Landkreis Bad Kissingen: Längst nicht mehr nur KG an der Stoßstange

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Christine Scholz ist mächtig stolz auf ihre nachgebaute Citroën 2CV, umgangssprachlich Ente genannt. Das drückt sie im Auto-Kennzeichen aus, das für "Ich habe eine Ente" steht. Foto: Ralf Ruppert
Christine Scholz ist mächtig stolz auf ihre nachgebaute Citroën 2CV, umgangssprachlich Ente genannt. Das drückt sie im Auto-Kennzeichen aus, das für "Ich habe eine Ente" steht. Foto: Ralf Ruppert
Regina de Jorge hat ihr altes Kennzeichen einfach behalten. Foto: Ralf Ruppert
Regina de Jorge hat ihr altes Kennzeichen einfach behalten. Foto: Ralf Ruppert
 
Christine Scholz und ihre Mutter Regina de Jorge mit ihrem neuen und alten Kennzeichen. Foto: Ralf Ruppert
Christine Scholz und ihre Mutter Regina de Jorge mit ihrem neuen und alten Kennzeichen.  Foto: Ralf Ruppert
 

Zwei von drei Autofahrern wählen ein Wunsch- Kennzeichen für ihr Auto. Viele davon erzählen eine Geschichte.

Bis zum Juli 2013 war es ganz einfach: Bis auf wenige Alt-Kennzeichen hatten alle Fahrzeuge, die im Landkreis Bad Kissingen zugelassen waren, das Kennzeichen KG. Seitdem hat sich viel getan: Zum einen sind 2013 die alten Kürzel HAB und BRK reaktiviert worden, zum anderen dürfen Autofahrer seit 2015 ihr altes Kennzeichen bei Umzügen behalten. Das macht es komplizierter, vom Blechschild an der Stoßstange auf die Herkunft zu schließen, ermöglicht aber auch viele neue Kombinationen.

Diese Möglichkeit nutzt zum Beispiel Christine Scholz aus Euerdorf. Im Jahr 2015 zog sie in den Landkreis, damals wählte sie das Kennzeichen KG-I 965, weil sie 1965 geboren wurde. Mittlerweile hat sie sich einen Jugendtraum erfüllt: Mit Originalteilen, aber auch Ergänzungen hat sie sich einen Citroën 2CV, also eine "Ente", zusammenbauen lassen. "Das war damals mein zweites Auto, das ich nach dem Führerschein gefahren habe", erinnert sie sich.

Nur für kurze Strecken

Für die Nostalgie verzichtet sie auf Komfort: "Es schneit rein und ist kalt, aber ich fahre nur kurze Strecken", erzählt die 53-Jährige. Wenn schon Wunschauto, dann musste es für Christine Scholz auch ein Wunsch-Kennzeichen sein. HAB-NT 1 prangt nun auf der Stoßstange. Das ist für sie die Kurzversion von "Ich habe eine Ente".

Regina de Jorge, die Mutter von Christine Scholz, hat bei ihrem Umzug von Erding zurück nach Euerdorf dagegen einfach ihr altes Kennzeichen mit ED behalten: "Ich habe dort 20 Jahre lang gelebt, meine Mutter und mein Mann sind dort begraben, ich fühle mich immer noch mit Erding verbunden", berichtet sie. Schließlich fahre sie auch noch regelmäßig ans Grab nach Erding. Dass sie ihr altes Kennzeichen behalten kann, habe sie gar nicht gewusst: "Die Zulassungsstelle hat mich darauf aufmerksam gemacht."

Auch im Norden des Landkreises gibt es neue Kombinationen: Steffen Hildenbrand aus Bad Brückenau etwa hat sich das Kennzeichen BRK-I 337 gesichert. Weil im Landkreis nur dreistellige Zahlen möglich sind, hat er das I als 1 gewählt. "Die Zahl 1337 ist vor allem bei Gamern sehr bekannt", berichtet Hildenbrand. Der Zahlencode steht für das Kunstwort Leet, das wiederum (Internet-)Elite bedeutet. Das BRK-Kürzel sieht der Bad Brückenauer zudem als Zeichen der Verbundenheit zur Region.

Alte Kennzeichen bleiben beliebt

"Wunschkennzeichen werden in zwei von drei Fällen bei der Fahrzeugzulassung nachgefragt und bei Verfügbarkeit zugeteilt", berichtet Lena Pfister vom Landratsamt Bad Kissingen. Heuer wurden bislang alleine 1314 HAB- und 1190 BRK-Kennzeichen neu ausgegeben. Bei den Buchstaben hinter dem Landkreis-Kürzel sei der Buchstabe S am beliebtesten, "so dass nur noch sehr wenige Kfz-Kennzeichen mit dem Einzelbuchstaben S zur Verfügung stehen", berichtet Pfister.

Seit Anfang 2015 dürfen Halter beim Umzug ihr Kennzeichen behalten, das haben alleine in diesem Jahr bereits 634 Autofahrer genutzt. Diese Regelung gelte aber nur für das alte Fahrzeug. Wie viele Nicht-KG-Kennzeichen im Landkreis Bad Kissingen insgesamt unterwegs sind, konnte das Landratsamt nicht mitteilen.

Stark zugenommen hat die Gesamtzahl der Fahrzeuge: Ende 2008 waren gerade einmal 61 001 im Kreis zugelassen, bis Ende 2013 waren es bereits 97 507, die jüngste Zahl des Landratsamtes beträgt 105 664 Fahrzeuge Ende 2017. Bei rund 104 000 Bürgern hat der Landkreis also mehr zugelassene Fahrzeuge als Einwohner.

Aktuell fahren davon nur 205 Fahrzeuge rein elektrisch, weitere 271 haben einen Elektro-Hybrid-Antrieb. "E-Mobilität ist ein Zukunftsthema und wird in den nächsten Jahren sicher eine Herausforderung sein", kommentiert Landrat Thomas Bold diese Zahl. Der Landkreis habe ein Elektromobilitätskonzept auf den Weg gebracht: "Wir überlegen auf interkommunaler Ebene, wie die Infrastruktur hierfür aussehen kann." Dazu gehörten auch mehr Ladestationen für E-Autos und E-Bikes.

Bestand

Vor Wiederbelebung der alten Kennzeichen im Juli 2013 hatte es noch 387 HAB- und 334 BRK-Kennzeichen gegeben. Es handelte sich vor allem um Traktoren und Nutz-Fahrzeuge.

Vorgehen HAB- und BRK-Schilder gibt es nur als Wunschkennzeichen. Über die Internetseite des Landratsamts können Nutzer freie Buchstaben- und Zahlenkombination prüfen und reservieren. Danach bleiben zehn Tage Zeit für die Zulassung in einer der drei Zulassungsstellen.

Kosten Für Wunschkennzeichen und Reservierung sind 12,80 Euro extra fällig. Inklusive Schilder kostet eine Umkennzeichnung gut 60 Euro.