Philipp Merz ist seit August in Brasilien. In der Partnerdiözese Óbidos traf der Student auch die aus Hammelburg stammende Johannita Sell.
Philipp Merz hat schon mehrere Kontinente gesehen. So war der junge Mann bereits in Tansania und Vietnam, und seit einem guten halben Jahr weilt er in Brasilien.
"Gerade in ferneren Ländern macht man nicht nur mehr Erfahrungen, sondern auch intensivere und sehr diverse. Dadurch kann man dann die Welt ein kleines bisschen besser verstehen. Vor allem lernt man aber auch viel über sich selbst", erklärt der 23-Jährige seine Motivation.
Philipp Merz studiert Betriebswirtschaft mit technischem Schwerpunkt an der TU München. Im vorigen Sommer brach er dann zu einem Auslandssemester auf, das er an einer Uni im Bundesstaat São Paulo bis Ende November absolvierte. Hierbei besuchte er Kurse aus dem Bereich Enwicklungspolitik. "Dieses Thema interessiert mich seit meinem Aufenthalt in Tansania besonders. Und die Beschäftigung damit hat mir neue Einblicke in entwicklungspolitische Konzepte gebracht", freut sich der Hochschüler.
Anschließend reiste er in den deutlich ärmeren Norden des Landes, in die Würzburger Partnerdiözese Óbidos. "Sie ist von der Fläche etwa halb so groß wie Deutschland. Trotzdem gibt es viel weniger Priester", hat er festgestellt.
"Immer ein offenes Ohr" Über Weihnachten besuchte der junge Mann die aus Hammelburg stammende Schwester Johannita Sell. Mit drei weiteren Schwestern lebt sie in Juruti Velho, in einem kleinen, einfachen Haus in einem kleinen Dorf an einem See. "Strom gibt es nur morgens und abends vom Generator. Das einzige Telefon der Stadt befindet sich in der Polizeistation, und selbst das ansonsten gut ausgebaute Handy-Netz deckt diese Gegend nur teilweise ab", berichtet Merz.
Er blieb ein paar Tage dort - Zeit genug, um vom Engagement der Schwestern tief beeindruckt zu sein.
"Ich konnte sehen, mit welchem Fleiß, welcher Demut und welcher Motivation sie ihre Arbeit verrichten", betont der Student. Die Frauen leiten verschiedene Freizeitgruppen, organisieren das Gemeindeleben, da nur selten ein Priester in die Gemeinden kommt, bilden die Katechisten weiter und haben immer ein offenes Ohr für jedermann. "Außerdem vertreten sie in größeren Organisationen die Rechte der Bevölkerung und der Natur", hat Philipp Merz erfahren.
Junge Leute von Straße holen In der Diözese Obdios möchte er noch bis Ende Februar bleiben, bevor es zurück nach Deutschland geht. "Hier arbeite ich in einem Jugendzentrum und helfe beim Informatikunterricht.
Außerdem erledige in der Diözesanverwaltung noch ein paar Büroarbeiten für den deutschstämmigen Bischof", schreibt der 23-Jährige.
Das Jugendzentrum ist ein Angebot für junge Leute, um sie von der Straße wegzubringen. Der zentrale Treffpunkt hat verschiedene Räume und einen Garten. Es wird Musik-, Tanz-, Theater- und Informatikunterricht angeboten. "Während der vergangenen Unterrichtsstunden habe ich der Lehrerin ein bisschen zur Seite gestanden", erzählt Merz.
Die Brasilianer hat er als meist gut gelaunte, offene und hilfsbereite Menschen kennen gelernt. "Sie nehmen meiner Meinung nach auch das Leben nicht ganz so schwer und ernst wie wir", hat der Deutsche festgestellt und ergänzt: "Allerdings sind in München bei 30 Grad an der Isar die Leute auch super drauf.
Und in Brasilien herrscht eine Jahresdurchschnittstemperatur von über 30 Grad."
Der Hammelburger wohnt in einem Zimmer am Bischofshaus. Keine Probleme hat er mit der brasilianischen Küche, die landestypischen Speisen schmecken ihm. "Sehr fleischlastig. Bohnen und Reis sind tägliches Grundnahrungsmittel. Am besten sind natürlich die Früchte und die daraus gemachten frischen Säfte", schildert er.
Familie und Freunde fehlen Obwohl er in Campinas im Süden sehr gute neue Freunde gewonnen hat, vermisst Philipp Merz eher Familie und Freunde als materielle Dinge. "Nur mein Handy und mein Computer, die mir geraubt worden sind, fehlen mir wirklich", gesteht er. Selbst am Amazonas gehören nämlich Whatsapp und Facebook-Messenger mittlerweile zum Kommunikationsalltag.