Die vier unterfränkischen Initiativen stecken viel Energie in ihren Kampf gegen die Stromtrasse Südlink. Auch über die Ferien geht die Arbeit weiter. Vor allem wollen die Leitungsgegner eine Lücke in der Kampfgemeinschaft schließen.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem Markus Stockmann sich nicht mit der Stromtrasse Südlink beschäftigt. Auf drei bis vier Stunden täglich - häufig abends - schätzt der Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) "Der Gegenstrom" den Aufwand. Rund 1500 E-Mails habe die BI bisher geschrieben: Anfragen und Forderungsbriefe an Politiker und Behörden, Informationen für Mitglieder und Medien.
Dazu kommt regelmäßig extra Aufklärungsarbeit, wenn von irgendwoher eine neue Meldung in die Welt gesetzt wird. So geschehen vor wenigen Tagen, als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Änderungen für die Südost-Trasse ankündigte. "Ich hatte mehrere Anfragen von regionalen und überregionalen Medien", sagt Stockmann. Doch mit Südlink habe die Südost-Trasse nichts zu tun.
Die Strecken würden aber verquickt, was auch bei den Mitgliedern für Verwirrung sorge.
Demonstration in Berlin So geht der Kampf weiter - auch in den Ferien. Die BI "Der Gegenstrom" ist wie die Initiativen "Ortsteile Schondra gegen Südlink", "Sinntal gegen die Stromtrasse" und "A 7 Stromtrasse - Nein" mit Ständen bei verschiedenen Veranstaltungen präsent. Die BI "Der Gegenstrom" will in den kommenden Tagen mit einem Faltblatt an die Einwohner des Marktes Elfers hausen treten. Darin sind noch einmal ihre Argumente gegen die Stromtrasse kurz zusammengefasst: Gefährdung des Tourismus, mögliche Gesundheitsbeeinträchtigungen, Wertminderung von Häusern und Grundstücken.
Für September rechnet Stockmann mit einer weiteren Informationsveranstaltung des Netzbetreibers Tennet, in der das Ergebnis der Bürgerbeteiligung von Anfang Juni präsentiert wird.
Außerdem soll es Anfang September eine Demonstration vor dem Wirtschaftsministerium in Berlin geben.
Das Ziel der Bürgerinitiativen ist nach wie vor, die Stromtrasse Südlink generell zu verhindern. Es gehe nicht um eine Alternativstrecke. "Man wird gelegentlich mit dem Vorwurf konfrontiert, wir wollten nur eine Verschiebung", sagt Ingo Queck von der BI "Sinntal gegen die Stromtrasse" mit Blick auf den Landkreis Main-Spessart. Um den Protest noch weiter auszubauen drängen die Initiativen darauf, dass sich auch in Oberthulba eine Gruppe gründet. Bürgermeister Gotthard Schlereth (CSU) sei zwar gegen die Trasse engagiert, man könne es aber nicht allein dem Bürgermeister überlassen, meint Stockmann. Und auch Queck sowie Reiner Morshäuser, Vorsitzender der BI "Ortsteile Schondra gegen Südlink", finden: Je mehr Initiativen, desto besser.
So könnten Kenntnisse der örtlichen Gegenbenheiten stärker eingebracht werden.
Als Initialzündung für die Gründung einer Initiative soll am 18. September eine Informationsveranstaltung des Bund Naturschutz in der Mehrzweckhalle in Oberthulba dienen. Fachreferenten werden über die Energiewende und den Netzausbau sprechen.
Dorfgemeinschaft hält zusammen Die Vorsitzenden der vier Initiativen treffen sich alle vier Wochen, um ihr Vorgehen abzusprechen. Die Zusammenarbeit ist auch Sebastian Röder, Sprecher der BI "A 7 Stromtrasse - Nein" in Wasserlosen, wichtig. Denn im Landkreis Schweinfurt ist Südlink kein landkreisweites Thema, wie er bestätigt. Das liegt wohl daran, dass Südlink den Landkreis nicht komplett durchschneidet und der Endpunkt Grafenrheinfeld feststeht, vermutet er.
So vermisst Röder eine deutliche Positionierung des Schweinfurter Landrats Florian Töpper (SPD). Stockmann dagegen lobt den Einsatz des Kissinger Landrats, Thomas Bold (CSU).
Die vier unterfränkischen Initiativen zählen eigenen Angaben nach bisher insgesamt rund 700 Mitglieder. "Es beteiligen sich auch Bürger, die man sonst wenig sieht", erklärt Stockmann. Allein das wertet er als Erfolg für die Dorfgemeinschaft. "Wir können die Bürger gut organisieren."