Leben retten kann so einfach sein

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Thomas Schreiner (rechts) vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen wies die Besucher in die Handhabung des neu aufgestellten Defibrillators ein. Kommandant Matthias Nürnberger (links) freute sich dabei über die große Resonanz. Björn Hein
Thomas Schreiner (rechts) vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen wies die Besucher in die Handhabung des neu aufgestellten Defibrillators ein. Kommandant Matthias Nürnberger (links) freute sich dabei über die große Resonanz. Björn Hein
Die Spender: Anton Koch (VR-Bank), Matthias Nürnberger (FFW Lauter), Maximilian Manger (Jugendclub Pumphäusle), Egon Gessner (FFW Lauter) und Bürgermeister Waldemar Bug. Björn Hein
Die Spender: Anton Koch (VR-Bank), Matthias Nürnberger (FFW Lauter), Maximilian Manger (Jugendclub Pumphäusle), Egon Gessner (FFW Lauter) und Bürgermeister Waldemar Bug. Björn Hein
 

Am Feuerwehrhaus in Lauter hängt seit kurzem ein Defibrillator

Jedes Jahr sterben rund 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Darunter sind auch viele junge und sportliche Menschen, es kann also jeden treffen. Sollte ein solches Herzversagen auftreten, so sind gerade die ersten fünf Minuten für den Patienten überlebensnotwendig - kann man ihm hier helfen, so stehen die Chancen auf vollständige Genesung sehr gut. Doch was genau kann man tun?

Die Antwort darauf hat die Freiwillige Feuerwehr Lauter parat. An das Feuerwehrhaus wurde nämlich vor kurzem ein Defibrillator angebracht, mit dem man leicht und sehr effektiv in einem solchen Fall Erste Hilfe leisten kann. Im Feuerwehrhaus wurde dieser "elektronische Notarzt" jetzt vorgestellt, und das Interesse in Lauter war groß.

"Der plötzliche Herztod kann jeden treffen, an jedem Ort, zu jeder Zeit, in jeder Situation. Deshalb ist jeder Mitbürger gefordert, jeder kann einen Defibrillator bedienen", sagte der Kommandant der Lauterer Wehr, Matthias Nürnberger. Der sei einfach zu verstehen.

Auf die Idee, einen Defibrillator anzuschaffen, kam man im Herbst 2016 auf einer Versammlung der Feuerwehr in Lauter. Nach Rücksprache mit dem Zentrum für Telemedizin (ZTM) in Bad Kissingen ließ man sich ein Angebot machen, das im Dezember gleichen Jahres präsentiert wurde. Natürlich machte man sich auch Gedanken darüber, wo man ihn am besten anbringt: "Hier kristallisierte sich das Feuerwehrhaus heraus, das zentral liegt. Damit man 24 Stunden Zugriff auf den Defibrillator hat, beschlossen wir, ihn im Außenbereich zu installieren", erläuterte Nürnberger.

Im Gerät verbaut ist ein Handy, das mit der Rettungsleitstelle im Notfall automatisch eine Verbindung aufbaut. So wird der Ersthelfer von einer erfahrenen Person unterstützt.

"Gleichzeitig kann der Defibrillator auch als "Notrufsäule" verwenden werden: Wird das Gerät herausgenommen, so kann man über das integrierte Handy auch einen Notruf absetzen", sagte Nürnberger und beweist, dass man sich im Vorfeld intensiv Gedanken gemacht hat. Die Anschaffungskosten betrugen rund 5000 Euro, ein Drittelder Summe wurde von der Gemeinde übernommen. Sie trägt auch die laufenden Kosten. 3500 Euro kamen durch Spenden zusammen. Diese Summe setzt sich zusammen aus 1060 Euro bei der Sammlung beim Faschingsumzug, die Firma Köth spendete 500 Euro, der Jugendclub Pumphäusle ebenfalls, der Erlös aus dem Aufstellen des Maibaumes durch die Feuerwehr betrug 940 Euro, und die VR-Bank stiftete weitere 500 Euro.

Beim Fischfest war die Bedienung des Defibrillators schon einem erläutert worden, bei dem Info-Abend im Feuerwehrhaus ebenso. "Es ist wichtig, dass möglichst viele wissen, wie man einen Defibrillator bedient. So kann er im Ernstfall von jedem eingesetzt werden", erläutert Matthias Nürnberger.

Thomas Schreiner vom ZTM Bad Kissingen erklärte die Rolle des Ersthelfers bei der Reanimation und die Funktionsweise des Gerätes. Beim plötzlichen Herztod ist schnelle Hilfe sehr wichtig, will man ihn noch verhindern. Beim so genannten Herzkammerflimmern tritt beim Patienten Bewusstlosigkeit ein, es kommt zum Aussetzen der Atmung und zum Herz-Kreislauf-Stillstand, was dann zu Organschäden führt. "Nur eine Defibrillation kann das Kammerflimmern stoppen. Eine Schockabgabe innerhalb von drei Minuten kann 80 Prozent der Betroffenen retten", so Schreiner weiter. Da der Rettungsdienst im Schnitt zwölf bis 13 Minuten für die Anfahrt benötigt, ist der Einsatz des Ersthelfers umso wichtiger. "Die Überlebenschance ist sehr gut, wenn innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten der Defibrillator zum Einsatz kommt."

Mit der so genannten Defibrillation werden die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen mit einem Gleichstrom-Impuls beendet. Dadurch, dass der Defibrillator in Lauter mobil ist, kann er sehr leicht zum Patienten gebracht werden.Geeignet ist der Defibrillator für alle Personen, ob alt oder jung. Eine Kurzanleitung liegt dem Defibrillator bei.

Die Besucher stellten zum Defibrillator zahlreiche Fragen. Nach der Erklärung konnte jeder, der wollte, an der Übungspuppe auch selbst Hand anlegen und die Elektroden platzieren. So wurde die Angst vor der Ersten Hilfe genommen, denn einen Defibrillator zu haben ist gut und schön - erst, wenn man keine Berührungsängste mehr hat, kann er zusammen mit dem Ersthelfer Leben retten.