Hygiene ist eine Herausforderung für Schulküchen

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Foto: Imago
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Die Hygienestandards in den Küchen von Kindergärten und Schulen im Landkreis Bad Kissingen sind gut. Nur einmal musste in diesem Jahr ein Auflagenbescheid von der Lebensmittelüberwachung verhängt werden. Doch das stellt das Personal vor Ort auch vor Herausforderungen.

Hygiene wird bei Hauswirtschafterin Susanne Schüll und ihren Kolleginnen groß geschrieben. Und das nicht nur einmal am Tag. Ob bei Arbeitsbeginn, nach Pausen, nach jedem Toilettenbesuch oder Husten und Niesen in die Hand - die Hände zu waschen und zu desinfizieren gehört für sie zum normalen Arbeitsalltag wie das Kochen selbst. Auch Einweg-Handschuhe sind selbstverständlich. Zum Glück! Denn die Frauen verpflegen täglich mehr als 100 Kinder der Volksschule Thulbatal in Oberthulba mit frischen Lebensmitteln aus der Region, sind dafür verantwortlich, dass sie davon satt - und nicht krank werden. "Bei uns gab es noch nie Beanstandungen, es ist noch nie etwas vorgefallen", betont Schüll.

Das ist nicht überall so, weiß Veterinärdirektor Bernhard Bundscherer von der Lebensmittelüberwachung. Er hat ständig Einblick in sämtliche Küchen im Landkreis, auch in die der Schulen und Kindergärten, besucht sie mindestens einmal im Jahr zur Risikoanalyse. Unangemeldet. "Kleinere Mängel haben wir öfter mal", sagt Bundscherer. Das können schon nicht vorhandene Handtücher am Handwaschbecken, fehlende Deckel an den Abfällen oder nicht abgenommener Ring schmuck an den Fingern sein. Meist kommen die betroffenen Einrichtungen mit einer mündlichen Belehrung davon. Ein Auflagenbescheid wird laut Bundscherer dagegen selten verhängt. Dieses Jahr hat es nur einen Kindergarten im Landkreis getroffen. "Da ging es darum, bauliche Dinge nachzurüsten und zu investieren."

Edelstahl statt Kunststoff

Baulich nachrüsten musste auch der Kindergarten St. Marien in Hammelburg. Seit August kocht Andrea Schaub-Römisch ihr frisch zubereitetes Mittagessen an einer neuen Küchenzeile. "Auf Hygiene legen wir großen Wert. Die Anforderungen der alten Küche haben nicht mehr ausgereicht", erklärt Kindergartenleiterin Andrea Stosiek. Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung stellten der Einrichtung einen schriftlichen Mängelbericht mit zwei Auflagen aus. Sie forderten ein Handwaschbecken und eine Edelstahl- statt einer Kunststoff-Arbeitsfläche. Gesagt, getan. Die Kosten übernahm der Träger des Kindergartens, die katholische Kirchenstiftung St. Johannes.

Lebensmittel wurden Bundscherers Wissens noch nie beanstandet. Auch seitens der Eltern habe er noch nie Beschwerden gehört. "In Kindergärten und Schulen wird frisch gekocht, da herrscht ein guter Standard", sagt der Hygienefachmann. Kein Wunder: Jeder der Köche und Küchenkräfte muss an einer lebensmittelhygienischen Schulung teilnehmen. Das ist Pflicht."Das Essen soll nicht nur gut schmecken, es muss auch der Gesundheit zuträglich sein. Es geht darum, ein Bewusstsein für Hygiene zu schaffen", erklärt Bundscherer. In Gaststätten im Landkreis fehle das ihm zufolge manchmal noch.

Bei Verdacht werden Speiseproben eingeschickt

Sollte der Verdacht auf verunreinigtes oder versuchtes Essen bestehen, ist die Lebensmittelüberwachung sofort vor Ort, nimmt Speiseproben und schickt sie an das Labor des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen. Mitarbeiter des Gesundheitsamts nehmen Stuhlproben des Küchenpersonals. "Ob wir die Küche weiterlaufen lassen oder sie wirklich schließen, entscheiden wir von Fall zu Fall individuell", sagt Bundscherer.

Dass es zu einem Lebensmittelrückruf wie bei den gefrorenen Erdbeeren aus China kommt, die mit Noroviren verseucht waren und eine Brechdurchfall-Serie in Ostdeutschland auslösten, ist laut Gero Beckmann auf den gestiegenen Preisdruck zurückzuführen: "Billig regiert! Es wird nicht mehr geguckt, woher die Rohstoffe kommen", sagt der Bad Bockleter Mikrobiologe und ärgert sich. Dabei sollte ihm zufolge gerade beim Essen nicht gespart werden: "Auch mit begrenztem Budget kann man eine gute Auswahl treffen - man muss den Leuten eben abgewöhnen, dass es jeden Tag eine Fleischbeilage gibt."