Nicht nur Bauern, sondern auch Gärtner und Fußballer leiden darunter. Selbst vor Friedhöfen machen die Nager nicht halt. Wirkungsvolle Mittel gibt es nur wenige. Manche Mäuse können einen Virus übertragen.
Eine Bande treibt im Markt Burkardroth ihr Unwesen. Ihr gehören Hunderttausende an, die nur schwer zu fassen sind. Sie verwüsten Gärten, durchlöchern Wiesen und bringen Bäume zum Eingehen. Eine wirklich fiese Truppe, die aus unzähligen Wühl- und Feldmäusen besteht. "Es gibt heuer unwahrscheinlich viele", erzählt Günther Wolf aus Lauter. Seinen Garten hat es in diesem Jahr besonders erwischt.
Sobald die umliegenden Getreidefelder abgeerntet waren, kamen sie.
Zunächst vergnügten sich die Tiere in Wolfs etwa acht Jahre altemn Hochbeet. Das durchzogen sie mit mehreren Gängen. Den darin wachsenden Sellerie und die Porreestangen rührten sie nicht an. Aber bei den Karotten konnten die Nager nicht widerstehen. Riesige Löcher klaffen nun zwischen den Pflanzen. Etliche Möhren sind verschwunden.
Auch Bissspuren an den restlichen Karotten sind deutlich zu sehen.
Doch nicht nur in dem Hochbeet sind die Mäuse aktiv. Auch das Gewächshaus, in dem Gurken und Tomaten gedeihen, haben sie inzwischen erobert. Deutlich sind mehrere Löcher im Boden zu sehen. Weshalb die Nager hier unterwegs sind, kann Günther Wolf nur vermuten. "Seit Jahren lagere ich in den Wintermonaten hier meine Salate ein.
So bleiben sie bis in den März frisch", erzählt der 54- Jährige. Zuckerhut und Endivien bauen er und seine Frau für die kalte Jahreszeit an. "Die Endivien sind den Nagern zu bitter, aber den Zuckerhut lieben sie", sagt Wolf.
Salate total ausgehöhlt
In den vergangenen Jahren waren ab und zu Salate angefressen oder im Innern total ausgehöhlt.
Die Schäden, die die Mäuse heuer in seinem Garten verursacht haben, sind deutlich höher, halten sich aber noch in Grenzen. Um die Nager zu vertreiben, könnte der Hobbygärtner die chemische Keule auspacken.
Laut Roland Lenhart, dem Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, dürfte er das sogar. "Die Mäuse sind nicht geschützt, so dass Gartenbesitzer gegen sie vorgehen können.
Allerdings rate ich dazu, keine Giftköder auszulegen, da diese auch von anderen Tieren gefressen werden oder vergiftete Mäuse zum Beispiel auch Hauskatzen mit vergiften könnten", sagt er. Von Chemie im Garten hält Günther Wolf auch nichts. "Ich will doch mein Gemüse noch essen können." Deshalb hat der Hobbygärtner nun versucht, die Nager mit Wasser aus seinem Gewächshaus zu verjagen. Allerdings mit wenig Erfolg.
"Die kamen doch prompt an einer anderen Stelle wieder heraus."
Pflanzen auf Gräbern vernichtet
Ähnlich turbulent geht es seit einigen Wochen auch auf dem Lauterer Friedhof zu. "Dort haben die Mäuse zahlreiche Bepflanzungen auf den Gräbern vernichtet", berichtet Otto Hartmann, der die Gärtnerei in dem Ortsteil betreibt.
Besonders aktiv sollen die Nager in dem neueren Teil des Gottesackers gewesen sein, der sich etwas außerhalb der Ortschaft an der Verbindungsstraße zur Bundesstraße 286 befindet. "Viele haben deshalb Schalen bepflanzt und auf die Gräber gestellt oder spezielle Apparate aufgestellt", erzählt der Gärtner. Diese piepsen leise und sollen die Tiere akustisch vertreiben. Ob das hilft, konnte Hartmann aber nicht sagen.
Auch Matthias Kessler, der Platzwart des TSV Wollbach, fühlt sich derzeit machtlos. Das Sportgelände am Männerhölzle, Richtung Premich, ist total durchlöchert. Zahlreiche kleine und auch faustgroße Mauselöcher durchziehen die Hänge rund um die Sportplätze. Einige sind sogar mitten auf den Spielfeldern zu sehen.
"Es gibt zwar schon immer Mäuse hier, aber dieses Jahr sind es echt zu viele", sagt Kessler, der seit seiner Kindheit beim TSV Fußball spielt. Deshalb hofft er nun auf baldiges Regenwetter, das die Nager vertreibt. "Der Niederschlag vor zwei Wochen hat auch für etwas Abhilfe gesorgt", sagt er. Denn, sollten sich die Tiere noch weiter auf dem Gelände ausbreiten, besteht die Gefahr, dass sich die Fußballer auf den Spielfeldern beim Treten in ein Mauseloch oder in einen
eingebrochenen Gang verletzen können.
Rötelmaus kann Virus übertragen
Ansonsten sind die Mäuse für Menschen weniger gefährlich. Das bestätigt auf Nachfrage auch das Gesundheitsamt des Landkreises Bad Kissingen. Eine Ausnahme gibt es aber - die Rötelmaus, die auch als Waldwühlmaus bekannt ist.
Das Tier ist zwischen sieben und dreizehn Zentimetern groß, hat rotbraunes, struppiges Fell und einen kurzen Schwanz. Feldmäuse sind gleichgroß, haben gelbgraues Fell, einen hellen Bauch und einen langen Schwanz. Wühlmäuse erkennt man am graubraunen Fell und an ihrer Größe mit bis zu 23 Zentimetern. "Aber nur die Rötelmäuse können den Hantavirus übertragen, welcher meldepflichtig ist", erklärt ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes.
Die Nager scheiden die Viruserreger über Speichel, Urin und Kot aus. Menschen können sich anstecken, wenn sie diese beim Laubrechen im Garten, beim Putzen des Dachbodens, Kellers, Stalls oder der Garage einatmen.
Neun Fälle von Hanta-Virus
In diesem Jahr wurden bereits neun Erkrankungen im Landkreis Bad Kissingen gemeldet, eine davon in Burkardroth. Diese Zahl ist in den letzten zwei Jahren gleichbleibend.
Die Erkrankung verläuft in der Regel relativ mild, erklärt der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Viele Menschen würden davon gar nichts bemerken und keine Beschwerden haben. Wen es jedoch erwischt, der hat zunächst hohes Fieber, das drei bis vier Tage anhält. Parallel dazu treten grippeähnliche Symptome auf, wie etwa Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Husten.
Anschließend kann es zu einem Blutdruckabfall und zu Nierenproblemen kommen, im schlimmsten Fall sogar zum dialysepflichtigen Nierenversagen. Als Schutz vor dem Hantavirus wird vom Gesundheitsamt das Tragen einer Maske empfohlen.
Der Lauterer Hobbygärtner Günther Wolf schützt sich auf seine Art vor weiterem Mausbefall. "Ich habe mir neue Hochbeete gebaut", erklärt er. Darin eingelassene Gitter sollen das Eindringen der Mäuse von unten verhindern.
"Schauen wir mal, ob unser Zuckerhut dieses Jahr verschont bleibt", sagt er. Außerdem hält die Familie seit Kurzem eine Katze, die große Freude daran hat, die dreisten Nager zu jagen.