Hilfe zur Selbsthilfe

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Menschen in 34 Dörfern werden im Projekt Chambira betreut. Foto: Dr. Andreas Langeheinecke
Menschen in 34 Dörfern werden im Projekt Chambira betreut.  Foto: Dr. Andreas Langeheinecke
Andreas Langeheinecke Foto: Benedikt Borst
Andreas Langeheinecke  Foto: Benedikt Borst
 

Der Freundeskreis Indianerhilfe e.V. betreut Projekte in Südamerika. Andreas Langeheinecke arbeitete beim Aufbau einer Klinik mit.

Wenn Dr. Andreas Langeheinecke über die indigenen Amazonas-Völkern Südamerikas spricht, so merkt man rasch, dass er hier ganz in seinem Element ist. Derzeit arbeitet er als Chefarzt im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen, dennoch hält er immer noch Kontakt nach Peru. 1998 war es, als sich der junge Mediziner freiwillig meldete, um beim "Projekt Chambira" mitzuarbeiten, welches vom FKI (Freundeskreis Indianerhilfe) aufgebaut wurde. Dabei kam ihm zu Hilfe, dass er sehr gut Spanisch spricht, was kein Wunder ist: Hat er doch unter anderem in Ecuador und Barcelona studiert. "Ich wollte schon immer indigenen Völkern medizinisch helfen", sagte Dr. Langeheinecke, dem man den Enthusiasmus anmerkt, wenn es um dieses Thema geht. Dabei war es für ihn am Anfang durchaus eine Umstellung. So dauerte allein der Flug nach Lima sehr lange, am Zielort war Langeheinecke da aber noch lange nicht. "Mit dem Flugzeug ging es weiter nach Iquitos, mit über 400 000 Einwohnern die größte Stadt im tropischen Regenwald in Peru", sagt der Mediziner. Von dort aus ging es per Boot weiter. Nach noch einmal 30 Stunden Fahrt auf dem Fluss war er dort, wo die Clinic Tucunaré entstehen sollte - mitten im Stammesgebiet der Urarina-Indianer.


Zunächst kritisch beäugt

Dieser Stamm besteht aus rund 8000 Menschen, die in den Sumpfgebieten des peruanischen Amazonas-Tieflandes am Rio Chambira leben. "Natürlich hat man sich anfangs durchaus etwas kritisch beäugt, schließlich war ich für die Menschen dort ein "Afasi" - also ein Mensch, der nicht jagen kann, wie der Ausdruck in der Urarinasprache heißt", erinnert sich der Mediziner zurück. Und ein Mensch der nicht jagen kann ist einer, der im Dschungel nicht überlebensfähig ist, jedenfalls nach Meinung der Indianer. Überhaupt lebten die Urarinas noch sehr traditionell, verschiedenen Kolonialisierungs- und Missionsversuchen haben sie sich stets widersetzt. "Seit einigen Jahren dringen jedoch vermehrt Holzfäller und Händler in das Land ein. Diese bringen einerseits Neuerungen, die das Leben erleichtern - mit ihnen kommen aber auch neue Krankheiten, gegen die die Indianer keine Abwehrkräfte haben", erklärt Langeheinecke. Zum Beispiel Tuberkulose, Masern, Keuchhusten und die bösartige Form der Malaria (Malaria tropica) Anfangs galt es die medizinische Ausrüstung, Labor, Apotheke und ein Funkgerät mit einer großen Antenne zur Kommunikation vor Ort zu bringen und somit eine wenn auch noch rudimentäre Klinikausrüstung zu haben. Entscheidend war es, Vertrauen zur Bevölkerung aufzubauen. Da die Urarinas ein sehr gutmütiger Stamm sind, war die Kontaktaufnahme recht leicht. Erstaunlich ist die Tatsache, dass es kaum Spannungen zwischen den Schamanen und den "modernen Medizinern" gab, erinnert er sich.
Der Freundeskreis Indianerhilfe e.V. betreut seit 1958 medizinische und soziale Projekte in Peru, Bolivien und Mexiko, stets in Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden. Ziel ist es, dass diese Projekte nach 20 bis 30 Jahren durch einheimische Organisationen übernommen werden, was mehrfach schon erfolgt ist. Die Clinica Tucunare ist fest im heutigen Krankenhausplan von Peru verankert.
In dem Versorgungsgebiet, etwa dreimal so groß wie das Saarland, ist dem FKI dabei besonders wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, die Projekte sind langfristig angelegt. "Mittlerweile können wir auf viele ,Promotores de salud' (Gesundheitsförderer) zurückgreifen, die uns bei unserer Arbeit unterstützen", sagt Dr. Andreas Langeheinecke. Rund 34 Dörfer werden vom "Projekt Chambira" betreut, in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden vor Ort.

Informationen
Wer sich über die Projekte des "Freundeskreis Indianerhilfe (FKI)" informieren will, der kann dies unter www.indianerhilfe.de tun. Am Samstag, 10. Juni, findet auch dessen Jahreshauptversammlung in Bad Kissingen statt. Beginn ist um 14 Uhr im Gemeindezentrum Herz-Jesu-Kirche (Großer Saal) in der Hartmannstraße 2. Dort wird mit Vortrag, Bildern, Videos und Alltagsgegenständen über die Arbeit des Freundeskreises Indianerhilfe e.V. berichtet.
Spenden: Commerzbank Leverkusen, Verwendungszweck "Freundeskreis Indianerhilfe e.V." IBAN: DE28 3754 0050 0446 1000 00,
BIC: COBADEFFXXX.