Weinliebhaber durchstreiften die Stadt und sahen sich bei den ansässigen Winzern um. Heuer gibt es weniger Wein, der hat dafür aber eine gute Qualität.
Die Qualität des Traubensaftes lässt sich bei der Ernte messen, und zwar in Oechslegrade. Durch viel Sonne habe der Wein einen hohen Zuckergehalt bekommen und lasse auf einen guten Jahrgang 2015 schließen, erklärt Winzerin Christiane Schmid. Aber durch entschieden zu wenig Regen in diesem Trockenjahr war heuer die Erntemenge erheblich geringer als sonst.
Verkostung frühestens im Januar
Als Gästeführerin zog Schmid am Samstagabend mit knapp zwei Dutzend angemeldeten Besuchern durch Hammelburgs Altstadt und machte Station bei einigen ansässigen Winzern. Freilich, der gerade frisch geerntete Rebensaft ist noch kein Wein. Der gärt gerade in den Tanks und kann frühestens als junger Fassproben-Wein zur kommenden Weinmesse im Januar gekostet werden.
In den Gläsern des Rundgangs landete jetzt also der Wein des Vorjahres 2014: zum Beispiel die klassischen Weißweinsorten Silvaner, Müller-Thurgau, Bacchus und Riesling oder Rotweine wie Domina und Spätburgunder.
Besuchergruppe aus Hessen
Die ehemalige Heckenwirtschaft von Winzer Johannes Hofstätter, Weinbau Ruppert und der Winzerkeller im Roten Schloss waren die markanten Eckpfeiler des Rundgangs. Weil ihm die Weinwanderung im Frühjahr so gut gefiel, kam jetzt Patrick Kraus mitsamt Familie und Freundeskreis aus dem hessischen Gründau zu Schmids Winzergang nach Hammelburg. "Ich finde es hier super und freue mich, dass es nach der Weinprobe nicht weit zu meinem Hotelbett ist", sagt er.
Mit Sicherheit komme er demnächst wieder in die wunderschöne Weinstadt, die so viel Ambiente ausstrahle und Freizeitaktivitäten biete.
Schmid ging bei ihrer Führung nicht nur auf die eindrucksvolle Historie der Weinstadt Hammelburg ein sondern stellte auch den Unterschied der Winzerbetriebe von heute zu jenen Betrieben vor 100 oder 150 Jahren dar. "Damals hatte fast jede Hammelburger Familie ein Stück Weinberg", erklärte Schmid. Auch die Häcker, die sich als Tagelöhner auf dem Weinberg verdingten. "Durch die Real-Erbteilung in Franken gab es viele kleine Flächen des Weinanbaues", sagte Schmid. Denn jedes Kind verstorbener Eltern erbte gleichermaßen. Erst eine Flurbereinigung vor 50 Jahren habe wieder zu einer Zusammenlegung der kleinen Flächen geführt. "Die Häcker waren arme Schlucker und hofften auf eine gute Ernte als Zubrot durch Weinverkauf", so Schmid.
In schlechten Weinjahren, zum Beispiel mit Frosteinbrüchen, gingen sie leer aus.
Weinanbau ist Haupterwerb
Anders ist es heute. Für die Hammelburger Winzerbetriebe ist der Weinbau Haupterwerb. "Von den Großeltern habe ich die Tradition des Weinanbaues geerbt und dann den Betrieb modernisiert", sagte Winzer Johannes Hofstätter, als er seinen Haustrunk anbot, ein fränkisch trocken ausgebauter Müller-Thurgau aus eigener Ernte vom Heroldsberg und danach ein Silvaner. "Zu Großvaters Zeiten mussten die Weinfässer Wochen vor der Weinbefüllung zuerst mit Wasser gefüllt werden, damit sie wieder dicht wurden" erzählte er. Längst sind heutzutage Edelstahltanks im Einsatz. Mit dem von Pferden oder Kühen gezogenen Leiterwagen ging es früher in die steilen Weinberge und die Arbeit der Winzer war beschwerlich.
Ja, früher habe er noch die Heckenwirtschaft betrieben, doch mittlerweile sei es nur noch der reine Weinbau, so Hofstätter.
Zu den Weinbetrieben mit langer Tradition zählt der Betrieb Ruppert. Zwischen den Riesentanks führte Chefin Christiana Ruppert die Besuchergruppe in die Materie ihres inzwischen hochmodernen Weinkellers. Geerntet werde auf knapp zehn Hektar neben den vorgenannten klassischen Rebsorten auch trockener Sauvignon blanc, fruchtiger Ortega und die Beerenauslese Optima. Auch Ruppert kann bestätigen: "Der Jahrgang von heuer verspricht etwas Besonderes an Weinqualität."