Der Justiziar wechselt Mitte Dezember zur Stadt Traunstein. Die erste Suche im August scheint keinen geeigneten Nachfolger gebracht zu haben, jetzt wird neu gesucht.
30 Jahre lang war Eberhard Gräf Justiziar der Stadt Bad Kissingen, mit seiner Pensionierung 2005 scheint die "Haltbarkeit" der Stelleninhaber auf sieben Jahren gesunken zu sein: Gräfs Nachfolger Matthias Schneider wechselte nach sieben Jahren im September 2012 als Professor für Wirtschaftsprivatrecht an die Fachhochschule Schmalkalden, und weitere sieben Jahre später nimmt nun auch Schneiders Nachfolger Dr. Joachim Kohn seinen Hut: "Mein neuer Dienstherr ist die Stadt Traunstein", bestätigt der 41-Jährige auf Nachfrage seinen Wechsel nach Oberbayern. Am 16. Dezember gehe es dort bereits los. Trotzdem scheint die Stadt noch nach einem Nachfolger zu suchen: Anfang des Monats wurde die Stelle erneut ausgeschrieben - unter anderem mit höherer Besoldungsgruppe.
Zum ersten Mal erschien die Ausschreibung am 17. August in der Saale-Zeitung, an Allerheiligen gab es eine neue Fassung: Gesucht wird jeweils ein Volljurist - im August noch für die "Leitung der Abteilung II - Recht und Ordnung - mit derzeit 36 Beschäftigten und der Verantwortung für die Referate Zentrale Rechtsangelegenheiten, Zentraler Bürgerservice und Öffentliche Sicherheit und Ordnung". Bei der neuen Anzeige ist davon nur noch die Leitung der Stabsstelle "Zentrale Rechtsangelegenheiten" übrig geblieben. Auf der anderen Seite wurde die Besoldungsgruppe aber von "bis A 14" auf "bis A 15" hochgesetzt.
Zu den Aufgaben gehört in beiden Ausschreibungen die Beratung von Stadtrat, Oberbürgermeister und Verwaltung, die Vertretung der Stadt vor Gericht sowie die Steuerung von Projekten mit juristischem Schwerpunkt und die "Beratung in und Begleitung von Projekten in den übrigen städtischen Organisationseinheiten aus rechtlicher Sicht".
"Es handelt sich um die gleiche Stelle", bestätigt Rathaus-Sprecher Thomas Hack auf Nachfrage lediglich, dass damit erneut Kohns Stelle ausgeschrieben wurde. Spekulationen, dass die erste Ausschreibung vermutlich erfolglos war, kommentiert er dagegen nicht: Das Rathaus nehme keine Stellung zur Zahl der Bewerber und dem weiteren Verfahren. Die Bewerbungsfrist der ersten Ausschreibung endete bereits am 13. September, die neue Bewerbungsfrist dauert nun bis 30. November.
Amtsinhaber Kohn ist nach eigenen Angaben in die Suche nach einem Nachfolger nicht involviert: "Dazu hat mich bisher keiner gefragt." Für den Abschied aus Bad Kissingen nennt Kohn vor allem "persönliche Gründe": "Meine Sozialisierung hat eher im Süden stattgefunden", berichtet der gebürtige Nürnberger, und: "Meine Frau kommt aus Altötting, und die Freunde sind alle im Süden." Kohn hat in Passau Rechtswissenschaften studiert, schon damals habe sich seine Liebe zu Südbayern und Österreich entwickelt. Zum Referendariat ging es dann zwar zurück nach Nürnberg, aber vor dem Stellenantritt 2012 in Bad Kissingen arbeitete Kohn drei Jahre lang als Rechtsanwalt in Salzburg.
Viele interessante Projekte
"Das Salz prägt meinen beruflichen Lebensweg", sagt Kohn im Rückblick: Passau und Salzburg hätten jeweils ihren Reichtum im Mittelalter dem weißen Gold zu verdanken, auch in Bad Kissingen gebe es eine lange Tradition der Salz-Gewinnung, und: "Nach Traunstein hat die erste Salz-Pipeline der Welt aus Bad Reichenhall geführt." Die Kreisstadt im Chiemgau sei ihm nicht ganz neu: "Die Rechtsabteilungen der Großen Kreisstädte tauschen sich immer wieder aus", erzählt Kohn. Deshalb kenne er seinen Vorgänger dort , der demnächst in die Freistellungsphase der Altersteilzeit wechsele. Traunstein habe aktuell rund 20 000 Einwohner. Noch habe der Stadtrat 24 Mitglieder, bei der Kommunalwahl im März würden allerdings dann 30 Stadträte wie in Bad Kissingen gewählt.
"Ich kann dort sicher an das anknüpfen, was ich hier schon gemacht habe", sagt Kohn zum Wechsel. Auf die vergangenen Jahre blickt er zufrieden zurück. Projekte wie die Schaffung einer zentralen Vergabe-Stelle für die Stadtverwaltung oder die Übernahme der Standesämter von Oerlenbach, Nüdlingen, Bad Bocklet und der VG Euerdorf hätten viele Kommunen übernommen. "Da waren wir Vorreiter", ist Kohn sicher. Die Arbeit sei aber auch abwechslungsreich gewesen: Zum einen habe er den Auftrag für den Image-Film ausgearbeitet, zum anderen Ruhezeiten im Winterdienst festgelegt. Ein wichtiger Schritt für die Vereine seien auch die so genannten Nießbrauchs-Vereinbarungen zu den Sportplätzen gewesen: "Die Stadt steht zwar noch im Grundbuch, aber alle Rechte sind bei den Vereinen", fasst Kohn den Grundsatz zusammen. Auch die Grundlagen der Unesco-Weltkulturerbe-Bewerbung seien eine große Herausforderung gewesen.