hochwertige Lebensmittel und stehen dafür 365 Tage im Jahr sehr gerne auf." Immer höhere Auflagen und immer mehr Vorschriften würden jedoch die Freude am Beruf dämpfen: "Wir kämpfen nicht gegen Umweltschutz, aber wir wollen eine faire Behandlung." Sie hob auch die Rolle der Landfrauen in den Gemeinden hervor - "wir setzen uns für unsere ländliche Kultur unter das Brauchtum ein, für sozial schwache und für Menschen in Not".

Bedeutung der Regionalisierung

Landrat Thomas Bold (CSU) hob die lange Tradition der Landfrauentage in Stangenroth hervor. Er kritisierte Überregulierung in verschiedenen Bereichen. Im Zeichen des Klimawandels würden Schuldige gesucht, auch in Teilen der Medien. Es sei eine große Undankbarkeit, wenn man negative Seiten in den Mittelpunkt stelle. Auch er hob die Bedeutung der Regionalisierung hervor. "Bio" aus Chile oder Israel habe sicher nicht die Qualität wie herkömmliche Produkte aus der Region. Die Verbraucher müssten wieder lernen, dass nicht jedes Lebensmittel zu jeder Zeit verfügbar sein müsse. Er lobte die Bildungsarbeit der Landfrauen und ihr soziales Engagement. "Wir wollen lebendige Dörfer", hob er hervor.

Menschheit muss zusammenstehen

Der Burkardröther Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) erinnerte an die politische Lage, die auch Optimisten zu Pessimisten werden lassen könne. "Dubiose Entscheidungen von Staatenlenkern", Sorge um Arbeitsplätze und Banken, das Corona-Virus, die Flüchtlingsströme, zählte er auf. Er forderte "die Menschheit muss zusammenstehen. Gemeinsam kann man die Probleme lösen, um den Menschen in Afrika eine Perspektive zu bieten." Er fragte auch "muss es denn eine Fernreise sein?" Und empfahl als Alternative gleich die Rhön. Und beim Autokauf schlug er ein Modell "kleiner und leichter" vor, das weniger Sprit verbraucht und leiser ist.

Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU) gab die Devise aus "die Welt ist aus den Fugen". Deutschland sei "so aufgestellt, dass am Ende immer ein Schuldiger dasteht ... Sie sähen nicht, sie ernten nicht, aber die wissen alles besser". Er forderte die Verbraucher auf: "Wenn ich regionale Produkte für gut finde, da muss ich die auch kaufen." Die Landfrauen seien das Gesicht und die Seele der ländlichen Struktur, rief er den Anwesenden zu. Alois Kraus, der stellvertretende Bezirksvorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes, erwähnte die Bauerndemonstrationen in den letzten Monaten und dankte allen, "die für unsere Forderungen an die Politik Flagge gezeigt haben". Es sei schlimm, dass viele Berufskollegen resignierten. Die Landwirte hätten es nicht einfach, "aber Landwirtschaft wird es in irgendeiner Form immer geben".