Karl-Heinz Paul engagiert sich als Berater für Blinde und Sehbehinderte. Jetzt plant er die erste große unterfränkische Messe für Hilfsmittel in Hammelburg.
Karl-Heinz Paul ist ein Mann der Tat - und am liebsten setzt er sich für andere ein. "Ich möchte Blinden und Sehbehinderten dabei helfen, ein möglichst selbstständiges Leben zu führen, damit sie nicht von Dritten abhängig sind", erklärt der 60-Jährige seine Motivation für das Ehrenamt.
Paul weiß genau, wovon er redet, ist er doch selbst ein Betroffener. Er war gerade 27 Jahre alt, als er an juveniler Makuladegeneration erkrankte.
Sein Sehvermögen verschlechterte sich rasch, ein Jahr später war er schon so gut wie blind. Seitdem kann er nur noch hell und dunkel unterscheiden und vage Umrisse erkennen. Farben kann er gar nicht mehr sehen, alles erscheint ihm schwarz-weiß.
Gut 2000 Betroffene Die Themen Blindheit und Sehbehinderung werden seiner Meinung nach von der Öffentlichkeit immer noch nicht ausreichend beachtet.
Paul schätzt, dass es allein in Unterfranken gut 2000 Betroffene gibt. Oft würden die Symptome auch falsch gedeutet. "Es kann sein, ein älterer Mensch leidet unter einer Augenkrankheit und sagt daher, er kann Menschen nicht mehr erkennen. Das wird dann auch schon mal als Demenz diagnostiziert", weiß Paul.
Auch hat er feststellen müssen, dass viele Hilfsmittel nicht bekannt sind.
So berichtete ihm eine Klientin, dass sie vergeblich von Apotheke zu Apotheke gelaufen sei auf der Suche nach einem Thermometer mit Sprachausgabe. "Ich habe ihr schließlich ein solches Thermometer besorgt", erklärt der Hammelburger.
Er selbst kennt sich bestens aus auf dem Gebiet und nutzt auch etliche Hilfsmittel in seiner Wohnung. Wenn bei ihm zum Beispiel das Telefon klingelt, dann sagt es auch die Nummer des Anrufers an.
Sein Computer verfügt über eine Sprachausgabe, und so kann er sich seine E-Mails vorlesen lassen. Zudem ist der PC mit einer "Braille-Zeile" ausgestattet, mit der Zeichen in Blindenschrift (Braille-Schrift) dargestellt werden. Und wenn er wissen möchte, was in der Zeitung oder einem Brief steht, kann er die Texte einscannen und sich dann vorlesen lassen. Technik muss auch nicht immer kompliziert und teuer sein.
"Auch eine kleine Lupe kann für Sehbehinderte schon einen großen Effekt haben", betont Paul.
Wissensdefizite beseitigen Die Messe für Hilfsmittel, die der Berater des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds (BBSB) nun für 5. September in Hammelburg plant, soll Wissensdefizite beseitigen helfen.
"Neben Betroffenen und deren Angehörigen sind hier auch Vertreter öffentlicher Stellen sowie alle anderen Interessierten willkommen", erklärt Paul. Er hofft, dass zum Beispiel auch Beschäftigte von Seniorenheimen oder Krankenhäusern kommen.
In Unterfranken habe es eine Messe in der geplanten Größenordnung noch nicht gegeben.
"Wer sich umfassend informieren will, musste bislang zum Beispiel auf Messen nach München oder Frankfurt fahren", macht Paul deutlich. Hammelburg sei relativ zentral gelegen und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, erklärte er die Wahl des Veranstaltungsortes. Mit dem Café Hoffnung habe er überdies einen guten Partner gefunden, der sich am 5.
September um die Bewirtung der Besucher im Saal des Pfarrzentrums kümmert.
Das Thema der Messe lautet: Wenn die Augen schwächer werden und die Brille im Alltag nicht mehr reicht. Sie findet am Donnerstag, 5. September, von 10 bis 17 Uhr im katholischen Pfarrzentrum in der Von-Hess-Straße 10 statt, der Eintritt ist frei. Fachkräfte des Beratungs- und Begegnungszentrums des BBSB, Bezirksgruppe Würzburg, und Reha-Lehrer für Menschen mit Sehschädigung
geben Infos und Tipps.
Acht Firmen stellen ihre Produkte aus. Dazu gehören: Handys mit Sprachausgabe und/oder großer Tastatur und Display, Farberkennungsgeräte, Digital-Radios mit Sprachausgabe, Bildschirmlesegeräte, elektronische Lupen, Vorlesegeräte, Arbeitsplatzausstattung mit Braille-Zeile und Kameras, Großschriftsysteme, Player für Hörbücher, vergrößernde Sehhilfen, Beleuchtungen, Uhren und Spiele.
Die Produkte können getestet und auch erworben werden.
Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit dem Café Hoffnung und dem BBSB organisiert. Mehr Informationen gibt es bei Karl-Heinz Paul unter Telefon 09732/ 810076.