Kissinger Schülerinnen helfen Flüchtlingen

1 Min
Ein Bild sagt mehr als Worte: Mit kleinen Kärtchen lernen die Asylbewerber neue Wörter. Fotos: Arkadius Guzy
Ein Bild sagt mehr als Worte: Mit kleinen Kärtchen lernen die Asylbewerber neue Wörter. Fotos: Arkadius Guzy
Jeder Satz wird ins Heft notiert.
Jeder Satz wird ins Heft notiert.
 
Ein Wörterbuch hilft bei der Verständigung.
Ein Wörterbuch hilft bei der Verständigung.
 

Neun Jugendliche denken in den Sommerferien nicht nur ans Freibad und an andere Vergnügungen. Sie teilen ihre freie Zeit mit den Asylbewerbern.

Deutsch bereitet ihm noch Schwierigkeiten. "Es wird noch einige Zeit brauchen", sagt Admasu Abay Tolla. Bisher verständigt er sich hauptsächlich auf Englisch. Aber in wenigen Monaten, erklärt der Asylbewerber aus Äthiopien, soll es schon ganz anders sein. Also beugt sich Admasu Abay Tolla wieder über sein Heft und schreibt den nächsten deutschen Satz auf.

Alicia Friedl hilft ihm, das Wort "heute" richtig zu buchstabieren.
Die Schülerin gehört zu einer Gruppe von neun Mädchen zwischen 15 und 16 Jahren, die die Asylbewerber nun während der Sommerferien unterrichten.

Die Jugendlichen halten für die Flüchtlinge zweimal in der Woche Deutschkurse. Zwar bietet der Freundeskreis für Flüchtlinge regelmäßig Sprachunterricht, aber einige wollen ihre Kenntnisse vertiefen. "Wir geben den Asylbewerbern eine Möglichkeit, das Lernen zu intensivieren", sagt Doreen Petersen. Daher habe sie den Unterricht mit dem Angebot des Freundeskreises abgesprochen. Die Idee dazu entstand spontan, als einige der äthiopischen Flüchtlinge gegen Ende des Schuljahres die Realschule besuchten, um in den Klassen von ihrem Land zu erzählen.

Den Schülerinnen macht es Spaß, einmal selbst Lehrer zu sein. Sie nehmen ihre Aufgabe ganz unverkrampft an. "Ich habe in den Ferien sowieso nichts zu tun", ist von ihnen zu hören. Außerdem seien die Asylbewerber dankbar für den Unterricht. Admasu Abay Tolla weiß es zu schätzen, dass die Jugendlichen ihre freie Zeit opfern. "Ich mag Deutsch", sagt er. Admasu Abay Tolla will die Sprache unbedingt beherrschen. "Ich bin jetzt hier und muss mit den Leuten sprechen können, sonst habe ich im Alltag Probleme und bereite den anderen ebenfalls Probleme."

Den Unterricht gestalten die Schülerinnen locker: Nach einer Übungseinheit im Gemeinschaftsraum des Wohnheims machen sie mit den Asylbewerbern einen Spaziergang. Unterwegs ist Zeit für Plaudereien. Die Gruppe kommt an einem Apfelbaum vorbei, an dem einige Früchte hängen. Im wahrsten Sinne des Wortes beiläufig erweitern die Kursteilnehmer ihren Wortschatz: Einer der Asylbewerber will wissen, was "reif" bedeutet und wie "verfault" buchstabiert wird.

Die Mädchen überlegen bereits, wie sie den Unterricht nach Ende der Ferien fortsetzen können.