Nun können die Bürger ihre Meinung zu den Gestaltungsplänen vorbringen. So wie die Vorzeichen stehen, verspricht es eine spannende Versammlung zu werden.
Der Eintrag ist ganz unverblümt: "Lasst den Viehmarkt so, wie er ist", schreibt ein Anwohner in das Gästebuch zur Ausstellung der Architektenentwürfe. Er ist mit seiner Meinung nicht allein. Die weiteren Kommentare und das Stimmungsbild auf der Straße offenbaren eine grundsätzliche Ablehnung der Viehmarktumgestaltung.
Die Anwohner können es sich schwer vorstellen, dass der Viehmarkt sich zu einem Treffpunkt für das Quartier verwandeln kann. "Wer setzt sich schon auf den Viehmarkt? Der Marktplatz ist das Wohnzimmer." Für Verärgerung sorgt vor allem, dass der Architektenentwurf des Berliner Büros Capatti Staubach nur noch zehn statt der bisher rund 30 Parkplätze vorsieht.
Gegen die Reduzierung der Stellflächen wehren sich Geschäftsleute und Anwohner mit einer Unterschriftensammlung. Die Listen wollen sie bei der Diskussionsveranstaltung überreichen.
Und es ist offenbar eine stattliche Zahl an Unterschriften zusammengekommen. "Die Leute erscheinen ganz gezielt im Laden, um zu unterschreiben", berichtet Katja Baumann. Die Angestellte von "Optik am Viehmarkt" spricht von einer extremen Resonanz. Auch in der Metzgerei Köhler soll die Sammlung erfolgreich gewesen sein.
Der Viehmarkt hat im Laufe der Geschichte mehrere Wandlungen erfahren. Ein Platz als solcher entstand erst 1854. Damals gab der Stadtbrand der Marienkapelle den Rest. Eine Lücke tat sich im Quartier auf. Der Platz wurde das, was der Name andeutet: ein Markttreff für Viehhändler. Noch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort Tiere verkauft. In der jüngsten Vergangenheit wurde der Viehmarkt zum Parkplatz.
Jetzt soll die Fläche eine neue Funktion bekommen: Der Viehmarkt soll zum Aufenthaltsort für die Nachbarschaft werden.
Dafür muss ein Großteil der Parkplätze verschwinden, denn anders ist eine Umgestaltung nicht möglich. Auch die Vorgaben des Fördermittelgebers, der Regierung von Unterfranken, zielen offenbar auf ein neues Gepräge für den Viehmarkt ab.
"Man kann nichts verändern, wenn man die Parkplätze nicht reduziert", erklärt Gregor Bäumle. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Architekturbüros aus Darmstadt war damit betraut, den Architektenwettbewerb für die Stadt zu organisieren. Aus dem Wettbewerb ist das Sanierungskonzept des Büros Capatti Staubach als Siegerentwurf hervorgegangen, um den sich nun die ganze Diskussion dreht.
Wobei die anderen eingereichten Ausarbeitungen ebenfalls auf eine Verringerung der Stellflächenzahl hinausliefen, um den Viehmarkt zu einem Quartiersplatz umbauen zu können.
Bäumle stellt klar: "Kein Wettbewerbsentwurf wird eins zu eins umgesetzt." So soll die Bürgerversammlung nun die Anlieger einbeziehen, damit diese ihre Sichtweise präsentieren können. Auf Gespräche setzt auch Sebastian Hose. Der Vorsitzende des Vereins für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS) begrüßt generell die Sanierung des Viehmarkts. Aber bei dem Wegfall der Parkplätze "in so drastischer Form" könne der Verein nicht mitgehen. Hose wünscht sich, dass die Umgestaltung deswegen aber nicht zerredet wird.
"Wir wollen den Entwurf mit den Anwohnern und Geschäftsleuten ausführlich diskutieren", erklärt Landschaftsarchitekt Matthias Staubach.
Er betont, dass der Entwurf nur eine Vorplanung ist, und es jetzt um die Details gehe. Die Kür des Wettbewerbssiegers ist nur der erste Schritt in einem Diskussions- und Planungsprozess, der über die kommenden Wochen und Monate dauern wird.
Und selbst Kritiker der Entwürfe haben gegen eine Verschönerung des Viehmarkts nichts einzuwenden. Dass das Pflaster saniert werden muss, erkennen sie völlig an. Sogar im Gästebuch zur Ausstellung finden sich einige wenige positive Kommentare zu den Entwürfen. "Ich als Bürger der Stadt würde den neuen Viehmarkt als Treffpunkt nutzen", heißt es unter einem der letzten Einträge.
Bürgerversammlung Die Informationsveranstaltung für die Anlieger des Viehmarkts und alle interessierten Hammelburger findet am Dienstag, 5. August, in der Markthalle statt.
Beginn ist um 19 Uhr.
Anschauungsbeispiel Die Stadt organisiert für Mittwoch, 10. Spetember, eine Fahrt nach Mellrichstadt. Dort wurde die Innenstadt in den Jahren 2010 bis 2012 nach einem Entwurf des Büros Capatti Staubach saniert. Das soll den Hammelburgern als Anschauungsbeispiel dienen. Jeder Interessierte, insbesondere die Viehmarktanlieger, können an der Fahrt teilnehmen. Anmeldungen sind bis Montag, 1. September, in der Verwaltung bei Angelika Stahl unter Tel.: 09732/ 902 306 möglich. Die Stadt will einen Bus organisieren. Abfahrt ist voraussichtlich um 14.30 Uhr am Bleichrasen.