Kann der SV Wildflecken auf einen Hartplatz verzichen?

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Ein Wildfleckener im Trikot des SCK Oberwildflecken: Felix Frank sorgt in der Offensive der neu gegründeten Spielgemeinschaft für Impulse. Archivfoto: Sebastian Schmitt-Mathea
Ein Wildfleckener im Trikot des SCK Oberwildflecken: Felix Frank sorgt in der Offensive der neu gegründeten Spielgemeinschaft für Impulse. Archivfoto: Sebastian Schmitt-Mathea

Wolfgang Illek hat kommissarisch den Vorsitz des SV Wildflecken übernommen, der längst kein reiner Fußballverein mehr ist.

Nachdem Daniel Finn sein Amt schriftlich niedergelegt hat, steht nun Wolfgang Illek kommissarisch an der Spitze des Wildfleckener Sportvereins. "Ich habe lange überlegt, ob ich einspringen kann. Natürlich hängt mein Herzblut an diesem Verein", so Illek.
Eine Zusage, dass er auch bei den turnusmäßigen Neuwahlen im kommenden Jahr für das Amt des ersten Vorsitzenden zur Verfügung stehen werde, wollte Illek in der Jahresversammlung nicht geben.
"Ich kann noch nichts zusagen, will aber auch nichts ausschließen."


Viele Abteilungen

Der kommissarische Vorsitzende, der auch zweiter Bürgermeister ist, berichtete über einen aktuellen Mitgliederstand von 466. "Der Verein lebt von seinen vielen Abteilungen und seiner Gesamtheit. Wir sind ein Verein mit großer Außenwirkung. Das geht nur gemeinsam." Mit seinen Abteilungen Fußball, Tischtennis, Schützen, Schach, Ju-Jutsu, Damengymnastik und Aerobic, Volleyball, Leichtathletik, Kinderturnen und Mutter-Kind-Turnen hat sich der SV längst zu einem echten Breitensportverein entwickelt.
Doch in naher Zukunft stehen größere Investitionen im und rund um das Wildfleckener Sportheim bevor. Emotionale Diskussionen gab es um den roten Hartplatz in Wildflecken, der immer noch für Trainingseinheiten und Spiele genutzt wird. Derzeit ist völlig unklar, wie lange der Hartplatz ohne große Sanierungsmaßnahmen bespielbar bleibt. Thomas Helfrich machte keinen Hehl daraus, dass ihm der schlechte Zustand des Hartplatzes nicht gefällt, da er auch den SV selbst in ein schlechtes Licht rücke. Teilweise schaue schon die Schotterschicht heraus. Immer wieder tauchte die Frage auf: Wie kann ein weiterer Verfall verhindert werden?
Jürgen Peterek, der jahrelang an der Spitze des Sportvereins stand, berichtete, dass sich die Vereinsführung schon seit langer Zeit mit der Zukunft des Hartplatzes beschäftigt. Für eine grundlegende Sanierung sind nach Expertenmeinung rund 80 000 Euro fällig. Zudem funktionieren die Sprinkleranlage und die Entwässerung nicht mehr. Oliver Masso hatte die Bewässerungsanlage bereits unter die Lupe genommen und schließt eine Inbetriebnahme der derzeitigen Anlage komplett aus. "Wir haben schon oft überlegt: Wollen wir wirklich so viel Geld ausgeben?
Die Zukunft der Wildfleckener Fußballmannschaften war schon häufig ungewiss. Außerdem wollte jahrelang niemand mehr auf dem Hartplatz spielen. Niemand hat den Hartplatz geliebt." Und so rückte der Rasenplatz im Helmut-Patzke-Stadion immer stärker in den Blickpunkt. Allerdings gehört das Stadion nicht dem Sportverein, sondern der Marktgemeinde.
Wildfleckens Alt-Bürgermeister Walter Gutmann machte deutlich, dass ein Sportverein auch einen eigenen Sportplatz braucht, schon alleine für den Trainingsbetrieb. Zudem seien Rasenplätze in den Rhöner Wintermonaten häufig unbespielbar. Zwar steht nach der Gründung der Spielgemeinschaft mit dem SCK Oberwildflecken ein weiterer Rasenplatz zur Verfügung. "Doch der Platz in Oberwildflecken liegt ja noch höher und fällt im Herbst und im Winter deutlich häufiger aus", so Gutmann. "Kann man es sich also wirklich erlauben, auf den Hartplatz zu verzichten?"
Der kommissarische Vorsitzende Illek versprach, dass sich der Vorstand weiterhin mit dem Thema befassen wird. Derzeit bleibe ohne größere Investitionen aber nichts anderes übrig, als den Platz so gut wie möglich von Unkraut zu befreien und in Schuss zu halten.
Fußball-Abteilungsleiter Andreas Schmid blickte auf die Gründung der Spielgemeinschaft von SV Wildflecken und SCK Oberwildflecken zurück. "Die Runde ging richtig gut los. Wir hatten sofort einige zusätzliche Fans." Schmid lobte außerdem den ausgeprägten Teamgeist der Mannschaft. "Das Team gibt sich niemals auf." Allerdings mussten nach der Winterpause einige unglückliche Niederlagen verkraftet werden.


Hoffnungsvolle Talente

Um den Anhängern beider Vereine gerecht zu werden, wird entweder im Helmut-Patzke-Stadion, auf dem roten Hartplatz oder in Oberwildflecken am Fuß des Kreuzbergs gespielt.
Die Fußball-Bambinis des SV Wildflecken haben bei Hallenturnieren in Hammelburg und Bad Kissingen jeweils den zweiten Platz erkämpft. In der kommenden Saison soll möglichst wieder eine eigene U9-Mannschaft in den regulären Spielbetrieb geschickt werden. "Das wird eine echte Herausforderung. Die Spiele werden von September bis in den Winter hinein angesetzt. Es gibt einige hoffnungsvolle Talente, um die wir uns kümmern sollten."

Für Bau der neuen Turnhalle sind 15 Monate anberaumt

Bei den "alten Herren" des SV Wildflecken hat sich die Trainingsbeteiligung weiter verringert. John Collins berichtete vom erstmaligen Kleinfeldturnier, das sofort begeistert von den "Oldies" aufgenommen worden war. Auch der traditionelle Jahresausflug der alten Herren soll eine Fortsetzung finden.
In der Ju-Jutsu Abteilung gibt es zwei neue Mitglieder im Trainingsbetrieb. Allerdings sieht es im Jugendbereich schwach aus. Von vielen Abteilungen kam die Nachfrage, wie die nahe Zukunft der Wildfleckener Turnhalle aussehen wird.
Dritter Bürgermeister Herbert Nowak (OWII) berichtete, dass die bestehende Halle abgerissen und durch eine neue mit ähnlichen Abmessungen ersetzt wird. Die Bauzeit werde rund 15 Monate betragen, wobei nach aktuellem Stand der Standort erhalten bleibt.
Damit der Breitensport nicht gänzlich zum Erliegen kommt, will die Gemeinde eine Übergangslösung mit der Bundeswehr suchen. "Es soll möglichst keine Unterbrechung des Trainingsbetriebs geben", so Nowak, der auch im Detail auf die Kooperation von SV Wildflecken und SCK Oberwildflecken einging. "Es ist für beide Seiten die beste Lösung, dass es eine gemeinsame Mannschaft gibt."


Wieder Run up the Hill

Aus dem Bereich Leichtathletik berichtete Wolfgang Illek, der Rhön-Grabfeld-Cup, Rhönbike-King und die Abnahme von Sportabzeichen Revue passieren ließ. Heuer soll es im Oktober erstmals wieder den legendären Run up the Hill geben.


Flüchtlinge trainieren mit

Auch die Integration von Neubürgern schreibt sich der SV weiterhin auf seine Fahnen. Achim Mathes berichtete, dass in der Tischtennis-Abteilung eine Flüchtlingsfamilie mittrainiert. "Das klappt hervorragend, die Abteilung ist begeistert." Volker Zinn schilderte den Rundenbetrieb der Schachabteilung. "Die Saison wird kürzer, denn die unteren Ligen sind nicht mehr voll belegt. Wir haben immer weniger Gegner, weil es deutlich weniger Vereine gibt, die eine Mannschaft stellen können." Peter Nietsch rief die Schützen zu einer stärkeren Trainingsbeteiligung auf. Der SV unterhält ein eigenes Schützenhaus in Oberwildflecken.
Bei den Volleyballern von Andrej Kramlich wird auch ein wichtiger Beitrag zur Integration geleistet. Eine weibliche Mannschaft ist im Rundenbetrieb aktiv.