Hilfe für "ein vergessenes Land"

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Rund 200 000 Flüchtlinge aus der Westsahara warten im Süden Algeriens auf ihre Rückkehr in die besetzte Heimat. Sie kämpfen mit Trockenheit und - wenn es mal regnet - mit Überschwemmung. Foto: Reinhard Beichel
Rund 200 000 Flüchtlinge aus der Westsahara warten im Süden Algeriens auf ihre Rückkehr in die besetzte Heimat. Sie kämpfen mit Trockenheit und - wenn es mal regnet - mit Überschwemmung. Foto: Reinhard Beichel
Gefragte Gäste: Uwe Tobaben wurde von Fernseh-Teams interviewt. Foto: Reinhard Beichel
Gefragte Gäste: Uwe Tobaben wurde von Fernseh-Teams interviewt. Foto: Reinhard Beichel
 
Beichel bei der Übergabe von Geschenken an einen Kindergarten. Foto: Reinhard Beichel
Beichel bei der Übergabe von Geschenken an einen Kindergarten. Foto: Reinhard Beichel
 
Vereinsmitglied Dirk Schmitt aus Schweinfurt mit einem Arzt. Foto: Reinhard Beichel
Vereinsmitglied Dirk Schmitt aus Schweinfurt mit einem Arzt. Foto: Reinhard Beichel
 
Reinhard Beichel bei der Durchsicht der Bilder aus Afrika. Foto: Ralf Ruppert
Reinhard Beichel bei der Durchsicht der Bilder aus Afrika. Foto: Ralf Ruppert
 
 
Foto: Reinhard Beichel
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Foto: Reinhard Beichel
Foto: Reinhard Beichel
 
Foto: Reinhard Beichel
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Foto: Reinhard Beichel
Foto: Reinhard Beichel
 
Foto: Reinhard Beichel
Foto: Reinhard Beichel
 
Foto: Reinhard Beichel
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Foto: Reinhard Beichel
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Reinhard Beichel bei der Durchsicht der Bilder aus Afrika. Foto: Ralf Ruppert
Reinhard Beichel bei der Durchsicht der Bilder aus Afrika. Foto: Ralf Ruppert
 
Foto: Reinhard Beichel
Foto: Reinhard Beichel
 

Drei Mitglieder des Vereins Afrika-Hilfe Franken waren in Flüchtlingscamps der Saharui im Süden Algeriens eingeladen. Nach einer Überschwemmung ist die Not dort groß.

Reinhard Beichel engagiert sich in vielen Bereichen: Pfarrgemeinde, Kirchenverwaltung und die Gesangs- und Instrumentalgruppe GuIG gehören zu den Hobbies des 64-Jährigen. Vor zwei Jahren kam ein weiteres dazu: Beichel trat dem Verein Afrika-Hilfe Franken bei. "Das ist mittlerweile meine zeitintensivste Nebentätigkeit", berichtet der 64-Jährige. Vor kurzem war er mit zwei weiteren Vereinsmitgliedern in der Westsahara, um Spenden zu übergeben und sich vor Ort ein Bild zu machen.
Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist eigentlich Tansania in Ost-Afrika. Auch dort war Beichel bereits - als Pfarrgemeinderatsvorsitzender während der Amtszeit von Pfarrer Michael Sell. Er informierte sich über die Arbeit des Kindergartens der Afrika-Hilfe Franken und einer Schule, die aus Deutschland unterstützt wird. "Einige Vereinsmitglieder sprechen fließend Kisuaheli", berichtet Beichel über die Verständigung vor Ort. Allen voran der Vorsitzende, Diakon Thomas Wollner, der selbst einige Jahre in Afrika lebte. Aber auch Kassier Uwe Tobaben aus Hammelburg, der auch für die Reisen zuständig ist.
"Die Reisen zahlen wir selbst", stellt Beichel klar. Das gewährleiste auch, dass sämtliche Spenden in Afrika für Hilfsprojekte eingesetzt werden. Lediglich die Beiträge der aktuell 54 Mitglieder stünden für Verwaltungsaufgaben zur Verfügung, etwa wenn Freiwillige, die im Kindergarten des Vereins mithelfen, den Flug nicht selbst übernehmen können.
"Die Mitglieder sind über ganz Deutschland verstreut", sagt Beichel. In den vergangenen Jahren habe sich aber Unterfranken und speziell Hammelburg als Schwerpunkt entwickelt. In der Stadt werden auch Kleider und Sachspenden gesammelt. "Da arbeiten wir gut mit den Flüchtlingshelfern zusammen." Gerade jetzt im Winter, wenn in Deutschland warme Kleider benötigt werden, bleibe noch genug für Afrika.
Für Beichel hängen die Arbeit des Vereins und die Flüchtlingsströme auch eng zusammen: "Wenn wir jetzt nicht dort helfen, stehen diese Menschen bald vor unserer Haustür", ist er sich sicher. Der Chefarzt des Krankenhauses im Flüchtlingscamp habe ihm das bestätigt: "Wir bleiben in der Hoffnung, eines Tages als freie Menschen in unser Land zurück zu kehren. Gehen wir jetzt hier weg, dann gehen wir für immer." Schon jetzt würden viele Jugendliche fliehen, weil sie keine Perspektive haben. Die meisten so genannten Saharaui leben in Spanien und Frankreich.


Hilfe zur Reparatur der Klinik

Der Verein Afrika-Hilfe Franken sieht sich als Nicht-Regierungsorganisation, die auf Probleme in Afrika aufmerksam macht. Auch deshalb kam der Kontakt in die West-Sahara zustande: "Das Land hat nur einen Waffenstillstand mit Marokko, völkerrechtlich ist es von vielen Ländern nicht anerkannt, darunter auch von Deutschland." Seit 40 Jahren fristen im Süden Algeriens fast 200 000 Flüchtlinge ihr Leben in Lagern. "Das ist ein vergessenes Land", sagt Reinhard Beichel. In Vorträgen will der pensionierte Lehrer nun dazu beitragen, dass die Probleme dort bekannter werden.
Verwenden kann er dazu seine Reiseerlebnisse, denn Beichel, Tobaben und Dirk Schmitt aus Schweinfurt waren als einzige Deutsche zu einer Feier in die Demokratische Arabische Republik Sahara eingeladen. Im Januar hatte der Verein dort ein von Unwettern schwer beschädigtes Krankenhaus reparieren lassen. Mitte August hat ein Sturm neue Schäden verursacht. Nun machten sich die drei Deutschen mit 3000 Euro, Verbandsmaterial, Kinderspielzeug und Schulmaterial im Gepäck auf den Weg ins Lager.
"Da kommt man nur hin wenn man eingeladen ist", berichtet Beichel über eine abenteuerliche Reise: Zunächst eineinhalb Stunden Flug nach Algier, dann ein Flug nach Tinduf im Süden Algeriens. Von dort ging es in UNHCR-Fahrzeugen weiter in die Flüchtlingscamps. "Für rund 25 000 Menschen gibt es einen einzigen Zahnarztstuhl, bei dem längst nicht mehr alles funktioniert", berichtet Uwe Tobaben. "Man lernt wieder mal, wie wertvoll Wasser ist", verweist Beichel darauf, dass er sich dort mit wenigen Bechern Wasser waschen musste.


Bitte um weitere Spenden

Allerdings gibt es auch das Gegenteil: Kurz nach der Abreise der Deutschen regnete es in Strömen: "Mehrere hundert Häuser, die aus Lehm gebaut sind, weichen auf und fallen ein", berichtet Tobaben. Unter anderem stürzte eine Wand der Kinderstation und der Notaufnahme des Krankenhauses ein. "Was für die Kinder ein großer Spaß sein mag, da sie noch nie in ihrem Leben so viel Wasser gesehen haben, ist für das Flüchtlingslager eine Katastrophe, deren Ausmaße noch nicht endgültig zu beziffern sind", berichtet Tobaben. Deshalb hofft der Verein nun auf neue Spenden: "Jeder Euro zählt." Zudem dränge die Zeit, weil der Verein am 6. Dezember eine Möglichkeit habe, Spenden direkt in die Westsahara zu schaffen.

Verein Der Verein Afrika-Hilfe Franken wurde am 1. Juni 2005 spontan anlässlich eines kleinen Afrikafestes in Raunheim gegründet. Die Kontakte nach Afrika sind unter anderem durch den Vorsitzenden Thomas Wollner, der selbst bereits in Afrika lebte, und einen in Afrika arbeitenden Missionar aus Hammelburg entstanden. Ziele des Vereins sind der direkte Dialog zwischen Menschen aus Deutschland und Afrika sowie die Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich.

Vorstand Vorsitzender ist Thomas Wollner aus Weißenburg, die 2. Vorsitzende Kirsten Sauer wohnt aktuell in London. Schriftführer Reinhard Beichel, Kassier Uwe Tobaben und einige weitere Vorstandsmitglieder stammen aus Hammelburg.

Spendenkonto Das Konto des Vereins Afrika Hilfe Franken bei der Flessabank hat die IBAN DE41 7933 0111 0000 3100 58. Wer speziell für die Westsahara spenden möchte, sollte das als Zweck angeben.

Info Weitere Informationen und Ansprechpartner gibt es auf der Homepage www.afrika-hilfe-franken.de.