Früherer Frobenius-Schüler ist Hochschulpräsidenten

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Wolfgang Baier besucht sein früheres Gymnasium. Foto: Arkadius Guzy
Wolfgang Baier besucht sein früheres Gymnasium. Foto: Arkadius Guzy

Wolfgang Baier besuchte einst das Frobenius-Gymnasium. Heute steht er selber an der Spitze einer Bildungseinrichtung mit knapp 10 000 Studierenden.

Typisch ländliche Eigenheiten prägten die Schulzeit von Wolfgang Baier. "Der Lehrer hatte acht Klassen in einem Raum zu unterrichten", sagt er. In der zweiten Klasse war er unter seinen Mitschülern sogar der Einzige dieser Jahrgangsstufe. "Ich war allein im Klassenverband", erinnert sich Baier. Der 57-Jährige ist heute Präsident der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg.

Baier steht vor Zuhörern in der Aula des Frobenius-Gymnasiums. Auf Einladung des Freundeskreises der Schule berichtet er, wie ihn sein Lebensweg an die Spitze einer Fachhochschule mit acht Fakultäten und annähernd 10 000 Studenten führte.

Während der Zeit an der Volksschule in Neuwirtshaus, wo er aufwuchs, übte Baier eine Haltung ein, die ihn dabei begleitete.

Da er in der zweiten Klasse allein war, habe der Lehrer ihn nicht die ganze Zeit beschäftigen können. "So sagte der Lehrer, kümmere du dich um die Erstklässler. Also las ich zusammen mit ihnen", erklärt Baier. Er habe auch Gelegenheit gehabt, den Unterricht der höheren Klassen mitzuverfolgen, zum Beispiel Fächer wie Heimatkunde oder Erdkunde. Baier: "Da habe ich immer die Ohren gespitzt."

Dieser Blick über die eigenen Fach- und Disziplingrenzen hinaus zeichnet Baier seitdem aus. Ihn empfiehlt er auch allen Schülern: "Ich halte eine zu hohe Spezialisierung an den Schulen für nicht sinnvoll. "
Baier besuchte nach der Volksschule das Gymnasium in Münnerstadt und von 1972 bis 1975 das Frobenius-Gymnasium in Hammelburg. Trotz der dortigen humanistischen Orientierung und obwohl er so gut wie "kein Physik" gehabt hatte, studierte er Physik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er habe gemerkt, dass ihm sonst "was fehlt", sagt Baier. Er beruhigt die heutigen Abiturienten: "Am Anfang des Studiums versteht man meist gar nichts."

Eine Promotion in Festkörperphysik folgte. Fast stärker als das Physikstudium habe ihn aber die Beschäftigung bei der Handwerkskammer durchs Leben getragen, für die Baier Elektronikkurse gab. Denn dabei habe er selbst viel gelernt.

Bei der Firma Osram durchlief Baier verschiedene Abteilungen. Dabei suchte er auch immer wieder neue Aufgaben, die ihn die Fachgrenzen überschreiten ließen wie zum Beispiel die Kundenbetreuung. 1994 wurde Baier Professor an der Hochschule Regensburg, später Dekan und Vizepräsident und vor zwei Jahren Präsident.
Noch immer binden familiäre und freundschaftliche Beziehungen den Hochschulleiter an die Hammelburger Region. "Hammelburg ist ein Ruhepunkt für mich", meint Baier. Ein alter Freund aus der Schulzeit ist zum Beispiel Kreisheimatpfleger Roland Heinlein.

Ein anderer Abiturkollege in den Zuschauerreihen erwähnt spontan, dass man 1975 zusammen den Gustav-Heinemann-Preis gewonnen habe. Die Gymnasiasten hatten damals für eine Arbeit mit Zeitzeugen gesprochen, die in Hammelburg die Revolution von 1918/19 erlebt hatten.

Die Schüler engagierten sich aber auch sozial. Sie gaben Gastarbeiterkindern Deutschunterricht und betreuten am Nachmittag Sonderschüler - alles selbst organisiert und in Eigenregie. "Es lohnt sich, auch Dinge zu tun, die sich nicht direkt auszahlen", sagt Baier.