Bei einer Exkursion haben die Oerlenbacher Ratsmitglieder ihren Gemeindewald genauer unter die Lupe genommen. Der Klimawandel wird spürbar: Die Förster stehen Schädlingen und milden Wintern machtlos gegenüber.
Reichlich Zeit nahm sich der Gemeinderat, um die einzelnen Liegenschaften bei einer Rundfahrt vor Ort in Augenschein zu nehmen. Dazu zählte der Gemeindewald, wo Forstdirektor Wilhelm Schmalen und Förster Benjamin Winter in der Abteilung Wagenthal Schwerpunkte wie Naturverjüngung, Bestandsumbau, Nachhaltigkeit und Holzernte aufzeigten. Sehr deutlich wurde, dass diese Aufgabe viel Zeit und Geduld erfordert und durch den Klimawandel besonders gefordert ist.
"Wir wollen den Wald an Ort und Stelle und nicht mit Zahlen erleben", sagte Wilhelm Schmalen. An einem ersten Waldbild erläuterte Benjamin Winter die Jungdurchforstung in einem 30 Jahre alten Buchen- und Hainbuchenbestand, den einige Kirschen auflockern. "Wichtig sind gut gewachsene Zukunftsbäume, deren Umfeld wir freischlagen und die wir bis sechs Meter hoch entasten, damit die Krone Platz für rasches Wachstum hat", sagte der Förster.
Wertvolle Früchte der Alten Einige vorhandene Altbäume, die nur Brennholz lieferten, würden nur eingeschlagen, wenn beim Umstürzen Schäden vermieden würden. "Die Früchte der Altexemplare sind ein Geschenk, vor allem wenn sie so reich aufgehen und zu jungen Bäumen heranwachsen", sagte Wilhelm Schmalen. Der ökonomische und ökologische Wert steige.
Hochwertige Jungbäume seien zu fördern, auch wenn sie erst nach 100 und mehr Jahren wirtschaftlich genutzt werden können.
Die Forstfachleute schnitten wie Frage an, die Holzaufarbeitung an Selbstwerber zu vergeben. Kosten könnten gespart werden. Die Gemeinde schloss diese Möglichkeit - ausgenommen Abraum - aus. Das sei nicht einfach, da sorgsame und fachlich fundierte Arbeit garantiert sein müsse, waren sich die Ratsmitglieder einig.
Eine Entscheidung trafen sie bei der Tour durch den Wald nicht.
In einem Fichtenbestand, der vor 45 Jahren angelegt wurde, verwiesen Schmalen und Winter auf Probleme mit Sturmschäden und Schädlingen. "Wir haben Rückegassen geschaffen, die Zone maschinell durchforstet und mit staatlicher Förderung Buchen eingepflanzt. Ziel ist ein Mischwald, der am besten den immer deutlicher werdenden Klimawandel verkraftet", sagte Benjamin Winter.
"Stolz darf die Gemeinde auf den Schulwaldgarten sein, den einst Reinhard Landgraf - jetzt selbst Ratsmitglied - anlegte. Hier stehen über 40 verschiedene, meist heimische Baumarten. Schilder vermitteln viele Details. Die Anlage ist ein Schmuckstück. Hinweiszeichen sollten den Weg zur Anlage verdeutlichen", sagte Wilhelm Schmalen.
Ulmen und Eschen bedroht An einer weiteren Station ging es um Ulmen und Eschen, die immer
mehr durch Schädlinge und Pilze eingehen. "Das macht uns große Sorgen. Gegenmittel fehlen", machte Schmalen klar. Die Holzernte werde wegen der milden Winter mit kaum Frost erschwert: "Wir haben 850 Festmeter, davon 400 Festmeter an Stammholz, eingeschlagen. Mit 88 Euro je Festmeter haben wir bei der Buche einen ordentlichen Preis erzielt. Wir machen den Wald nicht leer. Zuwachs gleicht die Hiebmenge aus. Nachpflanzungen werden vorgenommen", sagte der Revierförster.
"Basis unserer Arbeit ist der 2009 neu erstellte Forstwirtschaftsplan mit einem Hiebsatz von fünf Festmetern je Hektar und insgesamt 2300 Festmetern. Da liegen wir unter dem Soll. Also wächst mehr Holz zu als wir entnehmen", sagte Wilhelm Schmalen. Lob erhielten die gemeindlichen Forstwirte Stefan Kuhn und Thomas Morawietz, die ihre Aufgaben "gründlich, verantwortlich und mit Weitsicht" wahrnehmen.
Einen Wermutstropfen brachte die Waldexkursion: Nach zehn Jahren wird Forstdirektor Wilhelm Schmalen die Revierleitung abgeben und in den Bereich Bad Königshofen wechseln. "Sie haben uns in all der Zeit hervorragend begleitet und unsere Waldbestände weiter gefördert", sagte Bürgermeister Franz Kuhn (CSU). Drei Jahre war Benjamin Winter Revierförster. Er wechselt in den Staatsforst. Auch ihm zollte Kuhn große Anerkennung.
Die Nachfolge ist bereits geregelt: Die Leitung übernimmt Forstdirektor Hubert Türich, das Revier wird künftig von Bernhard Greiter betreut. Für beide ist der Oerlenbacher Wald kein Neuland. Sie wirkten schon vor Jahren im gemeindlichen Forst.