Kreuz setzt in Stralsbachs Kirche neuen Akzent

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Das neue Kruzifix in der Stralsbacher Bergkirche St. Oswald wird am Sonntag von Gemeindereferentin Corinna Zipprich gesegnet. Die Songgruppe "Nur Mut" hat sich sehr für dieses Kreuz eingesetzt.Foto: Wolfgang Kretschmer
Das neue Kruzifix in der Stralsbacher Bergkirche St. Oswald wird am Sonntag von Gemeindereferentin Corinna Zipprich gesegnet. Die Songgruppe "Nur Mut" hat sich sehr für dieses Kreuz eingesetzt.Foto: Wolfgang Kretschmer

Es dauerte eine ganze Weile, bis die Stralsbacher Kirche ein neues Kruzifix erhielt. Mit Befragungen der Bürgerschaft und der Fachleute zogen Jahre ins Land. Jetzt ist es vollbracht: Am Sonntag wird das neue Kreuz gesegnet.

Der Stralsbacher Schreinermeister Heinz Straub überlegt manchmal lange, ob er überhaupt etwas sagt. Wir stehen in der Stralsbacher Bergkirche St. Oswald und schauen auf das neue Kreuz, das dort vor einigen Wochen im Kirchenanbau seitlich vom Altar und hoch darüber vor dunkler Holzwand angebracht wurde. Straub hat das Kruzifix gefertigt.

"Das war eine lange Geschichte", sagt der 66-Jährige. Bei der Nachfrage zu dieser Geschichte schweigt Heinz Straub zuerst. Schließlich entschließt er sich doch zu einer Antwort. "1994 zur 400-Jahrfeier der Stralsbacher Pfarrei gab es erstmals die Idee, im modernen Kirchenanbau ein Kreuz anzubringen. Jetzt ist es geschafft. Wir haben das Kreuz."

Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Monika Knauer hat in ihren Unterlagen die Daten parat. 2008 habe es zu dem seit den 90er Jahren immer wieder diskutierten Thema in Stralsbach eine Umfrage mit enttäuschendem Rücklauf gegeben. Unter denen, die sich beteiligten, sei die Frage, ob ein Kreuz mit Korpus oder ohne gestaltet werden solle, unentschieden ausgegangen. Letztendlich habe Domkapitular Jürgen Lenssen, im Bistum der Sachverständige für Kirchenkunst, nach einem Besuch der Stralsbacher Kirche seine Empfehlung zurückgezogen, im Altarraum ein Metallkreuz anzubringen und der Pfarrgemeinde bei der Gestaltung und Aufhängung eines Kreuzes alle Freiheit eingeräumt.

Schwierige Diskussionen

Eine weitere Umfrage im Dorf sei ebenfalls enttäuschend verlaufen, so Knauer. Auch in der Kirchenverwaltung sei man sich in dieser Frage lange Jahre nicht einig gewesen. Schließlich koste ein Kreuz erst recht mit Korpus viel Geld. "Es war ein Kreuz mit dem Kreuz", so Monika Knauer, wenn sie auf die lange Entstehungsgeschichte zurückblickt.

Die Kosten hielten sich in Grenzen

Die Singgruppe "Nur Mut" habe dann die Initiative ergriffen und bei ihren Auftritten Spenden für ein Kreuz samt Korpus gesammelt. Schreinermeister Heinz Straub erklärte sich bereit, die langwierige Angelegenheit endlich zu einem guten Ende zu bringen. Er nutzte seine Kontakte, um sich sachkundig zu machen.

"Ich hatte in meinem ganzen Berufsleben noch nie etwas mit einer solchen Arbeit an einem Kruzifix zu tun." Straub wusste jedoch, dass er für ein Kreuz bestens abgelagertes Holz parat hatte: Einen prächtigen Eichenstamm für das Kreuz aus dem Wald bei der Hermannsruh oberhalb von Stralsbach, bestes Lindenholz aus dem Wald bei Haard für den Christuskorpus. Nun war absehbar, dass sich die Kosten für Kreuz und Korpus in Grenzen halten würden. Mit Hilfe einer Holzfräserei in Langenleiten wurden die groben Umrisse des Korpus aus dem mächtigen Lindenholzstamm in Längsschnitten herausgesägt. Straub gab im Herbst vergangenen Jahres in tagelanger Arbeit auf beste Weise nach allen Regeln der Holzschnitzerkunst mit modernen Arbeitsmitteln dem Lindenholz ein Gesicht, eine Muskulatur, einen Lendenschurz, eine religiöse Ausdrucksstärke. "Ich habe zum ersten Mal geschnitzt und aus Holz mal keinen Tür- oder Fensterrahmen gemacht."

Viel Arbeit bei der Montage

Lob für seine Arbeit mag Heinz Straub nicht so gerne. Er redet lieber von der perfekt gelungenen Verleimung des Korpus aus drei Lindenholzschichten. "Sie können aus jeder Perspektive hinschauen. Sie sehen keinen handwerklichen Makel." Vier starke Männer seien fast einen ganzen Arbeitstag damit beschäftigt gewesen, das Kreuz an der Kirchenwand zu fixieren. "Die Stralsbacher fühlen sich von diesem Kreuz sehr angesprochen", sagt Erwin Grom (Kirchenverwaltung). Monika Knauer pflichtet ihm bei. Das Kreuz präge den Kirchenraum mit einer neuen Würde.

Ein passendes Bild

Am kommenden Sonntag, 24. Februar, wird in der Bergkirche ab 17 Uhr bei Lobpreis der Gruppe "Nur Mut" das neue Kreuz von Gemeindereferentin Corinna Zipprich gesegnet. "Was mir zuerst aufgefallen ist, ist der Kontrast: Das helle Kreuz auf dunklem Grund", sagt Zipprich. "Ein passendes Bild, finde ich. Jesus, der es es im Mainstream der heutigen Zeit immer schwerer hat, überhaupt wahrgenommen und beachtet zu werden. Dieses Symbol gefällt mir", sagt die Gemeindereferentin.