In der Jahresversammlung gab es eine Rückschau auf ein aufregendes Jahr, in dem der Chor fast Chorleiter Dmitry Romanetskiy verloren hätte. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt, und Chor und Chorleiter wachsen noch enger zusammen.
Der Folklorechor Nüdlingen-Bad Kissingen durchlebte im vergangenen Jahr "eine Zeit des Bangens und der Hoffnung", wie Vorsitzender Georg Schmitt in der Jahresversammlung sagte. Mit Dmitry Romanetskiy hatte man zwar überraschend einen neuen kongenialen Chorleiter gewonnen. Aber es war über viele lange Monate hinweg völlig unsicher, ob er bleiben könnte. Denn es sah so aus, als ob ihm und seiner Frau Natalia, einer ausgebildeten Sopranistin, sowie den beiden Kindern - also einer russischen Familie - nach deutscher und EU-Gesetzeslage ein Bleiberecht in Deutschland nicht genehmigt würde.
Die Familie war zuvor unter windigen Versprechungen eines sogenannten russischen "Bildungsinstituts" von Moskau nach Bad Kissingen gelockt worden. Diese vermeintliche Bildungseinrichtung hatte sich mit Wohlwollen der Behörden zunächst pädagogisch großspurig breit und später pleite gemacht. Die Romanetskiys kamen in Waldfenster unter, wo man sich sehr gastfreundlich um sie kümmerte.
Abschiebung verhindert Wie Georg Schmitt erneut bekräftigte, habe es mit den Sängerinnen und Sängern des Foklore-Chors und Dmitry Romanetskiy trotz einiger Sprachprobleme erstaunlich rasch funktioniert. Es sei nach vielfältigen Bemühungen gelungen, die Abschiebung der Familie zu verhindern, den Romanetskiys Arbeit zu verschaffen und damit von Jahr zu Jahr immerhin einen befristeten Aufenthalt.
So sei nun auch im Chor bei den wöchentlichen Proben eine gewisse Stabilität eingekehrt. Und die Zusammenarbeit mit dem Perfektionisten Dmitry beflügele die Sängerinnen und Sänger auch gesangstechnisch.
Derzeit zählt der Chor 24 Aktive, die einmal in der Woche diszipliniert alte und moderne Weisen mit sinnigem Gehalt proben. Schmitt erinnerte an den Auftritt in St. Marcel, wo Anfang November das 15-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Nüdlingen und der ähnlich kleinen Gemeinde kurz hinter Paris gefeiert wurde. Gern erinnert man sich an den festlich geschmückten Saal, in dem der Folklorechor von den Franzosen nach jedem Liedvortrag begeisterten Beifall bekam.
"Unser Chor ist anerkannt und gefragt", sagte Oliver Deininger, hervorragender Tenor und Kassenwart. Auftritte in Nüdlingen und Bad Bocklet, auch im dortigen Kursaal, hatte das Publikum sehr gut aufgenommen. Das traditionelle Adventskonzert in der Kissinger Jakobuskirche vor Heiligabend habe für viele Besucher des Weihnachtsmarkts offensichtlich an Attraktivität gewonnen. "Man könnte einmal darüber nachdenken, unser Konzert enger mit dem Kissinger Weihnachtsmarkt zu verknüpfen."
Chorleiter Dmitry Romanetskiy sagte: "Wir danken euch allen sehr für eure Hilfe. Wir haben hier mit Seele und Herz eine neue Heimat gefunden. Der Chor hat eine Perspektive und gute Proben. Wir können gemeinsam noch besser werden."
Irmgard Eisgrub singt seit 25 Jahren im Folklorechor. Ewald Kiesel ehrte sie namens des Fränkischen Sängerbundes mit der Silbernen Ehrennadel. Sie singt gern mit, "weil ich immer wieder neue Texte in fremden Sprachen lernen muss", sagt Irmgard Eisgrub. "Das fordert mich genauso wie der tiefsinnige Inhalt vieler Volkslieder. Das bereitet Vergnügen. Nach jeder Probe fühle ich mich völlig entspannt." Der Lehrer Uwe Voll sammelte in Nüdlingen einst nach und nach beste Singstimmen für sein Konzept vom Völker verbindenden Folklore-Chor. 2014 wird dieser Chor attraktive 40.