Peter Reuter vom Hofgut Sodenberg vertritt seit Kurzem deutschlandweit die Interessen der Schafzüchter. Die Aufgabe stellt nicht nur zeitlich eine Herausforderung dar. Denn die Schafhaltung hat ihre Eigenheiten.
Viel Fahrerei und Übernachtungen in Hotels warten auf Peter Reuter. Er wird seinen Betrieb wohl auch häufiger per Mobiltelefon leiten müssen. Vor nicht ganz einem Monat wurde der Schäfer vom Hofgut Sodenberg zum Vorsitzenden der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände gewählt. Er vertritt nun die Interessen der Schafhalter von Bayern bis Schleswig-Holstein.
"Es hat mir wegen des damit verbundenen Aufwands viel Kopfzerbrechen bereitet, aber ich habe mich letztlich entschieden, es zu machen", sagt Reuter. Reuter ist durch und durch Schäfer. Schon sein Vater und seine Mutter stammen aus einer Schafhalterfamilie ab. Reuter setzt sich energisch für diesen landwirtschaftlichen Zweig ein.
Kenner der Branche bescheinigen, dass der 53-Jährige als Landesvorsitzender bisher schon sehr rührig ist und viel erreicht hat. Den Landesverband Bayern leitet Reuter nach wie vor zusätzlich zu seiner neuen Aufgabe.
Dort hat er insbesondere den Informationsaustausch straffer organisiert. "Ich habe eine wöchentliche Telefonkonferenz der Vorstandsmitglieder eingeführt. Unter zwei Stunden kommen wir da nicht raus", erklärt Reuter. Kontaktpflege zur Politik und Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Gremien zählen zu den ständigen Pflichten des Vorsitzenden.
Reuter will die Politik und die Gesellschaft für die speziellen Probleme der Schafbetriebe sensibilisieren. Denn die Zahl der Halter gehe zurück. Und es fehle an Nachwuchs. Reuter legt Zahlen vor: Im Jahr 2000 gab es noch 114 Auszubildende in der Schafhaltung, 2012 nur noch 66. "Man kann alles importieren, die Landschaftspflege aber nicht", meint Reuter.
Die Schäfereien haben eine Doppelfunktion: Sie sind ein landwirtschaftlicher Produktionsbetrieb, und gleichzeitig bewahren die Tiere die Landschaft - zum Beispiel die ökologisch wertvollen Trockenrasen - vor Verwilderung.
Das solle bei der Förderung besser berücksichtigt werden. Denn mit der extensiven Beweidung allein, ist es nicht einfach, die vom Markt gewünschte Fleischqualität zu erreichen. Der Verbrauch liegt in Deutschland sowieso auf einem niedrigen Niveau. Reuter hat auch dazu eine Zahl parat: Demnach verzehren die Kunden hierzulande jährlich nur 0,9 Kilogramm Schaffleisch pro Kopf. "60 Prozent des Absatzes werden direkt vermarktet. Das gibt es in keinem anderen Zweig."
Die Schafhalter besitzen traditionell kaum eigene Flächen. Sie wandern mit ihren Tieren von Weide zu Weide. Daher sind sie auf ausreichend günstige Pachtflächen angewiesen.
Doch es gibt Konkurrenz durch Biogasanlagen, wie Reuter erklärt. Für den Maisanbau geht Grünland verloren. In der Vergangenheit, erzählt Reuter, war es anders. Schäfer waren auf den Feldern willkommen. Ihre Tiere düngten die Äcker. Reuter: "Im Ochsenfurter Gau gab es einst die meisten Schafe."
Und dann ist da noch der Wolf, mit dessen Auftauchen Reuter auch in der Region rechnet. "Der Wolf trifft auf eine ums Überleben kämpfende Schafhaltung", sagt der Vorsitzende. Er hat dazu einen Arbeitskreis reaktiviert und will mit Forderungen an die Politik treten.