In der Hammelburger Werkstatt der Lebenshilfe arbeiten seit vorigem September fünf "Bufdis".
Behinderte Menschen füttern und pflegen - für Lea Stürzenberger kein Problem. "Am Anfang musste ich mich schon erst daran gewöhnen", räumt die 17-Jährige aus Frankenbrunn ein, "aber jetzt macht mir die Arbeit große Freude." Besonders schätzt sie den offenen, herzlichen Umgang miteinander. Neben der Förderstätte ist die Arbeitsgruppe ihr Einsatzgebiet, wo sie zum Beispiel die behinderten Beschäftigten bei ihren Tätigkeiten anleitet und
betreut. "Es wird hier nie langweilig", versichert sie.
Nach Abschluss der Schule war sie sich noch nicht im Klaren darüber, welchen beruflichen Weg sie einschlagen soll. Daher hat sich zunächst für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) entschieden. "Jetzt bin ich mir ich aber sicher, dass ich Heilerziehungspflegerin werden möchte", erklärt die junge Frau.
BFD wird anerkannt Die Ausbildung an einer
entsprechenden Schule, zum Beispiel in Würzburg, dauert drei Jahre. Mit einem zweijährigen Freiwilligendienst bei der Lebenshilfe erfüllt sie auch eine der Zugangsvoraussetzungen für die Schule.
Christoph Luther will sein Jahr bei der Lebenshilfe ebenfalls zur beruflichen Orientierung nutzen. "Durch das G 8 habe ich ja relativ früh Abitur gemacht", begründet der 18-Jährige seine Entscheidung. Damit ist er kein Einzelfall.
Christoph weiß von einigen Absolventen seines Jahrgangs, die sich ebenfalls entschieden haben, erstmal als "Bufdi" zu arbeiten. Der junge Hammelburger möchte später einen technischen Beruf ergreifen und zu diesem Zweck studieren, zum Beispiel Maschinenbau in Ilmenau oder an der FH in Würzburg.
"Meistens gut gelaunt" Um Technik geht es für ihn auch schon in der Lebenshilfe-Werkstatt, wo er in der Holzgruppe
eingesetzt wird. Auch er leitet behinderte Mitarbeiter an und schaut ihnen während des Betriebs über die Schulter, damit alles reibungslos läuft. Seine Arbeit macht ihm große Freude - nicht zuletzt wegen des Betriebsklimas. "Die Behinderten sind meistens gut gelaunt", hat er festgestellt.
"Erfahrungen sammeln" Carmen-Maria Weisenborn vom Sozialdienst der Lebenshilfe ist für die pädagogische Anleitung
der Freiwilligendienstler zuständig. "Wir möchten jungen Leuten die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln. Viele absolvieren ja später eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich", erklärt Weisenborn und verweist darauf, dass die Zeit bei der Lebenshilfe hierfür anerkannt wird. Zudem seien die Freiwilligen eine willkommene Unterstützung für das Personal.
Werkstattleiter Thomas Porkristl verweist darauf, dass durch den Wegfall der
Zivildienstleistenden Lücken entstanden sind. Diese würden nun auch durch die BFDler geschlossen. Fünf Stellen wurden in Hammelburg geschaffen, die seit September vorigen Jahres besetzt sind. Eingesetzt werden die jungen Leute je nach Bedarf in allen Bereichen. Hierzu zählen Holzbearbeitung, Montage und Verpackung, Metallbearbeitung und Grüne Gruppe.
Zudem bietet die Lebenshilfe den "Bufdis" die Teilnahme an Fortbildungstagen an, die auch die anderen
Mitarbeiter erhalten. "So bekommen sie noch etwas mehr mit als eigentlich für ihre Ausbildung vorgeschrieben ist", unterstreicht der Werkstattleiter.
Zwischen einem halben und anderthalb Jahren kann der Bundesfreiwilligendienst laut Camen-Maria Weisenborn vom Fachdienst der Lebenshilfe dauern. Bewährt hat sich ein Dienst von zwölf Monaten. 469 Euro netto erhalten die Freiwilligen jeden Monat als Vergütung.
Die Lebenshilfe übernimmt zudem ihre Krankenversicherung sowie die übrigen Sozialversicherungsbeiträge. Die BFDler arbeiten 40 Stunden in der Woche und haben Anspruch auf 26 Urlaubstage im Jahr.
Für ihre Fortbildung sind 25 Tage vorgesehen. In dem Blockunterricht werden die theoretischen Grundlagen für den Einsatz im Freiwilligendienst vermittelt und auch praktische Übungen durchgeführt. Die Teilnehmer erleben zum Beispiel am eigenen Leib, wie man sich als Rollstuhlfahrer in einer Stadt fühlt.