Für die Inszenierung von Schillers Räubern haben die Schüler des Hammelburger Frobenius-Gymnasiums das Stück immer wieder aufs Neue gestartet.
Alkohol, Drogen, Verbrechen und sogar Tote im Theaterstück des Frobenius-Gymnasiums - wie geht das mit Schillers Räuber zusammen? Die Adaption gewährt zunächst einen düsteren Einblick in die abgründigen Machenschaften zweier rivalisierender Gangs. Als die Situation eskaliert, wird alles wieder auf "Null" gestellt, die Geschichte beginnt erneut.
Im ursprünglichen Drama "Die Räuber" von Friedrich Schiller wird die Rivalität der gräflichen Brüder Franz und Karl geschildert - am Ende erhängt sich Franz und Karl übergibt sich der Justiz. Wie sollte da eine Fortsetzung aussehen? Die Theatergruppe ging einen gewagten Schritt weiter: Was, wenn Franz doch keinen Suizid begangen hat? Beide Brüder hätten sich reichlich vermehrt. Und fast 250 Jahre später, also jetzt, gibt es immer noch die gegensätzlichen Lager. Auf der einen Seite die "Franziskas", reiche, zickige Mädels, die nur nach Mode, Geld und schwerreichen Männern gieren. Das andere Lager sind die "Karlas", eine taffe unabhängige Gruppe, die kein Blatt vor den Mund nimmt.
Alles auf Null
Und so wurde, wie auch Stellvertretender Schulleiter Marco Korn eingangs bei der Begrüßung feststellte, "ein brandaktuelles Stück" gezeigt. Die "Franziskas" bereiteten sich auf eine wichtige Gala am Abend vor, um dort einen großen Auftritt zu haben. Doch die "Karlas" durchkreuzen die Pläne und kidnappen die Anführerin der "Franziskas" im Hotel. Zahlreiche Schaulustige, Fans der "Karlas", tummeln sich am Ort des Verbrechens. Zimmermädchen, Chauffeur und die "GSG9", die das Hotel stürmen möchten, verwickeln sich jedoch haarsträubend. "Alles auf Null" - heißt es da und das Stück beginnt von neuem. Auch das zweite Ende - die GSG9 stürmt erfolgreich das Hotel, tötet jedoch alle - war keine gute Lösung. Wieder auf Null. Das Stück beginnt zum dritten Mal - jetzt nur noch mit Musik hinterlegt. Kein Wort. Und dann funktioniert's: Die Rivalitäten sind beigelegt. Alle tanzen zum Ende ausgelassen zu John Lennons "Imagine": "Welcome to La La Land!" heißt die Devise.
Unterhaltende Situationskomik
Trotz der Wiederholungen gab es keine Längen im Stück. Die Schauspieler überzeugten in ihren Rollen mit perfekter Mimik und Gestik in einer passenden Umgebung - auch mit der entsprechenden Wortwahl. Situationskomik sorgte trotz düsterer Geschichte für Entspannung im Publikum. "Schrill und witzig. Ein überaus gelungenes Stück. Die Idee mit den Wiederholungen ist einfach genial", beurteilte Zuschauer Stefan Alt "Schillers Räubertöchter". Oberstudienrätin Eva-Maria Conrad, Leiterin der 36-köpfigen Theater-Gruppe, war ebenfalls voll des Lobes: "Das war heute eine besonders starke Truppe, die das Stück selbst auf die Beine gestellt hat."