Die Musikakademie schließt sich mit Partnern aus dem Bereich der Pflege zusammen, um spezielle Angebote zu entwickeln. Davon sollen nicht nur alte oder behinderte Menschen profitieren.
Hans-Jürgen Köster hat selbst zwar nie Musik gemacht, aber jetzt konzentriert er sich ganz auf den Rhythmus der Trommelgruppe "Sunoogo". Er begleitet deren Klänge mit seinem Rasselei. Köster ist aus dem AWO-Seniorenwohnheim in Bad Brückenau zu einem speziellen Begegnungsnachmittag an die Musikakademie gekommen.
Alte, demente und behinderte Menschen singen und musizieren gemeinsam. Gleich bei den ersten Takten des Liedes "Im grünen Wald, wo die Drossel singt" erinnert sich ein anderer betagter Herr an den Text - trotz seiner Demenzerkrankung. "Er wird durch die Musik sofort emotional angesprochen", erläutert Kuno Holzheimer von der Musikakademie.
Die Hammelburger Einrichtung hat sich mit dem Demenzzentrum Lichtblick Münnerstadt und der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverbandes zum Kompetenznetzwerk "Musik bewegt" zusammengeschlossen.
Zu den Unterstützern gehören auch die Lebenshilfe-Werkstatt Hammelburg und die Beratungsstelle für Volksmusik in Franken des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege.
Das Netzwerk will nicht nur gemeinsame Angebote entwickeln, sondern anderen Veranstaltern als Ansprechpartner dienen. Die erfahren zum Beispiel, worauf sie achten müssen, damit auch demente oder behinderte Menschen ein Konzert besuchen können. Schließlich seien alte Menschen eine zunehmende Zielgruppe, wie Holzheimer erklärt. Seminare für Pflegepersonal sind ein weiterer Ansatz.
"So kann das Pflegepersonal den Alltag singend gestalten, zum Beispiel mit einem Guten-Morgen-Lied", meint Franz Josef Schramm von der Beratungsstelle für Volksmusik. Denn: Viele Alte kennen das Repertoire an Volksliedern. "Wenn bei Demenzpatienten die Sprache versagt, ist Musik das einzige Kommunikationsmittel", sagt Daniela Wehner.
Die Beraterin von der Caritas-Fachstelle für pflegende Angehörige erklärt: Lieder weckten Erinnerungen und könnten dadurch das Selbstwertgefühl stärken. "Viele Lieder sind fest verankert wie das Vaterunser", ergänzt Sonja Scholz vom Demenzzentrum Lichtblick.
Diese positiven Wirkungen der Musik will das Netzwerk nutzen und andere dazu anregen, sie zu nutzen. Dabei muss es nicht allein um alte und demente Menschen gehen: Günstige Effekte gibt es ebenfalls bei Angststörungen und Depressionen, wie Holzheimer erklärt. In dem Netzwerk gebe jeder der Partner etwas dazu, das sei das Schöne daran. So gestaltet die Veeh-Harfengruppe der Lebenshilfe den Gottesdienst am Begegnungstag und die Trommelgruppe spielt zu Kaffee und Kuchen.
Der Begegnungstag, an dem mehr als 100 Personen teilnehmen, bildet den Auftakt der Zusammenarbeit. Weitere Veranstaltungen könnten folgen. Und weitere Einrichtungen können dem Netzwerk noch beitreten.