Hanne Dittmar baut Tourismus-Ausbildung im Ausland mit auf

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Hanne Dittmar aus Aschach ist im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in der ganzen Welt unterwegs, um in Sachen Tourismus-Ausbildung zu beraten. Unser Bild zeit sie in Lhasa/Tibet. Fotos: privat
Hanne Dittmar aus Aschach ist im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in der ganzen Welt unterwegs, um in Sachen Tourismus-Ausbildung zu beraten. Unser Bild zeit sie in Lhasa/Tibet. Fotos: privat
Gruppenarbeit während eines Seminars" Erwartungen europäischer Gäste in Lviv (Lemberg), Ukraine
Gruppenarbeit während eines Seminars" Erwartungen europäischer Gäste in Lviv (Lemberg), Ukraine
 
Vortragsreihe: Praxisorientierte Ausbildung im Gastgewerbe in Nanchang/Jiangxi Province, China
Vortragsreihe: Praxisorientierte Ausbildung im Gastgewerbe in Nanchang/Jiangxi Province, China
 
Gruppenbild nach einem dreitägigen Training in Kiew, Ukraine
Gruppenbild nach einem dreitägigen Training in Kiew, Ukraine
 

Hanne Dittmar ist in unterschiedlichen Ländern dabei, wenn ein Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild im Ausland aufgebaut wird. Ihr nächstes Ziel ist die Ukraine.

"Ab und an frage ich mich schon, warum ich mir das antue", sagt Hanne Dittmar und lacht. Die Hotelfachfrau, Fachmeisterin im Gastgewerbe und Dozentin der Industrie- und Handelskammer (IHK), ist seit Jahrzehnten von Aschach aus in aller Welt unterwegs, unterrichtet Fachpraxis in Namibia, Tansania und Ägypten, in Jamaika, in China, in Tibet, in Bulgarien, der Türkei, Serbien, Sansibar, in der Ukraine und im Libanon. Im April arbeitet sie wieder einige Wochen in der Ukraine, im Auftrag der GIZ, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

"Das deutsche Berufsbildungssystem wird in aller Welt geschätzt", sagt Dittmar. Die internationale Nachfrage nach deutschen Ausbildern auch im Hotel- und Restaurantbereich wachse ständig. "Immer mehr Länder wollen vom Tourismus profitieren." Dies setze eine Professionalität im Dienst an den Gästen voraus. "Es ist mein Job, diese Dienstleistungsstrukturen in vielen Ländern erst aufzubauen. Dabei muss ich in manchen Ländern zu Beginn oft mit minimalen Mitteln arbeiten", sagt die 59-Jährige. Eine praxisorientierte Ausbildung anzustoßen, wenn noch weniger als das Nötigste vorhanden ist und schon gar kein Geld, sei eine große Herausforderung.

Training nach Lernplänen

Dittmar erarbeitet je nach Situation vor Ort Lernpläne und trainiert mit angehenden Ausbildern neben Fachkenntnissen und Hygiene auch nachhaltiges ökologisches Wirtschaften in gastronomischen Betrieben. Ihr Mann Fritz Dittmar sei es gewesen, der sie für diese Arbeit in aller Welt gewonnen habe. Den habe es immer schon in die internationale bildungspolitische Zusammenarbeit gedrängt. In jüngeren Jahren arbeitete er in Botswana als Lehrerausbilder, später in Namibia als Berater oberster Bildungsbehörden und als Projektleiter zur Verbesserung der nationalen schulischen Grundbildung. Ohne ihn sei sie gar nicht auf die Idee gekommen, in ihrem Fach ähnliche Ausbildungsarbeit zu leisten. Vor 30 Jahren sei sie nach Afrika nur neugierig "mitgelaufen".

Entwicklung des Gastgewerbes

Weil sie ohne Arbeitsgenehmigung dastand, hat sich Hanne Dittmar in Botswana bei sozialen Projekten engagiert. Sie baute eine Schulbücherei auf und unterstützte eine Schneiderei-Kooperative. "Ich habe die Stoffe besorgt, die Schnitte gemacht. Acht Frauen haben genäht und die Textilien in kleinen Läden verkauft. War 'ne tolle Arbeit." Seitdem ließ sie der Wunsch, in ihrem Fachgebiet einen Beitrag zur Entwicklung des Gastgewerbes zu leisten, nicht mehr los. Nicht alle Initiativen waren von Erfolg gekrönt. So scheiterte im Norden Namibias der Versuch, mit Unterstützung der Regierung eine Hotelfachschule zu gründen. In Jamaika lief es besser. "Wir konnten Schulungsräume organisieren."

"Ich arbeite immer in einem internationalen Team", sagt Hanne Dittmar. "Arbeitssprache ist Englisch." Sie habe schnell gelernt, dass angestrebte Ziele oft nicht nach westlich geprägten Lern- und Lebensmustern zu erreichen seien. "Ich muss mich immer wieder neu schnell und konsequent auf Land und Leute, auf örtliche Gegebenheiten und Mentalitäten einstellen. Bei einem Projektziel muss ich vor allem das Machbare im Auge behalten." Hart sei es, "wenn die Einheimischen ihre Ohren auf taub stellen". Deren Erwartungen an Unterstützung durch westliche Fachkräfte seien manchmal illusionär. "In China scheint man sich zu wundern, dass wir nicht mit einem Mercedes vorfahren."

Das Reisen zu den Einsatzorten ist meist sehr anstrengend. Lange Flüge in der Holzklasse, stundenlanges Herumhängen auf Flughäfen, Kamikaze-Taxifahrer, Staub, Stau, Lärm und Hitze zerren an den Nerven. "Da will ich eigentlich zum Mond und einen solchen Job nie mehr machen." Außerdem muss sie nach jedem Projekt einen detaillierten Bericht über ihre Arbeit schreiben. Dittmar erholt sich vor Ort gern bei kulturellen Veranstaltungen, gönnt sich gelegentlich touristische Ausflüge.

Zwischen Job und Familie

Wie passen ihre zahlreichen Projekte zu einem Familienleben? "Ich halte die Waage zwischen Job und Familie. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich heimkomme." Hanne Dittmar hält aus fernen Ländern zur Familie Kontakt per Videotelefonie. Die drei Söhne sind längst erwachsen. Einer wurde in Botswana daheim zusätzlich in Deutsch, Mathe und HSK unterrichtet, der jüngste im nördlichen Namibia. Der stellte sich als Neuer in seiner Klasse des Jack-Steinberger-Gymnasiums zu deren Erstaunen mit nur wenigen Worten vor: "Ich komme gerade aus Afrika."

Ehemann Fritz weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Arbeit seiner Frau in vielen Ländern ist. Der nimmt die wochenlange Abwesenheit seiner Frau eher gelassen philosophisch. "Wichtig ist nicht, wo du bist, sondern was du tust, wo du bist, sagt man in Afrika."



Internationale Zusammenarbeit


Ziele Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), GmbH mit Sitz in Bonn und Eschborn, wird aus Bundesmitteln finanziert. Sie bietet Entwicklungsleistungen, Beratung, Aufbau und Förderung von Projektträgern, die Bereitstellung von Ausrüstung und Material, die Erstellung von Studien und Gutachten.

Bildungsarbeit Die GIZ ist auch in der internationalen Bildungsarbeit tätig. Von den etwa 17 000 Mitarbeitern in 130 Ländern sind 60 Prozent einheimische Kräfte. Man bewirbt sich bei entsprechender Qualifikation für Projekte und Einsatzorte. Der Ausbau gastronomischer und touristischer Infrastrukturen gewinnt an Bedeutung.