150 katholische Jugendseelsorger diskutierten auf dem Volkersberg über "Innovationen im Namen des Herrn". Das "Kross"-Team Schweinfurt gilt als Vorreiter.
                           
          
           
   
           Innovation und Kirche: Passt das zusammen?  Darüber diskutierten die rund 150 Teilnehmer der zweitägigen Jugend-Seelsorge-Tagung auf dem Volkersberg. Erzieher,  Sozialpädagogen, Gemeinde- und Pastoralreferenten, Diakone,  Priester und Ehrenamtliche holten sich nach einjähriger Pause neue Impulse. Eine der Referentinnen war die Hammelburgerin Miriam Christof, die Marketing-Erfahrung aus den USA mitbrachte. Als gelungenes Beispiel aus der Diözese nannte sie  "Kross" aus Schweinfurt. Deren Ansatz: "Wir haben uns gefragt: Was hat den Jugendlichen denn gerade noch gefehlt", berichtet Pfarrer Thorsten Kneuer.
       
In den Diskussionen  tauchte immer wieder eine Frage auf: "Warum haben wir keine jungen Leute mehr in der Kirche?" Genau das sei aber der falsche Ansatz, sagte Pfarrer Kneuer zur Überraschung vieler Teilnehmer.  "Man muss sich mit der eigenen Rolle auseinandersetzen." Dazu gehöre auch, sich zu hinterfragen und ein Angebot auch wieder zu beenden.
"Uns ist wichtig, dass auch die Ehrenamtlichen nicht nur aus Pflichtbewusstsein kommen, sondern weil es ihnen Spaß macht",  ergänzt Pastoralreferent Florian Meier von der Regionalstelle Schweinfurt. Deshalb sei es wichtig zu merken, wenn etwas nicht mehr zu den Jugendlichen passt. Vor kurzem hätten sie eine Facebook-Gruppe aufgelöst und setzen nun auf Instagram. 260 Follower nutzen das Angebot.  Jeden Donnerstag werden Meinungen gesammelt, die Pfarrer Kneuer am Sonntag in einer Mischung aus Predigt und Glaubensimpuls zusammenfasst. Jeden Sonntag um 19 Uhr gibt es den Jugend-Gottesdienst in St. Kilian.  "Mit Technik und Beamer, aber es bleibt das klassische katholische Angebot", stellt Kneuer klar. Pastoralreferent Meier ergänzt: "Unsere Kirche ist immer voll, weil wir nur so viele Stühle aufstellen, wie wir Jugendliche erwarten." 40 bis 60 seien es an einem gewöhnlichen Sonntag, 180 an Weihnachten.  
Der Name "Kross" beziehe sich auch  auf die englische Übersetzung für Kreuz, vor allem aber sei das deutsche Adjektiv gemeint, das das Gegenteil von altbacken bedeute. Das Angebot beinhalte auch  Workshops, Ausflüge und eine Klettergruppe. Und es gibt - ganz im Sinne des Innovationsgedanken - keine Hemmungen zu scheitern: "Wir hatten schon ein Taizé-Gebet nach Schulschluss, aber das lief nicht mehr", berichtet Gemeindereferentin Monika Pickert, und: "Wir haben es auch schon mit Rap und Karaoke versucht, aber da sind wir nicht der richtige Player." Gut angenommen würden auch die Konzepte für Schul-Gottesdienste.
Nahe bei den Menschen bleiben, sich vernetzen und Ideen ergebnisoffen zu testen: Das waren die Themen in Diskussionen und Laboratorien. In einem Film zum Auftakt sprach der neue Würzburger Bischof Franz Jung vom Heiligen Geist als dem großen Erneuerer  der Kirche, dem das Herz zu öffnen sei. 
Theresa Faupel,  Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für angewandte  Pastoralforschung (ZAP) an der Ruhr-Universität Bochum,  verwies auf den Wandel in Kirche und Gesellschaft. Aus ihrer Sicht sind die  2000-jährige Tradition  der Kirche und Innovationen keine Gegensätze.  Um die  Frohe Botschaft in die  heutige Zeit zu übersetzen,  brauche es aber neue Sprachformen.  "Es geht nicht um eine coole Katechese, sondern um  Fragen der Spiritualität und der Bedeutung des Glaubens im eigenen  Leben", sagte Faupel. "Wie gewinnen wir die Jugend, ohne die eigene Identität zu verlieren?", fragte Miriam Christof. Der Blick von außen zeige "eine Kirche mit alten weißen Männern, die  nicht so weise sind, wie sie vorgeben". 
Christof machte vor allem Mut: "Wer nicht scheitert, ist nicht innovativ."  Sie ermunterte die Seelsorger, zuzuhören, was sich Jugendliche wünschen und was sie brauchen. Auch Domkapitular Christoph Warmuth sprach vom  Fehler, nicht nach den  Bedürfnissen zu fragen, sondern einfach Angebote zu machen.  An Wortmeldungen vor allem vieler Hauptamtlicher war aber auch zu erkennen, dass sie die hierarchische Struktur der Kirche als Hemmschwelle für Innovationen sehen.